Gefährliche Wahrheit - Rice, L: Gefährliche Wahrheit
wäre es beinahe so weit gewesen.
Er umklammerte den Wannenrand mit aller Kraft, als der Schmerz in seiner Schulter aufflammte. Nichts allzu Schlimmes. Ben hatte ihm etwas gegeben, das den Schmerz dämpfte, ohne ihn der Bewegungsfähigkeit seiner Hand und seines Armes völlig zu berauben. Außerdem war Schmerz bedeutungslos. Den Schmerz zu ignorieren, war die erste Lektion gewesen, die er in seinem Leben gelernt hatte.
Den größten Schmerz fügte in diesem Moment seine pralle Erektion seinem Körper zu, bei dem Gedanken an die nackte Grace in seinem Zuhause. Er hatte mehr Nächte, als er zugeben wollte, damit verbracht, sich beim Gedanken an sie einen runterzuholen. Die Erinnerung an die flüchtigen Eindrücke, die er von seinem Beobachtungsposten in der Gasse von ihr erhascht hatte, waren ausreichend gewesen, um einen Steifen zu bekommen. Dabei waren dies nur kurze Momente gewesen, während sie mit Harold Feinstein in seiner Galerie sprach, durch eine dicke Glasscheibe von ihm getrennt. Er hatte gar nicht wissen können, wie erstaunlich weich ihre Haut war, wie schon die bloße Berührung ihrer Haut seinen Puls nach oben trieb, wie sich jede einzelne Zelle seines Körpers in ihrer Gegenwart nach ihr ausrichtete, so wie Eisenspäne bei einem Magneten.
Gott – wie schön sie war! Sie war klug und tapfer und freundlich, aber vor allem war sie so verdammt wunderschön. Sie war von einer Schönheit, die sich durch nichts unterdrücken ließ. So schmutzig und tropfnass sie gewesen war, voller Blut und von oben bis unten mit Dreck verschmiert, hatte ihr Anblick ihm doch immer noch den Atem geraubt.
Alles an ihr schien exklusiv für ihn geschaffen worden zu sein, angefangen mit ihren Augen, den schönsten Augen, die er je gesehen hatte: groß, etwas schräg stehend, weder blau noch grün – exakt die Farbe des Mittelmeers zur Mittagszeit.
Oder ihre Brüste, die sich unter ihrem durchnässten Pulli deutlich abgezeichnet hatten. Es war ebenfalls deutlich zu sehen gewesen, dass sie keinen BH trug, weil sie ihn nicht brauchte. Ihre Brüste waren einfach perfekt.
Grace Larsen war verflucht gefährlich. Schon der Wunsch, sie zu sehen, hatte ihn in Lebensgefahr gebracht, und jetzt begann ein Großteil von ihm zu begreifen, wie viel sie ihn kosten würde.
Alles. Alles, was er sich aufgebaut und wofür er gearbeitet hatte – verloren. Sie würde ihn alles kosten, was er hatte, einschließlich seines Lebens, wie er es kannte. Vierunddreißig Jahre seiner Existenz – einfach fort.
Allerdings konnte er seinem bisherigen Leben nicht nachtrauern, weil dafür in seinem Kopf nicht genug Platz war. In diesem Augenblick war das intensivste Gefühl in seinem Körper die pralle Angespanntheit zwischen seinen Schenkeln. Er blickte an sich hinab – oh ja, er war so hart wie Stein.
Er legte die unverletzte Hand auf seinen Schwanz und bewegte sie probehalber einmal von der Wurzel bis zur Spitze, während er sich vorstellte, es wäre Grace’ Hand, die ihn hielt. Die Intensität seiner Gefühle hätte ihn beinahe aus der Badewanne katapultiert. Oh Gott!
Seine Kiefer verkrampften sich. Manchmal machte er es sich selbst, wenn es zu viel Mühe bedeutet hätte, sich eine Frau zu suchen. Er empfand das als angenehm und entspannend. Aber sich in diesem Moment zu berühren, wo er ihr Bild noch so frisch im Sinn hatte, er sie aus nächster Nähe hatte betrachten dürfen … Es fühlte sich beinahe an, als ob diese eine Bewegung ihn eine ganze Hautschicht gekostet hätte.
Auch die nächste Bewegung erzeugte dermaßen intensive Gefühle, dass er die Zähne zusammenbeißen musste. Er hatte sie gesehen, sie berührt, dieselbe Luft wie sie eingeatmet. Da fiel es ihm gar nicht schwer, sich vorzustellen, mit ihr im Bett zu sein. Wie sie ihn aus ihren glänzenden, tiefgründigen Augen ansah, nackt auf seinem Bett liegend, und ihre Beine für ihn öffnen würde. Er konnte es mit geschlossenen Augen vor sich sehen, er konnte es fühlen .
Er spürte, wie ihre Arme ihn umschlangen, fühlte den zarten Hauch ihres Atems, als er sich auf sie legte. Sie war bereit für ihn: weich und feucht, denn in diesem Tagtraum wollte sie ihn genauso sehr wie er sie, was bedeutete, dass ihr Spalt für ihn lüsterne Tränen vergoss, so wie er für sie.
Er würde sofort in sie hineinstoßen, denn wenn er auch eigentlich als kontrollierter Liebhaber bekannt war, hatte er nicht das Gefühl, noch irgendetwas unter Kontrolle zu haben. Er würde sich auf sie legen, ihre
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