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Gefährliche Wahrheit - Rice, L: Gefährliche Wahrheit

Gefährliche Wahrheit - Rice, L: Gefährliche Wahrheit

Titel: Gefährliche Wahrheit - Rice, L: Gefährliche Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Marie Rice
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sowieso schon wenig genug in ihrem Leben. Die guten Dinge konnte sie an einer Hand abzählen. Ihre Kunst, Harold, ihre wenigen anderen Freunde, ihre Wohnung. Um diese paar Dinge drehte sich ihr ganzes Leben, und eines von ihnen – für sie in jeder Hinsicht von immenser Bedeutung – war jetzt verschwunden, ausgelöscht in einem Blutbad.
    Ihre Augen brannten, doch sie weigerte sich, die Tränen fließen zu lassen. Das sparte sie sich für einen späteren Zeitpunkt auf, wenn sie endlich zu Hause war. In ihrer Kindheit hatte sie auf die harte Tour gelernt, ihre Tränen zu beherrschen und dass man sie besser nur dann vergoss, wenn man allein war.
    Sie sehnte sich nach der Sicherheit ihres Zuhauses. Es war nicht luxuriös, ganz im Gegensatz zu diesem Penthouse, soweit sie es nach den wenigen Blicken beurteilen konnte, die sie darauf geworfen hatte: die sechs Meter hohen Decken, die flauschigen Teppiche und die Kunst überall.
    Ihr Zuhause war bescheiden. Das Extravaganteste daran war das Oberlicht in ihrem Atelier, das so viel Licht hereinließ, wie Manhattan zu bieten hatte. Es war einfach, ja, sogar sparsam dekoriert, aber mit lauter Bildern vollgestopft, an denen sie arbeitete. Und sie sehnte sich danach, wie sich ein Verdurstender nach Wasser sehnt.
    Hier fühlte sie sich nackt und schutzlos. Trotz all ihrer Bemühungen zitterten ihre Hände, selbst die, die Drake mit seiner warmen Hand umschlossen hielt. Sie zitterte am ganzen Leib.
    Ben gab Drake gerade eine Spritze – ein Antibiotikum, wie sie vermutete. Er war fertig. Sie war versorgt, Drake war zusammengeflickt – sie konnte gehen.
    Sie stand auf. „Äh, Ben?“
    Er hatte sich mit lautem Klatschen die Handschuhe ausgezogen und legte die Instrumente jetzt in einen Autoklav. „Ja?“
    „Ich frage mich gerade, ob … also, wenn es nicht zu viele Umstände macht … “
    Er wandte sich um und sah sie mit seinen hellblauen Augen offen an. „Brauchen Sie etwas?“
    Grace hasste es, andere um einen Gefallen zu bitten. Hasste es. Als sie ein Kind war, hatte es niemanden gegeben, den sie um einen Gefallen hätte bitten können, und als Erwachsene zog sie es vor, niemals jemanden um etwas bitten zu müssen. Auf diese Weise wurde sie wenigstens nicht enttäuscht. Aber jetzt war sie gezwungen, um Hilfe zu bitten.
    Sie fühlte schon, wie ihr Gesicht rot anlief. „Ich, ähm, ich müsste Sie um einen Gefallen bitten. Könnten Sie mir vielleicht Geld leihen, damit ich ein Taxi nach Hause nehmen kann? Oder mich von jemandem hier fahren lassen? Meine Handtasche ist … “ In die Luft gesprengt worden , hätte sie beinahe gesagt, tat es aber dann doch nicht. „Verloren gegangen. Und jetzt muss ich irgendwie nach Hause kommen.“
    „Okay“, sagte Ben. „Ich bin sicher, Drake wird … “
    Drakes Augen öffneten sich schlagartig. „Auf gar keinen Fall“, sagte er mit seiner tiefen, ruhigen Stimme.

5
    Scheiße, Scheiße, Scheiße !
    Rutskoi klappte sein Handy lautstark zu und schmetterte es gegen die Wand der Wohnung, die er unter falschem Namen in der Bowery gemietet hatte. Es zersprang in tausend Teile, die klappernd zu Boden fielen. Im Waldorf wären sie auf den üppigen Teppich mit Rosenmuster gefallen, und dort hätte es Zimmermädchen gegeben, die den Dreck weggemacht hätten. Aber er hatte das Waldorf verlassen müssen. Als er zum operativen Teil seiner Mission übergegangen war, hatte er die weiche Welt des luxuriösen Lebens hinter sich gelassen und war in die eiserne Welt des Krieges eingetreten.
    Drakes Chauffeur hatte ihn im Waldorf abgeholt, also wusste Drake, wo Rutskoi wohnte. Wenn Rutskoi dumm genug gewesen wäre, dort zu bleiben, wäre sein Leben keinen Pfifferling mehr wert.
    Drakes Rache war stets schnell und tödlich.
    Rutskoi hatte bereits in dem Moment gewusst, dass es so weit kommen würde, in dem sich die große Eingangstür zu Drakes Wolkenkratzer mit hörbarem Klicken hinter ihm geschlossen hatte. Er war so sicher gewesen, dass Drake Ja zu ihm sagen würde – verdammt, der Mann brauchte einen Stellvertreter! – , dass er die Konsequenzen eines Neins gar nicht durchdacht hatte.
    Er hatte sich soeben einen der tödlichsten Männer auf dem Planeten zum Feind gemacht. Er brauchte Hilfe. Allein konnte er es mit Drake nicht aufnehmen, das wäre Selbstmord. Und wenn es eines gab, das Rutskoi wusste, dann, dass er leben wollte.
    Und zwar auf großem Fuß.
    Darum hatte er Enrique Cordero angerufen. Cordero hatte im Grunde genommen den Waffenhandel

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