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Gefährliche Wahrheit - Rice, L: Gefährliche Wahrheit

Gefährliche Wahrheit - Rice, L: Gefährliche Wahrheit

Titel: Gefährliche Wahrheit - Rice, L: Gefährliche Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Marie Rice
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noch vom Regen durchnässt. Es fühlte sich an, als ob sie einen kleinen Ofen berührte. Die Hitze kroch ihren Arm hinauf.
    Plötzlich drehte Drakes Hand sich um, bis seine Finger die ihren umfassten. Sein Griff war warm und fest, aber nicht zu fest.
    Überrascht musterte Grace Drakes Gesicht. Es war vollkommen ausdruckslos und wirkte so ruhig, als ob er tief und fest schliefe. Nicht das geringste Anzeichen, dass er bei Bewusstsein war. Und doch hielt er jetzt ihre Hand.
    Ben lächelte, während er Drakes Schulter nähte.
    Grace riskierte einen Blick. Die Wunde sah schon viel besser aus, nachdem Ben sie mit einer ordentlichen, geraden Naht geschlossen hatte.
    Jetzt, wo seine Schulter nicht mehr eine einzige blutige Wunde war, sodass sie die Augen abwenden musste, betrachtete sie auch den Rest von Drakes Oberkörper. Sie hätte schon tot sein müssen, um es nicht zu tun.
    Einen Körper wie den seinen hatte sie noch nie zu Gesicht bekommen. Solange er bekleidet war, fielen einem lediglich die ungewöhnlich breiten Schultern auf, doch jetzt, wo er von der Taille aufwärts nackt dalag, konnte sie sehen, was sie vorher nur hatte vermuten können, als er auf dem Gehweg vor der Galerie auf ihr gelegen hatte.
    Der Mann war die reine, geballte männliche Kraft. Er hatte nicht die künstlich aufgeblasene Muskelmasse eines Wrestlers oder Bodybuilders. An seinem Körper befand sich nicht ein Gramm Fett, sodass sie tatsächlich die Faserung des Muskelgewebes unter seiner Haut erkennen konnte. Sie kannte sich in Anatomie aus und konnte die einzelnen Muskeln sehen, wie sie übereinanderlagen, zusammenarbeiteten. Er musste unglaublich schwer trainieren, um so mächtige Muskeln zu bekommen.
    Er wirkte beinahe erschreckend kräftig. Sie hatte gesehen, wie schnell er sich bewegen konnte, wie tödlich er im Kampf war, wie geschickt im Umgang mit einer Waffe. Dieser Mann wäre ein furchtbarer Feind.
    Aber er war nicht ihr Feind. Ganz sicher nicht in diesem Moment. Jetzt war er nur ein verletzter Mann, der ihre Hand hielt, um daraus Trost zu ziehen.
    Ben schnitt den letzten Faden durch und begann die Wunde mit Gaze zu bedecken.
    Sie drückte Drakes Hand leicht. „Alles wird wieder gut“, murmelte sie. „Die Wunde sieht schon viel besser aus, jetzt, wo Ben sie genäht hat. Machen Sie sich keine Sorgen, bald geht es Ihnen wieder gut.“
    Sie kam sich ziemlich albern vor, wie sie da mit einem Mann sprach, der sie nicht hören konnte. Und doch … sein Griff um ihre Hand verstärkte sich etwas – ein warmer Druck, so leicht, dass sie ihn sich hätte einbilden können, aber das hatte sie nicht. Sie saß ruhig da, seine Hand in der ihren, in der Hoffnung, ihm ein wenig Trost spenden zu können.
    Als Ben sich schließlich wieder aufrichtete, war Grace’ Kopf schon beinahe auf ihre Brust herabgesunken. Gott, war sie müde! Am liebsten hätte sie den Kopf auf die Liege sinken lassen, wäre eingeschlafen und hätte sich einfach der Dunkelheit hingegeben, aber sie konnte es sich noch nicht leisten, sich auszuruhen. Zuerst galt es, irgendwie die Fahrt nach Hause zu überstehen. Wie sollte sie eigentlich nach Hause kommen? Ihre Handtasche war weg. Sie hatte weder für den Bus noch für ein Taxi Geld. Vielleicht könnte sie ja jemanden überreden, sie zu fahren.
    Nach Hause. Nichts wünschte sie sich mehr, als nach Hause zu fahren. In der vertrauten Umgebung Trost finden, sich eine Tasse Tee machen und ein heißes Bad nehmen. Zu versuchen, den Anblick von Harolds explodierendem Kopf zu vergessen. In aller Abgeschiedenheit um ihn trauern und ihre Wunden versorgen.
    Ihre Augen taten weh, ihr Gesicht tat weh, ihr Kopf tat weh.
    Ihr Herz tat weh.
    Es fühlte sich an, als ob ein Loch ins Universum gesprengt worden wäre, durch das Ungeheuer eingedrungen waren. Ungeheuer, die eine Frau angriffen und sie dazu benutzten, um an einen Mann heranzukommen, und die einem anderen Mann den Kopf wegschossen.
    Jedes Mal wenn sie die Augen schloss, sah sie Harolds Tod vor sich, genauso plastisch wie in dem Moment, in dem es passiert war. Und jedes Mal begann ihr Herz wild zu schlagen. Sie war seit ihrer Kindheit an den Gedanken gewöhnt, dass es auf der Welt keine Gerechtigkeit gab. Die Tatsache, dass Harold freundlich war und ein wunderbares Auge für Kunst besaß, bot in dieser Welt keinen Schutz. Überhaupt keinen. Trotzdem fiel es ihr schwer, seinen brutalen Tod hinzunehmen. Es war nicht leicht, sich die Welt ohne Harold vorzustellen.
    Dabei besaß Grace

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