Gefährlicher Fremder - Rice, L: Gefährlicher Fremder
stöhnte, während er sich weiter an ihr rieb. Ihr Blut erregte ihn.
Oh Gott, mit so etwas hätte sie nie im Leben gerechnet. Die paar Male, die sie miteinander geschlafen hatten, waren absolut unspektakulär gewesen. Angenehm, aber nicht mehr. In keinster Weise denkwürdig.
Aber jetzt sah es so aus, als ob Sanders eine grausame Seite besäße, die sie bei ihm niemals vermutet hätte. Schmerzen erregten ihn. Der Geschmack ihres Blutes und ihre Schmerzen törnten ihn eindeutig an.
Sie wehrte sich inzwischen mit aller Kraft gegen ihn, schrie in seinen Mund, versuchte, mit den Fäusten auf ihn einzuhämmern, auch wenn das nahezu unmöglich war, so eng wie er sie an sich drückte.
Sie bebte vor Wut und bemühte sich immer noch vergeblich, sich ihm zu entwinden, als sie auf einmal frei war. Sie taumelte und hatte Mühe, das Gleichgewicht zu wahren, dann erkannte sie, was geschehen war.
Jack hatte Sanders den Arm auf den Rücken gedreht und hielt ihn mit solcher Kraft, dass Sanders auf den Zehenspitzen balancierte und vor Schmerzen schnaufte.
Sein Gesicht war kreideweiß, blonde Haarsträhnen fielen ihm in die Stirn, seine Augen bewegten sich unkoordiniert und in seinem Mundwinkel war ein kleiner Streifen Blut zu sehen. Ihr Blut.
Seine Augen waren so weit aufgerissen, dass sie rings um seine Iris das Weiße sehen konnte.
Obwohl sich Sanders drehte und wand, um sich aus Jacks Griff zu befreien, gelang es ihm nicht. Jack stand vollkommen still da, die Füße leicht gespreizt, und berührte Sanders einzig und allein mit der Hand auf dessen Handgelenk, aber es schien so, als ob Sanders mit Ketten aus Stahl gefesselt wäre.
»Fass sie noch ein einziges Mal an, du Arschgesicht, und ich werde dir den Arm brechen! Gleich nachdem ich dir den verdammten Hals umgedreht habe!« Jacks Stimme war tief, wütend. Sanders’ Augen weiteten sich. Dann schrie er auf, als Jack seinen Griff noch verstärkte.
»Lassen Sie mich los! Wer zum Teufel sind Sie überhaupt? Caroline! Sag diesem Verrückten, er soll loslassen! Ahhh!« Seine Stimme überschlug sich, als Jack die Hand hob. Sanders stand jetzt nur noch auf den äußersten Zehenspitzen. Sollte er auf die Fersen sinken, würde er damit den eigenen Arm brechen, der in Jacks unerbittlichem Griff festsaß. Sanders begann zu schwitzen, sein Gesicht war vollkommen blutleer. »Caroline, sag ihm, er soll mich loslassen!«
Jack hob seine Hand einen weiteren Zentimeter, und Sanders schrie laut auf, krümmte sich vor Schmerzen, vollkommen außer Kontrolle.
Jack hingegen hatte alles unter Kontrolle. Er stand nach wie vor völlig ruhig da, er atmete nicht einmal schwer, doch etwas Kaltes, Ungezähmtes in seinen Augen brachte sie dazu, auf ihn zuzugehen und seinen Arm zu berühren. Später würde sie sich über die Tatsache wundern, dass sie keinerlei Angst vor ihm gehabt hatte, nicht einmal bei diesem Akt der Gewalt.
Sanders hatte sie gerade eben noch gebissen, und er war im Vergleich zu Jack ein Schoßhündchen. Jack wirkte dagegen wie jemand, der zu schrecklicher Gewalt fähig war, doch sie fürchtete sich nicht eine Sekunde lang vor ihm. Tief in ihr, an einem stillen, tiefgründigen Ort, dem sie vertraute, lag das instinktive Wissen verborgen, dass er ihr niemals wehtun würde.
Er zerrte Sanders Arm noch einen Zentimeter weiter nach oben, und Sanders kreischte.
Auch wenn dieser Anblick ihr in gewisser Weise Genugtuung bereitete, konnte sie nicht einfach tatenlos zusehen, wie Jack Sanders den Arm brach. »Jack«, flüsterte sie und legte ihm die Hand auf den Arm. »Nicht. Es reicht jetzt.«
Seine dunklen Augen waren zu Schlitzen verengt, in denen ein ungestümes Licht glühte. Während er mit der einen Hand den sich windenden Sanders mit Leichtigkeit festhielt, streckte er die andere Hand aus und berührte ihren Mundwinkel, um das Blut wegzuwischen.
»Schon allein dafür könnte ich ihn töten«, sagte er. In seiner Stimme lag etwas, das Sanders die Augen vor Panik noch weiter aufreißen ließ.
»Nein.« Wenn es eine Sache gab, die Caroline sicher wusste, dann die, dass sie nicht noch mehr Gewalt wollte. Ihr war nach dem Kampf gegen Sanders sowieso schon speiübel, tief beschämt, dass sie niemals gemerkt hatte, was unter seiner Oberfläche lauerte. Ihr Magen verkrampfte sich vor Aufregung. »Lass ihn los, Jack.«
Er sah sie an. Seine Kiefermuskeln zuckten. Seine ganze Körpersprache schrie laut heraus, dass er nach Rache verlangte. Und nichts und niemand könnte ihn daran hindern.
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