Gefährlicher Fremder - Rice, L: Gefährlicher Fremder
wie Sanders zu hören? Hatten sie denn nichts Besseres zu tun? Durchgedrehte Terroristen schmiedeten Tag und Nacht Pläne, wie sie Leute und Gebäude in die Luft sprengen könnten, und was taten sie? Flogen quer durch das ganze Land, nur weil Sanders’ Frisur durcheinandergekommen und seine Gefühle verletzt worden waren.
Caroline wandte sich an Sanders. »Hör mal, ich weiß, dass du gesagt hast, du würdest ihn verklagen, aber das FBI zu rufen ist doch verrückt. Du solltest es wirklich besser wissen. Das ist eine totale Überreaktion auf das, was gestern passiert ist. Das ist …«
»Ma’am«, unterbrach sie der FBI -Agent – Special Agent. »Ich denke, Sie sollten sich lieber setzen. Hier geht es nicht um Mr McCullin.« Er warf Sanders einen feindseligen Blick zu. »Im Grunde genommen sollte Mr McCullin nicht einmal hier sein. Aber egal. Wir müssen uns unterhalten, Ms Lake.«
Er will sich mit mir unterhalten? Verwirrt führte Caroline den Special Agent zu ihrem Schreibtisch im hinteren Teil des Ladens, der vom restlichen Geschäft durch einen Tresen voller Bücherstapel abgetrennt war. Caroline setzte sich hinter den Schreibtisch, und der Special Agent nahm ihr gegenüber Platz. Es gab nur zwei Stühle in ihrem Büro, doch Sanders verschwand und holte einen weiteren aus dem Laden.
Der FBI -Agent ignorierte ihn völlig. Er legte seine Aktentasche auf die Knie und holte einen Aktenordner heraus, den er aber nicht öffnete. Er behielt ihn einfach nur auf dem Schoß und legte seine Hand darauf, als ob er ihn beschützen wollte.
»Ms Lake. Soweit ich weiß, sind Sie mit jemandem bekannt, der sich Jack Prescott nennt. Wie lange kennen Sie ihn schon?«
»Also, wir haben uns gerade erst …« Sie hielt inne und runzelte die Stirn. »Was meinen Sie denn damit: der sich Jack Prescott nennt ? Ist das denn nicht sein Name?«
Butler öffnete die Aktentasche und schob ihr ein Foto über die Tischplatte zu. Es war ein vergrößerter Schnappschuss von Jack in Uniform, auf dem sein Gesicht von vorne zu sehen war. Er sah jünger aus, trug sein Haar kurz geschoren und eine Art Barett.
»Ist das der Mann, den Sie als Jack Prescott kennen, Ma’am?« Er klopfte mit einem derben Zeigefinger auf das Foto.
Caroline schluckte und sah in kalte hellblaue Augen auf. »Ich habe keinen Grund zu denken, dass er jemand anders ist. Worum geht es überhaupt? Wieso interessieren Sie sich dafür?«
»Beantworten Sie einfach die Frage!«, schnauzte er sie an. »Ist das der Mann, den Sie als Jack Prescott kennen, oder nicht?«
»Ja.«
»Und wann haben Sie ihn zum ersten Mal getroffen?«
Er hatte seinen Ausweis offen liegen lassen, und das Messing reflektierte das Deckenlicht. Da lag er nun, mit dem ganzen Gewicht der US -Regierung hinter sich, der glänzendste Gegenstand im Raum. Caroline starrte ihn an, als ob er ihr die Antworten geben könnte, die sie suchte.
»Ms Lake.« Sonst sagte er nichts. Das musste er auch gar nicht.
Ihre Kehle war wie zugeschnürt. »Ich habe Jack – Mr Prescott am letzten Freitag kennengelernt. Er war gerade erst in die Stadt gekommen und suchte einen Ort, wo er wohnen konnte. Ich vermiete Zimmer.«
»Wenn er gerade erst in die Stadt gekommen war, woher wusste er dann, dass Sie Zimmer vermieten?«
»Der Taxifahrer hatte es ihm erzählt, auf dem Weg vom Flughafen.«
»Um wie viel Uhr ist er in Ihrem Laden angekommen?«
»So gegen vier, denke ich. Ich hatte mir gerade überlegt, dass ich früher zumachen würde, weil das Wetter so schlecht war. Den ganzen Nachmittag über war kein einziger Kunde gekommen. Er war tatsächlich der einzige Mensch, der den Laden an diesem Nachmittag betreten hatte.«
»Was hatte er bei sich?«
»Wie bitte?«
»Was hatte er bei sich? Was trug er in den Händen?«
»Oh. Also, er hatte einen Seesack und einen Koffer.«
»Waren sie schwer?«
»Ich habe keine Ahnung. Er trug sie hinein, und er trug sie auch wieder hinaus.«
»War er bewaffnet?«
Carolines Mund schloss sich abrupt. Ja, er war bewaffnet gewesen, obwohl sie das zu dem Zeitpunkt nicht gewusst hatte. Niemals hätte sie einen bewaffneten Mann in ihr Haus gelassen. Die Stille zog sich hin, bis der FBI -Agent sie mit barscher Stimme unterbrach.
»Ms Lake. Beantworten Sie die Frage.«
»Wird Jack irgendetwas vorgeworfen?«
»Beantworten Sie einfach die Frage. Entweder Sie tun es hier oder in Seattle. Sie haben die Wahl.«
Es fühlte sich wie Verrat an. An einem Mann, von dem sie nicht mehr wusste, ob sie
Weitere Kostenlose Bücher