Gefährliche Wahrheit - Rice, L: Gefährliche Wahrheit
murmelte Cordero zur Begrüßung. Er war nie imstande gewesen, Rutskois Namen auszusprechen, nannte ihn einfach „den Russen“. Er war damit beschäftigt, sich mit zitternden Händen eine Zigarette anzuzünden, und atmete den Rauch tief ein. „Das ist nicht so gut gelaufen, was? Wir werden es in zwei Wochen noch mal versuchen.“
Rutskoi musste alle Willenskraft zusammennehmen, um Cordero nicht auf der Stelle die Fäuste in sein blödes, degeneriertes Gesicht zu schmettern. Es dauerte einen Moment, ehe er mit gleichmütiger Stimme antworten konnte. „Vergessen Sie’s! Das wird nicht noch mal funktionieren. Wir werden keine zweite Chance bekommen. Er wird nie wieder in diese Gasse zurückkehren, darauf können Sie sich verlassen. Sie hatten Ihre Chance und Sie haben’s vermasselt.“
Corderos Augen weiteten sich, als er Rutskois Tonfall hörte. Er inhalierte noch einmal tief den Rauch der Zigarette, während er sich auf die rot aufglühende Spitze konzentrierte, und legte die Stirn in Falten. „So können Sie nicht mit mir reden, Ruso. Wir wissen doch gar nicht genau, was passiert ist. Kann gut sein, dass meine Männer verraten wurden und Drake schon auf sie gewartet hat. Seine Männer waren jedenfalls verdächtig schnell da.“
Rutskoi fühlte eine Ader in seiner Stirn pochen. „Seine Männer waren so schnell da, weil er nur die Besten beschäftigt. Sie sind schnell, und sie sind gut.“ Im Gegensatz zu Ihren zweitklassigen Rowdys. „In diesem Augenblick wird er besser bewacht als der Arsch einer Jungfrau, und er ist dabei herauszufinden, wer hinter ihm her ist, und dann ist er hinter uns her. Wir sind so gut wie tot.“
Corderos dunkle Augen glänzten. „Nicht, wenn wir ihn zuerst kriegen.“ Er beugte sich vor, um seine Zigarette in einem überquellenden Aschenbecher auszudrücken, wobei er beinahe das Gleichgewicht verloren hätte. Dann ließ er sich auf die Couch plumpsen, lehnte den Kopf zurück und schloss die Augen. „Ich bin dafür, dass wir diesmal ernst machen. Keine Entführung oder so ein Mist. Das nächste Mal geht’s darum, ihn auszuschalten.“
Rutskoi setzte sich neben ihn. Seine Nasenflügel weiteten sich, als ihn ein überwältigender Geruch einhüllte: schätzungsweise eine halbe Flasche teures Rasierwasser, stechender Zigarettenqualm und das schwere, moschusartige Aroma von Sex. „Was meinen Sie damit?“
„Sie hatten doch Informationen. Irgendjemand in seiner unmittelbaren Umgebung, der bereit war, ihn zu hintergehen. Benutzen Sie den einfach noch mal.“
„Jemanden dazu zu bringen, mir ein kleines Detail über Drakes Terminkalender zu verraten, ist etwas ganz anderes, als jemanden zu einem Mord anzustiften. Die Leute, die für Drake arbeiten, werden strengstens überprüft. Und vermutlich haben sie eine Heidenangst vor dem Kerl.“
Cordero wedelte abwehrend mit den Händen. „Niemand ist gegen Geld immun.“ Er senkte die Stimme zu einem Gemurmel à la Marlon Brando und wackelte mit den Augenbrauen. „Machen Sie ihm ein Angebot, das er nicht ablehnen kann.“ Er lachte so lange über seinen eigenen Witz, bis das Lachen sich in ein trockenes Husten verwandelte.
„Oh Mann, Cordero!“
„Ich mein’s ernst, Ruso. Scheißen Sie den Typ mit Geld zu. Oder besser noch, finden Sie raus, ob Drake Frauen beschäftigt, die bei ihm sauber machen, und kidnappen Sie deren Familie, sodass sie ein Mikro reinschmuggeln. Oder besser noch eine Bombe. Was soll der ganze Scheiß! Wir schaffen uns den Mistkerl ein für alle Mal vom Hals, und dann beherrschen wir beide, Sie und ich, Ruso, die ganze Welt.“
Du kannst dich ja nicht mal selbst beherrschen , dachte Rutskoi verärgert. Wie willst du da die Welt beherrschen?
Trotzdem … Rutskois Gedanken überschlugen sich. Noch nie zuvor hatte jemand Insiderinformationen über Drake gehabt. Ob es wohl möglich war, seinen Informanten dazu zu überreden, noch einmal den Mund aufzumachen? Gegen entsprechende Bezahlung?
Oder besser noch, jemand vom Reinigungspersonal. Gar keine üble Idee. Er war in Drakes Hauptquartier gewesen. Es gab multinationale Konzerne mit weitaus kleineren Büros als die, die Drake ihn hatte sehen lassen. So viel Platz war auf jeden Fall gleichbedeutend mit jeder Menge Angestellter, die sieben Tage die Woche dort schufteten.
Wenn sein Informant nicht mitspielte, konnte Rutskoi die Kinder eines der Hausmädchen kidnappen. Allerdings hoffte er, dass es dazu nicht kommen würde. Wenn es sein musste, brachte er auch
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