Gefährliche Wahrheit - Rice, L: Gefährliche Wahrheit
Mund, dessen Winkel sich ein wenig nach unten verzogen hatten. Schönheit und Anmut. Und Mut. Eine Frau von großem Wert. Er hätte nie erwartet, sie jemals vor dieser Tür stehen zu sehen.
Drake streckte die Hand nach der Tür aus, einem wunderschönen Mahagonifurnier über rostfreiem Stahl, und berührte eine kleine Glasfläche. Er drückte den Daumen darauf, und ein hellgrünes Licht leuchtete auf. Dann öffnete sich die Tür mit einem leisen Surren und glitt in die Wand.
Grace beobachtete, wie die Tür verschwand, blickte zu ihm auf und wartete auf seine Erlaubnis, eintreten zu dürfen. Hinter der Tür lag nichts als Dunkelheit, was einem das Gefühl gab, vor einer riesigen Höhle zu stehen. Es war der größte Raum in der ganzen Wohnung, und die Dunkelheit war undurchdringlich schwarz.
Es musste getan werden.
Drake legte ihr die eine Hand auf den Rücken und schob sie behutsam vor, während er mit der anderen den Lichtschalter betätigte, der die Kronleuchter einschaltete. Es gab drei Stück – aus Murano – , die den ganzen Raum und dessen Inhalt erstrahlen ließen.
Grace neben ihm schnappte hörbar nach Luft. Er verstärkte seinen Griff um ihren Ellenbogen, während ihre Knie nachgaben.
8
Enrique Cordero lebte in Crown Heights, der Heimat der Bloods. Cordero selbst war Mitglied dieser Gang gewesen, ehe er seine eigene Gang aufgebaut hatte, eine professionelle Organisation, die sich ungefähr eine Million Meilen über den Köpfen der Straßengangs befand, wenn er auch hin und wieder einige der alten Gangmitglieder für seine Zwecke einsetzte.
Zwar hatte er nicht die leicht erregbaren jungen Rabauken, aus denen sich die Bloods zusammensetzten, dazu benutzt, Drake zu schnappen, aber so wie diese Aktion abgelaufen war, hätte er es ruhig tun können.
Verdammte Amateure!
Rutskoi hatte eine ganz schöne Wut entwickelt, als er schließlich bei Corderos Haus eintraf. Oder besser gesagt: bei seinem Anwesen. Knapp dreitausend Quadratmeter mit einem Haus in der Art einer mexikanischen Hazienda, die man ein paar Tausend Kilometer nördlich in ein weniger mildes Klima verpflanzt zu haben schien. Das Anwesen wurde von einer mehr als einen halben Meter dicken Betonmauer eingefasst, durch die nur ein einziger Weg hineinführte. Ein riesiges, blankes Stahltor war an dem Punkt in die Mauer eingelassen worden, der am weitesten von der Straße entfernt war. Man war also gezwungen, diese ganze Strecke um die Mauer herumzufahren, den ganzen Weg über von Überwachungskameras verfolgt, und dann einem Monitor zu erklären, wer man war und was man wollte.
Corderos Torwächter zögerte gerade lange genug, dass es als Beleidigung gelten konnte, und ließ Rutskoi ganze fünf Minuten warten. Dann hörte Rutskoi endlich das laute metallische Klicken, das ihm verriet, dass sich das elektronische Schloss des Tors geöffnet hatte. Langsam schwangen die riesigen Stahlflügel auf, und Rutskoi fuhr mit seinem Mietwagen hinein.
Arschlöcher , dachte er säuerlich.
Der innere Hof war so hell erleuchtet wie ein Gefangenenlager, mit gewaltigen Fünfhundert-Watt-Scheinwerfern in jeder Ecke. Er musste sich schon beherrschen, nicht am Ende noch die Augen mit seiner Hand abzuschirmen, da er Corderos Männern diese Genugtuung nicht gönnte. Die grellen Lichter ruinierten seine Nachtsicht, was auch die Absicht dahinter war. Nur mit Mühe konnte er zwei riesige, stämmige Gestalten ausmachen, die wie Gorillas in Jeans und Parkas den Eingang zum Haus flankierten und ihn mit nahezu brutaler Deutlichkeit sahen.
Cordero kam sich ja so schlau vor, aber fünf seiner Männer hatten Drakes Entführung vermasselt. Er hatte ihm diesen verfluchten Drake auf einem verdammten Silbertablett geliefert, und sie hatten ihn mit kaum einem Kratzer davonkommen lassen. Dieser Gedanke machte ihn immer noch genauso scheißwütend wie vor fünf Stunden.
Rutskoi stieg aus dem Wagen aus, hielt die Hände in die Höhe, zum Beweis dafür, dass er unbewaffnet war, und blieb vor der Tür stehen. Die beiden Kerle filzten ihn verdammt gründlich, tasteten sogar seine Eier und die Arschritze ab. Das war ihr gutes Recht, schließlich konnte ein Terrorist gut vier, fünf Pfund Plastiksprengstoff in seiner Unterhose verstecken, aber Rutskoi war kein Terrorist, und das wussten sie. Es war ein reines Machtspielchen, und vermutlich stammte die Anweisung dazu direkt von Cordero, diesem Idioten.
„Sie können reingehen“, knurrte einer der Gorillas.
„Ich hoffe, ihr habt es
Weitere Kostenlose Bücher