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Gefährliche Wahrheit - Rice, L: Gefährliche Wahrheit

Gefährliche Wahrheit - Rice, L: Gefährliche Wahrheit

Titel: Gefährliche Wahrheit - Rice, L: Gefährliche Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Marie Rice
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Bronze und hellem Braun. Als sie jedoch unter einen der Deckenstrahler trat, wurde ihr Haar mit einem Schlag lebendig, eine Explosion leuchtender Farben.
    Sie lächelte Feinstein an, aber in ihrem Lächeln lag eine Melancholie, eine Traurigkeit, als ob sie schon viele Male in das Herz der Welt gesehen hätte, nur um festzustellen, dass es kalt und schwarz war.
    Drake erkannte diesen Blick. Er sah ihn jeden Morgen im Spiegel.
    Sie war die Schlichtheit in Person: kein Make-up, kein Schmuck, keine modische Kleidung. Aber genau so sollte es auch sein, weil sie von einer beinahe extravaganten Schönheit war. Schmuck würde das Auge nur von ihrem Porzellanteint ablenken, von den grünblauen Augen, den perfekten hohen Wangenknochen, dem vollen, ernsten Mund.
    Ein kühler Luftzug, ein Klingeln. Drei Leute betraten die Galerie: zwei Männer und eine Frau, die augenblicklich von der Kunst an den Wänden angezogen zu werden schienen, sich vor die Bilder stellten und begannen, Hmmm-Laute von sich zu geben.
    Die perfekte Tarnung.
    Drake beschrieb langsam einen Kreis, ohne auch nur einen Laut zu verursachen, bis er direkte Sicht auf die Stücke hatte, die Grace dem Galeriebesitzer zeigte, ein Blatt nach dem nächsten.
    Wahre Wunder. Das war es, was sie dem Besitzer zeigte. Gottverdammte Scheißwunder, jedes einzelne.
    Zeichnungen von so ziemlich allem, was auf Erden existierte. Die Frau schien alles zu zeichnen, was ihr vor die Augen kam. Außerdem hatte sie auch noch Bilder aus dem Reich der Fantasie dabei, als ob die Welt für ihre Vorstellungskraft nicht ausreichte, darunter der liebevoll ausgestaltete Drache auf einem Hügel, so fein wie eine klassische chinesische Zeichnung.
    Zwei kleine Jungen im Central Park. Ein Polizist auf dem Rücken eines Pferdes, mit durchgedrücktem Rücken, die Augen starr geradeaus gerichtet, auf alles vorbereitet. Ein Hotdog-Verkäufer, der mit einem flüchtigen Lächeln auf den Lippen zur Seite blickte. Rosen in einer Kristallvase, die kurz vor dem Verblühen standen, ein Blütenblatt gerade im Moment des Fallens eingefangen.
    Eines nach dem anderen legte sie ihre Bilder Feinstein vor, der sie sorgfältig studierte, ohne dass seine Miene auch nur das Geringste verraten hätte. Wenn Drake der Besitzer dieser Galerie gewesen wäre, wäre er vor Freude an die Decke gesprungen und hätte sofort sein Scheckbuch gezückt.
    Aber so wurden Geschäfte nun mal nicht abgeschlossen. Niemand wusste das besser als Drake. Man verhält sich zurückhaltend und bietet stets unter Wert. Zeige niemals, was du auf der Hand hast. Lasse niemals zu, dass Gefühle einen Geschäftsabschluss beeinträchtigen. Aber diese Kunst existierte jenseits aller Geschäftsregeln.
    Sie war pure Magie.
    Dabei war das noch nicht alles.
    Sie reichte das eine Ende der Rolle Feinstein und begann rückwärtszugehen, sodass sie das Werk nach und nach entrollte. Sie lächelte, während Feinstein die Augen aufriss.
    Da keiner von beiden auf ihn achtete, erlaubte sich Drake einen genauen Blick – und vergaß eine Sekunde lang zu atmen.
    Was sie da ausrollten, war der Küstenverlauf von Manhattan, jedes architektonische Detail in schwarzer Tinte wiedergegeben. Immer mehr wurde aufgerollt, jeder Strich an jedem Gebäude präzise und perfekt. Er betrachtete jeden Zentimeter der Arbeit und konnte sogar sein eigenes Gebäude erkennen. Nur der oberste Stock, das Penthouse, in dem er lebte, war zu sehen. Sämtliche Einzelheiten waren vollendet wiedergegeben. So etwas hatte er noch nie zu Gesicht bekommen.
    Hatte sie Monate auf einem Boot verbracht, vor Manhattan vor Anker gelegen und gezeichnet? Die Feinheit der Striche war bemerkenswert, ohne jeden Fehler.
    Endlich hatte sie es komplett abgerollt und hielt das Ende fest. Das Bild war wenigstens vier Meter lang, jedes Detail formvollendet.
    Die drei Neuankömmlinge sammelten sich um das Werk, stießen Oohs und Aahs aus, wanderten langsam daran entlang, den Blick wie hypnotisiert auf die Miniaturküste gerichtet, und wiesen einander auf bekannte Gebäude hin.
    Feinstein zog den Streifen etwas strammer, damit sie besser sehen konnten, und Drake erlitt fast einen Herzanfall. Scheiße, nur ein kleines bisschen mehr Druck, und das Papier würde reißen und eine unersetzbare Kostbarkeit wäre verloren.
    Drake konnte sich nur mit Mühe beherrschen, sich nicht auf der Stelle auf den Galeriebesitzer zu stürzen. Er musste seinen Muskeln bewusst befehlen stillzuhalten und hoffte nur, dass Feinstein genug

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