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Gefährliche Wahrheit - Rice, L: Gefährliche Wahrheit

Gefährliche Wahrheit - Rice, L: Gefährliche Wahrheit

Titel: Gefährliche Wahrheit - Rice, L: Gefährliche Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Marie Rice
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schon zig Jahre her war, seit er Dinge begehrt hatte, so war es noch nie der Fall gewesen, dass er Menschen begehrt hatte. Keine spezifischen Menschen.
    Er hatte keine Geliebten, er hatte Sexpartnerinnen.
    Er hatte keine Freunde. Er hatte Angestellte.
    Er stellte ein, wer in seinem Job der Beste war, bezahlte ihm mehr als den Marktpreis und ließ ihn tun, was er am besten konnte.
    Frauen kamen und gingen, hielten sich nur selten länger als ein oder zwei Nächte in seinem Leben auf. Er bezahlte nicht für Sex. Das musste er auch nicht. Die Frauen, die in sein Bett kamen, verstanden sehr gut, was er zu bieten hatte. Am nächsten Morgen erhielten sie immer ein kleines Dankeschön, das abwechselnd von Tiffany, Fendi oder Armani kam.
    Eine Frau in sein Leben zu lassen – gesetzt den Fall, er wollte eine haben, was nicht der Fall war – , wäre reiner Wahnsinn.
    Schließlich hatte es einen Grund, dass er so viel in seine Sicherheit investiert hatte. Er hatte Feinde. Schlaue, skrupellose Feinde, einige noch aus der Zeit von vor zwanzig Jahren. Eine Frau, für die er etwas empfand, könnte sich genauso gut gleich eine große Zielscheibe auf die Stirn malen. Sie wäre ein schneller, einfacher Weg, all seine Verteidigungsmaßnahmen zu durchbrechen; das am leichtesten verwundbare Ziel in seiner Welt.
    Es gab keine Frau, die bereit wäre, unter seiner schweren Sicherheitsdecke zu leben. Sie könnte nirgendwo alleine hingehen, könnte nicht einmal selber einkaufen, geschweige denn spazieren gehen, denn er würde todsicher unter keinen Umständen erlauben, dass seine Frau sich zum Ziel machte.
    Und was wäre der Sinn, wenn sie sich alle Kleider und Juwelen kaufen könnte, die sie nur wollte, sich aber nie mit ihnen zeigen dürfte?
    Von Kindern gar nicht zu reden.
    Gott, schon die Vorstellung, ein Kind zu haben, ließ ihn in Schweiß ausbrechen. Er hatte zu viele Kinder einen gewaltsamen Tod sterben sehen. Er würde verrückt werden, wenn irgendwo dort draußen in dieser kalten, grausamen Welt sein Kind herumliefe, ein Ziel für jeden, der auf Rache aus war.
    Gelegentlicher Safer – sehr Safer – Sex mit wechselnden Partnerinnen war der intimste Kontakt, den er je mit einem anderen menschlichen Wesen hatte. Er erinnerte sich kaum an die Frauen, die schon einmal sein Bett geteilt hatten. Wenn er die Augen schloss, fielen ihm einige kleine Details ein: ein Muttermal auf der Unterseite einer Brust, eine rasierte Scham, hübsche Knie, ein künstlerisches Tattoo. So was halt.
    Aber das war auch schon alles. Die Frauen, zu denen diese Details gehörten – weg. Er konnte sich weder an ihre Stimmen noch an ihre Namen erinnern. Sobald er sie gefickt hatte, waren ihre Gesichter schon aus seiner Erinnerung verschwunden.
    Aber an ihr Gesicht erinnerte er sich. Oh ja. An jede Kleinigkeit.
    Alles an ihr war so perfekt. Einfach … perfekt. Große Augen von der Farbe der See, Haare, in deren glänzenden Tiefen sich tausend Farben zu verbergen schienen, helle, perfekte Haut.
    Und über dem Ganzen ein Anflug von Melancholie.
    Sie hatte ihn verhext. Sie hatte keine Ahnung, dass er überhaupt existierte, aber ihr Dasein allein reichte aus, um sein Leben zu erfüllen.
    Grace Larsen war also ihr Name, und sie kam jeden zweiten Dienstagnachmittag in die Feinstein Gallery, wie Drake bald herausgefunden hatte. Sobald er nach Hause gekommen war, hatte er sich darangemacht, alles über sie in Erfahrung zu bringen. Und darum war Drake nun auch jeden zweiten Dienstagnachmittag dort. In einer schmalen Gasse, in den Schatten, versteckt und allein, blickte er durch ein kleines Fenster, von dem aus er nur einen Teil der Galerie einsehen und nur hin und wieder einen kurzen Blick auf Grace erhaschen konnte.
    Es war Dummheit, es war Wahnsinn, aber er hätte nicht darauf verzichten können, selbst wenn jemand eine Waffe auf seinen Kopf gerichtet hätte.
    So wie es gerade passierte.
    Jetzt würde er den entsetzlich hohen Preis für seine Dummheit bezahlen.
    Beim Klang der Kugel, die in die Kammer glitt, reagierte er instinktiv. Sein Hörvermögen war ausgezeichnet, darum war er in der Lage, den Ort zu berechnen, an dem sich die Waffe befand. Ungefähr einen knappen Meter hinter ihm und geringfügig zu seiner Rechten.
    Alles schien in Zeitlupe abzulaufen, obwohl sich sein Körper schneller bewegte, als er denken konnte, instinktiv und brutal. Ihm blieben immer noch die Bruchteile einer Sekunde, ehe der Abzug durchgedrückt werden konnte, genug Zeit, um sich aus

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