Gefährliche Wahrheit - Rice, L: Gefährliche Wahrheit
Gott, sie musste den Verstand verloren haben, denn sie nahm ihm das ab. Jedes Wort. Sie hatte den Eindruck, dass er nur selten sein Wort gab, aber wenn er es tat, dann hielt er es. Wow, vielleicht hatte sie ja tatsächlich eine Gehirnerschütterung. Forschend blickte sie ihm noch einige Sekunden lang in die Augen, fand aber nichts als Aufrichtigkeit, eine leichte Traurigkeit und einen gewissen Schmerz.
Allen Widrigkeiten zum Trotz glaubte sie ihm.
„Okay. Es tut mir leid, dass ich gefragt habe, aber das musste ich einfach tun.“ Ihr fiel ein riesiger Stein vom Herzen.
Er neigte noch einmal den Kopf. „Ich verstehe vollkommen.“
Langsam und sachte hob er ihre Hand von seiner Brust, führte sie an seinen Mund und drückte einen sanften Kuss auf den Handrücken. Sogar sein Mund war heiß, und die leichte Berührung seiner Lippen hinterließ einen kleinen Flammenkranz auf ihrer Hand.
Ihr Körper erblühte.
Als sie scharf die Luft einsog, ließ er ihre Hand wieder los.
Sie tastete blindlings hinter sich und ergriff den glänzenden Messingknauf. „Dann werde ich jetzt mal, ähm, ein Bad nehmen. Und ich denke, Sie sollten sich hinsetzen, jetzt gleich. Haben Sie Schmerzen?“
Ihre Frage schien ihn zu erstaunen, seine Augen weiteten sich kurz. „Nichts, womit ich nicht fertig werde. Machen Sie sich nur keine Sorgen um mich. Sie nehmen jetzt ein schönes heißes Bad und entspannen sich. Sie haben heute eine ganze Menge mitgemacht. Ich werde selbst ebenfalls ein Bad nehmen, in einem anderen Zimmer. Und hier … “ Er fuhr mit der Hand in die Hosentasche und hielt ihr auf seiner großen, schwieligen Handfläche irgendein elektronisches Gerät hin, das sie sorgfältig musterte. Es war glatt und glänzend und ohne auffällige Merkmale bis auf einen großen Knopf an der Seite. „Nehmen Sie das hier mit, und legen Sie es in Reichweite neben die Badewanne. Sollten Sie ein Schwächegefühl verspüren, etwa durch das heiße Wasser, drücken Sie einfach auf den Knopf, und ich komme. Verschließen Sie nicht die Tür. Ich komme, so schnell ich kann.“
Na ja, sie würde vollkommen nackt in dieser Wanne liegen, daher bestand nicht die geringste Chance, dass sie diesen Knopf drücken würde. Sie war ja auch schon ein großes Mädchen. Sollte ihr tatsächlich schwindlig werden, würde sie einfach die Wanne verlassen. Trotzdem ergriff sie das eine Ende des Apparats, damit er zufrieden war. Er hielt das andere Ende fest. Sie waren durch ein Stück Plastik verbunden.
„Rufen Sie mich, wenn Sie mich brauchen.“ Seine Stimme klang eindringlich. In seinem Kiefer zuckte ein Muskel, so als ob er die Zähne zusammenbisse, um sich davon abzuhalten, noch mehr zu sagen.
Sie betrachtete die Linien seines Gesichts – harsch, stark, vollkommen verschieden von jedem Mann, dem sie je begegnet war – und ihr wurde etwas Schreckliches klar. Etwas, das die Grundfesten ihrer Welt erschütterte.
Oh Gott.
Sie fühlte sich zu diesem Mann hingezogen. Mit aller Macht. Leidenschaftlich.
Das war vollkommen irrsinnig. Offenbar hatte die Tatsache, dass auf sie geschossen worden war, sie den Verstand verlieren lassen. Das war die einzige mögliche Erklärung. So etwas war ihr noch nie passiert. Noch nie! Sie musste mit einem Mann im Bett sein, damit ihr Körper auf die Art und Weise reagierte, wie er es eben bei der bloßen Berührung seiner Lippen auf ihrer Hand getan hatte.
Eine heiße Welle hatte sie von Kopf bis Fuß überspült, und es war ganz gewiss keine schnöde Hitzewallung gewesen. Es war der reine Wahnsinn. Als ob er ihren Blutkreislauf einfach nur dadurch beschleunigt hätte, indem er ihre Hand geküsst hatte. Genau genommen musste es genau so gewesen sein, da auch ihr Herzschlag sich beschleunigt hatte und jetzt so heftig hämmerte, dass es ein Wunder war, dass er es nicht hörte. Zentren der Hitze pulsierten heiß in ihren Brüsten und zwischen den Beinen. Als seine Lippen die Haut ihrer Hand berührt hatten, hatte sich alles zwischen ihren Beinen zusammengezogen. Es war das erste Mal, dass ihr so etwas passiert war, daher dauerte es einige Sekunden, ehe sie es als das erkannte, was es war: Begehren.
Sie begehrte einen Mann, der ihr Furcht einflößte. Sie wusste nichts über ihn, außer dass er reich und mächtig zu sein schien. Mächtig genug, dass Männer auf ihn schossen. Mächtig genug, um über Männer zu verfügen, die ihn mit Waffengewalt verteidigten.
Ihrer Erfahrung nach waren reiche, mächtige Männer widerwärtige
Weitere Kostenlose Bücher