Gefaehrliche Ziele
lassen.
Wieder grinste Alexi. »Rot Eins an Blau Eins, wir nehmen die Kapitulation an. Alle Einheiten, Feuer einstellen. Das Rote Team bedankt sich beim Blauen Team für einen guten Kampf.« Das meinte sie ernst, auch wenn sie in Gedanken bereits bei der Nachbesprechung war. Beide Seiten hatten Fehler begangen. Sie musste ihnen erklären, worin diese Fehler bestanden, und dann mit den Truppen daran arbeiten, die neuen Taktiken einzuüben. Sie haben sich ganz gut geschlagen, aber ich bin sicher, der Legat wird versuchen, sie besser darzustellen, als sie es verdient haben.
Statt sich weiter Gedanken darüber zu machen, wie der Legat das Ergebnis der Übung auslegen würde, setzte sie Miss Vergnügen in Bewegung. Ihr standen noch ein paar lange Wochen Training bevor, wenn sie die Miliz zu der Leistung bringen wollte, zu der sie fähig war. Sie konnte nur hoffen, dass ihnen diese Zeit noch blieb. Die gute Nachricht war, dass die Offiziere sie jetzt kannten und wussten, was ihr Training möglich machte. Der Legat war nicht mehr der Einzige, der ihren Respekt genoss.
Reo Jones betrat die Niederlassung von Universal Exporters Ltd. Die greise Rezeptionistin, mit Falten so tief wie Gebirgsschluchten, winkte ihn durch. Er schenkte ihr ein breites, vorgetäuscht amouröses Lächeln, auf das sie antwortete, indem sie einen langen Zug an ihrer Zigarette nahm und mit den Augen rollte, als wäre er ihre Beachtung gar nicht wert. Dieses Spiel wiederholte sich bei jedem seiner Besuche in den schäbigen kleinen Büroräumen in einem heruntergekommenen Gewerbegebiet von Kinross.
Universal Exporters bestand aus drei einfach gehaltenen Büros. Seine Schritte hallten, als er über den dünnen, abgenutzten Teppichboden den kurzen Flur entlangging. Die Tür zum letzten Büro stand offen, er trat hinein. Universal Exporters Limited war eine hundertprozentige Tochtergesellschaft von Artemis Transport und Spedition. Fünfundsiebzig Prozent von Artemis Transport und Spedition gehörten der Universal-Import/Export-AG. Deren Aktien befanden sich zum überwiegenden Teil im Besitz von Fidelity Financiáis auf New Earth, deren Obligationen ihrerseits Eigentum der terranischen Firma Brightsi-de Shipping waren. Brightside wurde von Tybalt Investments finanziert, die mit Bannson Universal Unlimited verbunden waren.
Mit anderen Worten, die Firma gehörte Jacob Bannson, einem der mächtigsten Konzernherren der Republik.
Das Büro enthielt einen Schreibtisch, einen Computer, einen Aktenschrank und einen Mann um die Dreißig, der Reo mit angewiderter Miene begrüßte. Er winkte ihm, die Tür zu schließen, was Reo auch tat, bevor er sich vor dem Schreibtisch auf den freien Stuhl setzte. Der Mann, der ihm gegenübersaß, wirkte ganz und gar nicht wie der Geschäftsführer einer Handelsfirma. Eine lange Narbe lief quer über seine Stirn. Das rote Haar war sauber frisiert, doch sein Gesicht wurde von Pockennarben entstellt und zeigte Spuren von Alter und Erfahrung, die nicht zu seinem relativ jungen Alter passten. Sein Name lautete Rutger Chaffee, doch er bestand darauf, dass Reo seinen Spitznamen benutzte: Halsabschneider. Sein anderer Titel war Captain. Captain Chaffee von Chaffees Halsabschneidern. Offenbar gehörte es dazu, wenn man für Bannson arbeitete, sich einen abschreckenden Spitznamen zuzulegen.
»Ich würde dir was zu trinken anbieten, Reo, aber du kannst es dir leisten, selbst zu bezahlen, erst recht mit dem, was unser gemeinsamer Arbeitgeber dir bezahlt.« Chaffee schenkte sich ein Glas aus der Flasche ein, die er in seinem Schreibtisch aufbewahrte. Der Geruch von Whiskey stieg, als er trank, allmählich auf. »Ich nehme an, du hast Informationen über ComStars Zeitplan?«
Er nickte. »Ja. Sie wollen den neuen Kern übermorgen in Betrieb nehmen.«
Chaffee runzelte die Stirn. »Ich habe den Eindruck, du erwartest, dass es ihnen diesmal gelingt?«
»Allerdings.«
»Und dieser Knabe von Terra, der, den du anzapfst? Der ist sich auch sicher, dass es funktioniert?«
Reo zuckte die Achseln. »Sagt er jedenfalls. Tucker ist schlau, sehr schlau sogar. Ich halte es für wahrscheinlich, dass sie es diesmal hinbekommen.«
»Gar nicht gut«, stellte Chaffee fest und trank noch einen Schluck Whiskey. »Das wird Mister Bannson überhaupt nicht gefallen. Wie wäre es, wenn ich den Knaben umbringen lasse ... Würde das die Sache aufhalten?«
Reo wusste, dass er dies hätte bejahen müssen, aber er tat es trotzdem nicht. »Kaum. Warum sollte sich
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