Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gefaehrliche Ziele

Gefaehrliche Ziele

Titel: Gefaehrliche Ziele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blaine Lee Pardoe
Vom Netzwerk:
eine Staffel von Berichten nach Terra. Seine Berichte über die Harmoniejustierung waren aufmerksam studiert worden und hatten die meisten Rückfragen der Techniker und Theoretiker auf Terra ausgelöst. Sie verlangen von mir, dass ich erkläre, wie Instinkt funktioniert. Dabei habe ich die Werte einfach nur justiert, bis sie sich richtig anfühlten. Wie, zum Teufel, erklärt man das?
    Vier Tage nach dem Neustart richtete die Stadt eine Parade für ihn aus. Er versuchte, sich zu drücken, doch der Demipräzentor ließ dies nicht zu. »Das ist eine einmalige Gelegenheit, ComStars Image zu ver-bessern, Adept Harwell. Zeigen Sie, was Sie können!« Er fand die ganze Angelegenheit äußerst peinlich. Jubelnde Menschen, marschierende Kapellen ... Es war ein eher kurzer Umzug, aber die bloße Tatsache, dass da Menschen waren, die ihm, Tucker Harwell, applaudierten und zujubelten, das war mehr als seltsam. Dass er sein Bild auf Holomonitoren und an Zeitungskiosken sehen würde, dass er kein Privatleben mehr haben würde - das hatte er sich nicht träumen lassen, als er die winzige Datenscheibe in das Laufwerk des HPG-Computers geschoben und sein Programm aktiviert hatte.
    Jetzt saß er zusammengesackt auf seinem Stuhl in der Kantine der Anlage bei seiner Schwester und hielt sich nachdenklich an einer Tasse Suppe fest.
    »Ich hätte wissen müssen, dass etwas im Busch war, als der Demi plötzlich freundlich wurde«, bemerkte er trostlos und rührte mit seinem Löffel in der dicken, weißen Muschelsuppe herum.
    Patricia lachte. »Stimmt, das war ein deutlicher Hinweis.« Sie wurde ernst. »Entspann dich, Tuck. Die Medien werden nicht ewig hinter dir her sein. Sie finden ein anderes Thema - irgendwann.« Sie nahm einen kräftigen Bissen von ihrem Sandwich und schaffte es endlich, dass er ihr in die Augen sah.
    »Sonderlich viel Mut macht mir das nicht, Patsy«, murmelte er und führte dann endlich den ersten Löffel Suppe zum Mund.
    »Falls es dich beruhigt, ich bin ganz froh über die Aufmerksamkeit, die du beko mm st.« Das ließ ihn sich aufsetzen. Er richtete sich auf dem harten Plastikstuhl kerzengerade auf und stierte seine Schwester ärgerlich an.
    Sie ließ ihm keine Zeit für eine Antwort. »Tucker, du kennst die Geschichte ComStars. Jahrelang haben uns die Menschen in der Inneren Sphäre als Bewahrer der Technologie und Beschützer der interstellaren Kommunikation verehrt. Sie haben unsere Adepten mit dem Respekt behandelt, der normalerweise Priestern vorbehalten bleibt.«
    »Ich bin mit unserer Geschichte durchaus vertraut, Patricia«, antwortete er und versuchte zu erkennen, worauf sie hinauswollte. »Unsere Familie war auch damals schon bei ComStar. Und wir wurden nicht nur wie Priester verehrt, wir haben uns auch wie Priester aufgeführt. Diese Scheinreligion war es doch, die dann schließlich zum Heiligen Krieg geführt hat.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Da muss ich dir widersprechen. Du magst ja Interesse an Geschichte haben, Tucker, aber für mich ist sie Beruf. Was uns geschadet hat, waren nicht die religiösen Aspekte unserer Organisation, sondern der Bruch mit den alten Traditionen, den einige von uns provoziert haben. Das hat zum Heiligen Krieg geführt.«
    Sie wedelte mit der Hand über dem Tisch, und zwar mit einer Geste, die ihre Differenzen zu diesem Thema gleichzeitig anerkannte und abtat. Dieselbe Diskussion hatten sie schon zahllose Male über dem Esstisch in ihrem Elternhaus geführt. »Aber das tut hier nichts zur Sache. Tatsache ist jedenfalls, dass man ComStar seit Jahrzehnten die Schuld an den Sünden und Verbrechen von Blakes Wort gibt. Als das HPG-Netz zusammenbrach, haben nicht wenige Medien uns beschuldigt, das selbst ausgelöst zu haben, das heißt: eigenhändig die Quelle unseres Einflusses zerstört zu haben. Und jetzt halten sie dank dir Paraden zu unseren Ehren ab. Zumindest auf Wyatt ist ComStar nicht länger der Böse.«
    »Ich denke, du überschätzt meinen Anteil daran«, erwiderte Tucker und neigte die Suppentasse, um den letzten Rest auszulöffeln.
    Seine Schwester schüttelte den Kopf. »Ich war heute Morgen auf dem Markt. Die Leute auf der Straße haben mich auf dem Hin- und Rückweg gegrüßt. In jedem Geschäft, das ich betrat, hat man mich wie eine Fürstin behandelt. Genauso war es früher, bei ComStar zu sein. Ich muss zugeben, Tucker, das hat mir gefallen.«
    Tucker verzog das Gesicht. »Schön, dass es wenigstens einem von uns gefällt.«
    Fahrende Ritterin Alexi Holt

Weitere Kostenlose Bücher