Gefährliche Wahrheit - Rice, L: Gefährliche Wahrheit
Kinder um – in Tschetschenien durfte man sie nicht verschonen, die kleinen Scheißer kamen praktisch schon mit Kalaschnikows in der Hand auf die Welt – , aber er zog es vor, es nicht zu tun.
Corderos Blick schweifte zu dem Sideboard ab, auf dem verschiedene Flaschen standen. Er rutschte auf der Couch nach vorne und versuchte aufzustehen, war dazu aber nicht in der Lage, da ihm sein Gleichgewichtssinn vollkommen abhandengekommen zu sein schien. Der Kerl war widerlich. Was hatte sich Rutskoi bloß dabei gedacht, sich mit einem so erbärmlichen Wurm zu verbünden?
Rutskoi traf eine rasche Entscheidung, wie es ein Soldat in der Schlacht tun würde. „Geben Sie mir zehn Millionen Dollar.“
Corderos Kopf fuhr mit einem Ruck zu ihm herum. „ ¿Qué?“
„Sie haben mich gehört. Geben Sie mir zehn Millionen Dollar, und ich schaffe Ihnen Drake für alle Zeit vom Hals. Und ich will nicht einmal einen Anteil an seinem Geschäft haben. Das gehört allein Ihnen. Sie können Drakes Imperium übernehmen und mit einem Streich der mächtigste Mann auf diesem Gebiet werden, und ich verschwinde für immer von der Bildfläche. Zehn Millionen Dollar sind nichts. So viel macht Drake in einer Woche. Und selbst wenn Sie nicht all seine Geschäfte abstauben, werden Sie hier keinen Konkurrenten mehr haben. Dann sind Sie der King, für immer. Einen Mann wie Drake gibt es nur alle paar Generationen einmal. Sie werden reich und mächtig sein, ohne Konkurrenz, für den Rest Ihres Lebens.“
Corderos listige Äuglein begannen zu glänzen. Rutskoi konnte sehen, wie sich all die kleinen Rädchen in seinem Gehirn zu drehen begannen. Mit diesen Worten hatte Rutskoi Cordero soeben seinen geheimen Traum in den Kopf gesetzt: Wenn Drake verschwunden war, würde er die Branche wieder ganz allein beherrschen.
„Fünf.“ Cordero kniff die Augen zusammen. Ein Rinnsal aus Schweiß lief aus seinem groben schwarzen Haar hinab durch die Bartstoppeln auf seiner Wange.
„Zehn“, entgegnete Rutskoi mit fester Stimme. „Plus Spesen. Ich werde jede Menge Ausrüstung und Schmiergelder brauchen. Ich will eine schwarze Kreditkarte und die zu dem Namen darauf passenden Papiere. Und ich will zehn Millionen auf mein Bankkonto in der Schweiz. Im Voraus. Ich verspreche Ihnen, dass Drake verschwindet, dass ich ihn höchstpersönlich erledigen werde. Ich kenne ihn. Ich weiß, wie er denkt. Ich kenne ihn, seit er zwanzig war. Ich bin vermutlich der einzige Mann auf der ganzen Welt, der dies schaffen kann.“
„Ruso“, sagte Cordero langsam. „Wie kann ich Ihnen trauen? Ich gebe Ihnen zehn Millionen Dollar, und Sie verschwinden. Glauben Sie denn, ich bin verrückt?“
„Drake ist sich nicht sicher, was Sie angeht, aber er weiß , dass ich in den Anschlag verwickelt war. Solange er am Leben ist, ist mein Leben keinen Pfifferling wert. Er wird hinter mir her sein, gar keine Frage. Also muss ich ihn loswerden, aus reiner Notwehr. Ich könnte vielleicht verschwinden, ein Weilchen von der Bildfläche verschwinden, aber Sie nicht. Ihr Geschäft ist hier. Er wird kommen und Sie sich holen, daran besteht nicht der geringste Zweifel. Und Sie sind nicht in der Lage, mit ihm fertig zu werden, das haben wir ja gesehen. Ihre fünf Männer waren nicht imstande, ihn auszuschalten. Aber ich kann das. Ich kenne ihn. Ich kenne ihn gut. Wir haben zusammengearbeitet, wir haben sogar schon Seite an Seite gekämpft. Ich kenne seine Gewohnheiten, und ich habe diesen Spitzel. Geben Sie mir genug Geld, um den Job zu erledigen, und ich schaffe Ihnen Drake vom Hals. Sie bleiben den nächsten Monat über hier, rühren sich nicht vom Fleck, verlassen das Gelände nicht, und ich serviere Ihnen Drakes Kopf auf einem Silbertablett. Nicht um Ihretwillen, sondern um meinetwillen. Und dann verschwinde ich für alle Zeit.“
Rutskoi sah deutlich, wie sich die Gier auf Corderos Gesicht ausbreitete. Es war eine klassische Win-win-Situation. Cordero konnte es sich leisten, mal einen Monat lang nichts zu tun. Er könnte die ganze Zeit high sein und jede Stunde einen Blowjob bekommen, während sich Rutskoi darum kümmerte, Drake auszuschalten. Was waren für ihn schon zehn Millionen, damit der Weg frei gemacht wurde, Drakes Reich zu übernehmen, oder zumindest, um Drake aus dem Weg zu räumen? Nichts.
„Okay“, sagte Cordero schließlich. Er streckte die Hand aus. Rutskoi ergriff sie. „Abgemacht.“
Corderos Hand war weich, schlaff und feucht. Sie fühlte sich an, als ob man eine
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