Gefährliche Wahrheit - Rice, L: Gefährliche Wahrheit
sich nicht mehr darum sorgen, Nahrung und Schutz zu finden, und das war auch schon eine ganze Weile nicht mehr der Fall. Jetzt leitete er völlig allein ein Imperium. In seinem Kopf waren jederzeit riesige Mengen von Informationen präsent, eine enorme Ansammlung von Fakten und Zahlen, die sich ständig verschoben und neu zusammenfügten. In seiner Welt bewegten die Dinge sich schnell, und daher tat er es auch.
Aber in diesem Moment war das anders. Jetzt herrschte Frieden in seinem Kopf, ein stiller, goldener, ruhiger Teich des Friedens, eine willkommene Stille, die ihm gestattete, den Augenblick zu genießen, einen Augenblick, der so selten wie nahezu unbegreiflich war. Kein hektisches Rauschen der Betriebsamkeit, kein gnadenloses Summen von Berechnungen, keine sich überstürzenden Gedanken. Nur Stille und Wärme.
Er blickte hinunter. Grace musterte ihn mit ruhigen blaugrünen Augen, die Mundwinkel leicht nach oben gezogen. Als ob sie lächeln wollte, sich seiner Stimmung aber nicht sicher war.
Seine Stimmung war großartig. Er lächelte auf sie hinab, spürte, dass sich selten benutzte Muskeln in seinem Gesicht bewegten, und war entzückt, als sie sein Lächeln strahlend erwiderte.
So etwas hatte er noch nie erlebt, so einen gelassenen, ruhigen Moment, Haut an Haut, Herz an Herz. Wenn er eine Frau in den Armen hielt, bedeutete das für gewöhnlich, dass er sie fickte. Sonst gab es nur noch das Aus- und das Anziehen. Nach dem Sex verbrachte er nur selten noch länger Zeit mit dieser Frau.
Warum eigentlich? Warum war er immer so in Eile gewesen? In diesem Augenblick lag so etwas Köstliches, entspannt und aufregend zugleich. Nicht besser als Sex, auch nicht schlechter, einfach nur … anders. Und gut.
Sie zappelte ein wenig hin und her, direkt über seiner enormen Erektion. „Du, ähm, also, wie es scheint … “
„Ja, das bin ich.“ Sein Lächeln wurde breiter. Es fühlte sich so merkwürdig an zu lächeln. „Aber das ist schon okay. Wir werden uns schon bald wieder lieben, darauf kannst du dich verlassen.“ Ihre Haut färbte sich rosa. Was für eine hübsche Farbe, wie das Morgenrot über einem weißen Berggipfel. Er beugte sich herab, um sie auf die Wange zu küssen, und legte seine Lippen dann an ihr Ohr. „Wenn ich dann erst mal in dir bin, werde ich für lange, lange Zeit nicht mehr aufhören.“
Jetzt war sie so rot wie eine Ampel.
Er verschob sie ein Stück, damit sie sich bequemer an ihn schmiegen konnte, und war erfreut, als sie sich mit ihm bewegte, näher an ihn heran. Sie legte den Kopf an seine unverletzte Schulter und schlang den Arm um seinen Hals, sorgfältig auf seine Wunde bedacht. Ihm war aufgefallen, dass sie eigentlich immer vorsichtig war, wenn sie ihn berührte.
Was für ein seltsames Gefühl – eine Frau, die sich um ihn sorgte.
Drake steckte ihr eine Strähne ihres bronzefarbenen Haars hinters Ohr und beugte sich hinab, bis sein Mund ihr Ohr berührte. „Ist dir kalt, Liebes? Möchtest du eine Decke?“
Er fühlte, wie sich ihre Lippen zu einem Lächeln verzogen. „Nein, du bist so warm wie ein Ofen. Und das Feuer brennt auch noch gut. Nein, mir ist überhaupt nicht kalt.“ Sie seufzte. „Drake … wie lange wird das dauern?“
Er musste nicht erst fragen, was sie mit das meinte. Männer, die auf ihn schossen, die Gefahr, die auch sie erfasst hatte.
Den Rest unseres Lebens. So lange würde es dauern. Aber sie war noch nicht bereit, das zu hören.
Seine Arme schlossen sich fester um sie. „Willst du denn unbedingt schon fort von hier? Geht es dir nicht gut? Gibt es noch irgendetwas, das du brauchst?“
Schweigen. Er blickte auf sie hinab, um ihre Miene zu prüfen. Er wusste selbst nicht, was er eigentlich erwartete. Ärger vielleicht. Ungeduld. Sorge. Aber sie wirkte einfach nur nachdenklich.
„Mir geht’s gut, Drake. Und dank deiner Großzügigkeit habe ich alles, was ich brauche, und noch mehr.“
Er winkte ab, beobachtete sie aber sorgsam. „Aber?“
Ihre schmalen Schultern hoben sich mit einem Seufzer. „Aber … so groß deine Wohnung auch ist, so bequem, können wir uns doch nicht für alle Zeit hier verkriechen, oder? Was glaubst du, wann können wir uns einmal herauswagen? Nur um ein bisschen frische Luft zu schnappen.“
Er war versucht, ihr anzubieten, mir ihr aufs Dach hinaufzugehen, wenn es ihr nur um die frische Luft ging. Vielleicht morgen, wenn er den Helikopter loswerden konnte. Seine Piloten hatten in den letzten Tagen angedeutet, dass
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