Gefährliche Wahrheit - Rice, L: Gefährliche Wahrheit
waren sie innerhalb von Sekunden am Auto angekommen. Grace entriegelte die Türen mit der Fernbedienung schon aus zwei Metern Entfernung. Anstatt zur Tür auf der Fahrerseite zu eilen, öffnete sie zuerst die Beifahrertür.
Drake schüttelte den Kopf, wollte widersprechen. Wenn ihnen der Feind auf den Fersen war, musste sie zuerst einsteigen und wenn nötig ohne ihn losfahren.
Er versuchte, ihr das mitzuteilen. „Steig … zuerst … ein.“ Seine Lungen flatterten, seine Stimme war heiser. Er klammerte sich mit zitternden Fingern an den Türrahmen.
Sie beachtete ihn gar nicht, stieß und drückte nur so lange an ihm herum, bis er halb in den Wagen hineinfiel. Sie schob seine Beine hinterher, warf den Koffer hinein, knallte die Tür hinter ihm zu und rannte zur Fahrerseite.
Er achtete darauf, dass das Vehikel stets fahrbereit und aufgetankt war. Sobald sie den Zündschlüssel umdrehte, startete der Motor mit lautem Röhren, und Grace setzte augenblicklich aus der Parklücke zurück, riss das Lenkrad mit einem Ruck herum und raste auf die Ausfahrt zu.
Nach einigen Fehlversuchen gelang es Drake, sich anzuschnallen. Alles verschwamm vor seinen Augen. Er musste so schnell wie möglich alles Weitere in die Wege leiten.
Nachdem Grace aus der Tiefgarage auf die Straße geschossen war und wild hin- und herschleudernd nur mit Mühe einem entgegenkommenden Bus ausgewichen war, zog Drake das Handy heraus und bemühte sich, mit zusammengekniffenen Augen die Zahlen zu erkennen. Mit zitternden Händen tippte er eine Nummer ein, die er auswendig kannte. Er hatte sich sämtliche Zahlen eingeprägt, die er brauchte – Handynummern, Bankkonten. Sie waren nirgendwo niedergeschrieben, existierten nur in seinem Kopf.
Sofort meldete sich jemand. „Boss“, sagte eine tiefe Stimme.
Vor Erleichterung wäre Drake beinahe zusammengesackt. Grigori, sein bester Pilot.
Es schneite heftig, und der Empfang war nicht sehr gut. Drake blieben noch ungefähr ein, zwei Minuten, aber was er zu sagen hatte, war sehr einfach.
„Grigori … “
Ein schwerer Brocken Metall knallte auf die Motorhaube, prallte ab und hinterließ eine tiefe Beule. Grace kreischte und verlor für einen Moment die Gewalt über den Wagen. Dann fiel noch ein Stück rot glühendes Metall vom Himmel herab und noch eines. Ein lang gezogenes Rechteck aus Stahl folgte. Das Blatt eines Hubschrauberrotors.
Jemand hatte den Helikopter auf dem Dach in die Luft gejagt. Instinktiv war Drake in Richtung Boden geflohen, und wieder einmal hatten sich seine Instinkte als zuverlässig erwiesen.
Grace steuerte den schlingernden Wagen mit aufgerissenen Augen und bleichem Gesicht ziellos über die Straße. „Was ist passiert?“, schrie sie.
Drake streckte die Hand aus, um ihren Arm zu berühren. Es gelang ihm nicht. Er versuchte es noch einmal. Bei seiner Berührung wandte sie sich kurz zur Seite, um gleich darauf ihre ganze Aufmerksamkeit wieder auf die weiße, eisige Straße vor ihnen zu konzentrieren. Sie war auf dem Fahrersitz ganz nach vorne gerutscht, wirkte panisch und umklammerte das Steuer mit ihren Händen, an denen die Knöchel vor Anstrengung weiß hervortraten. Sie war keine sehr gute Fahrerin, aber es musste gehen. Drake war nicht in der Lage, sich hinters Steuer zu setzen.
„Ist schon okay“, sagte er zu Grace und drückte ihren Arm. Sie antwortete nicht, presste nur die Lippen aufeinander und nickte, die Augen auf die gefährliche Straße vor sich gerichtet.
Drake nahm das Handy wieder ans Ohr. Es fühlte sich an, als ob es zehn Tonnen wöge. „Grigori, hören Sie gut zu. Sie müssen … die Gulfstream 4 … abflugbereit halten. Ich komme … mit einem weiteren Passagier. Weiß noch nicht … wann ich da bin. Bleiben Sie … beim Flugzeug.“
„Ja, Boss“, erklang Grigoris tiefe Stimme. Drake war erleichtert. Und wenn es ein Jahr dauern würde, zum Flugplatz in Tampa zu kommen, würde Grigori dort warten, mit einem bestens gewarteten Flugzeug, das innerhalb von Minuten startklar sein würde.
Vor sein Gesichtsfeld schoben sich schwarze Streifen.
Seine Hand lag immer noch auf Grace’ Arm. „Grace. Meine Geliebte.“
Sie wendete den Blick nicht von der Straße ab, bemüht, den Wagen in der Spur zu halten, nickte aber. Sie hörte ihm zu.
„Wir müssen so schnell wie möglich nach Tampa, Florida. Bleib nicht stehen, es sei denn, es ist unumgänglich. Dort wartet ein Flugzeug auf uns.“
„Nein! Bist du verrückt ? Du bist verwundet, Drake. Du verlierst
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