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Gefährliche Wahrheit - Rice, L: Gefährliche Wahrheit

Gefährliche Wahrheit - Rice, L: Gefährliche Wahrheit

Titel: Gefährliche Wahrheit - Rice, L: Gefährliche Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Marie Rice
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Ahnung hatte, um gerade mit so viel Kraft zu ziehen, dass der Streifen nicht riss.
    Sonst würde Drake ihn in Stücke reißen.
    Augenblick mal! Woher war denn dieser Gedanke gekommen? Feinstein war ein behäbiger älterer Mann mit den typischen Altersflecken auf den weichen Händen. Ein Kunstgaleriebesitzer, um Gottes willen! Drake griff Zivilisten nicht an und ganz sicher würde er nicht über einen älteren Herrn herfallen, vor allem da er ihn intuitiv freundlich behandelt hatte und mit dieser bemerkenswerten Künstlerin befreundet war.
    Aber trotzdem. Eine Sekunde lang, als er fürchtete, dieser wunderbare Papierstreifen würde zerstört werden, konnte er fühlen, wie sich seine Hände um den Hals des Mannes schlossen, samt Doppelkinn. Er hätte nicht die geringste Chance gehabt. Drake wusste seit seinem zehnten Lebensjahr, wie man einem Menschen das Genick brach, und mit den Jahren war er nur noch geschickter geworden.
    Das Trio schlurfte an dem Papierstreifen entlang, einer wies den anderen mit aufgeregter Stimme auf bekannte Sehenswürdigkeiten hin.
    „Franco“, sagte die Frau geziert, die rot bemalten Lippen formten das O am Namensende, „das würde doch einfach göttlich aussehen in deinem Studio, findest du nicht? An der gelben Wand.“
    „ Sì, cara .“ Franco schüttelte bewundernd den Kopf. „Ich würde es mit einem ganz einfachen Rahmen versehen, um nicht von den klaren Linien abzulenken. A giorno .“
    Nein! Mein! Drake musste die Lippen fest aufeinanderpressen, sonst hätte er die Worte hinausgeschrien.
    Sie hallten in seiner Brust wider, rollten wie große Granitfelsen durcheinander und prallten von seinen Rippen ab.
    Mein.
    Er konnte sich nicht erinnern, wann er etwas zum letzten Mal so sehr begehrt hatte.
    Er war jetzt schon seit langer Zeit reich. Es gab nichts Materielles, was er sich nicht kaufen konnte. Nichts. Ihm war sogar schon einmal ein eigenes Land angeboten worden, eine winzige Insel. Eigentlich eher ein kleiner Landflecken, der sich kaum über das Wasser erhob, aber trotzdem.
    Er besaß einen ganzen Wolkenkratzer in Manhattan, dazu Villen rund um die Welt. Er hatte teure Flugzeuge, teure Autos, teure Kleidung, teure Frauen … obwohl er in letzter Zeit die Nase voll gehabt hatte von Sex.
    Es war schon Jahre her, dass er dieses Brennen in der Brust gefühlt hatte, das bedeutete, dass er etwas unbedingt haben wollte. In seiner Kindheit war dieses Gefühl im Winter besonders stark gewesen, wenn er sich nach einem warmen Zimmer gesehnt hatte. Oder immer wenn er den Duft aus einem Restaurant in die Nase bekam und sein leerer Magen knurrte.
    Wie er damals begehrt hatte. Diese Heftigkeit. Aber das war lange her, ein ganzes Leben lang.
    Die Intensität seiner Begierde bestürzte ihn, das Echo des verzweifelten Verlangens eines Kindes im Kopf eines Mannes.
    In seinem Kopf war einiges in Bewegung, als er dieses neue, unerwartete Verlangen zu begreifen versuchte. Manchmal kam es ihm vor, als ob schon die Vorstellung von Verlangen vollständig aus seinem Leben verschwunden wäre, und er hieß es vorsichtig erneut willkommen. Ein alter Feind, der sich irgendwie in einen Freund verwandelt hatte.
    Er betrachtete noch einmal die Wände um sich herum und wusste, dass er alles haben musste, was dort hing. Ölgemälde, Aquarelle, Zeichnungen. Alles. Es musste alles ihm gehören, es gab keine andere Möglichkeit.
    Es würde anonym geschehen müssen, durch einen seiner zahlreichen Anwälte, mithilfe einer seiner Strohfirmen.
    Er wandte den Kopf leicht zur Seite, dorthin, wo Grace Larsen die drei möglichen Käufer und Feinstein beobachtete, die vollen Lippen zu einem kleinen Lächeln verzogen. Er glaubte zu wissen, dass sie nicht sehr oft lächelte. Was er gut verstand, da er es auch nicht tat.
    Die grauen Winterwolken draußen mussten sich wohl geteilt haben, denn mit einem Mal war Grace Larsen von Licht überflutet, das ihre Haut leuchten ließ und ihrem glänzenden Haar ein unglaubliches Farbenspiel entlockte. Sie stand in der Mitte eines Rechtecks aus Licht, das auf den Parkettfußboden gemalt zu sein schien, wie auf einer Bühne.
    Feinstein begann den Streifen wieder aufzurollen. Er warf ihr einen Blick zu und sagte mit ruhiger Stimme: „Sehr gut, meine Liebe. Bravo!“
    Sie neigte nur kurz den Kopf – ein Ritter, der das Lob eines Königs entgegennahm.
    Wieder dröhnte das Wort mein durch Drakes Kopf, laut widerhallend, sodass es ihn vor Überraschung beinahe umgehauen hätte. Wenn es auch

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