Gefährlicher Fremder - Rice, L: Gefährlicher Fremder
zuckte zu seinem Stiefel und zog flink und leise einen langen, dünnen Dolch mit einklappbarer Klinge hervor, den die UN -Truppen übersehen hatten. Er war flüchtig nach Waffen durchsucht worden, bevor man ihn in seiner Zelle eingesperrt hatte, aber niemand hatte daran gedacht, seine Stiefel zu kontrollieren. Oder seine Gürtelschnalle mit dem Minirevolver oder die Drahtschlinge auf der Innenseite seines Gürtels.
Die Garotte kam nicht infrage. Deaver brauchte Axels Kleidung, und zwar unversehrt. Ein langsamer Tod durch Erwürgen würde dazu führen, dass er Darm und Blase entleerte. Und eine Kugel ging auch nicht, dadurch bekäme seine Uniform Blutflecken.
Es gab nur einen Weg.
Deaver ließ den Beutel in Axels Hände fallen. Der öffnete ihn mit gierig fummelnden Fingern und schüttete den Inhalt in seine Hand. Er brauchte einige Sekunden, bis er begriff, dass er nicht Diamanten in der Hand hielt, sondern Steine. Dann hob er den Kopf.
»Was …«, begann er. Das sollte sein letztes Wort auf Erden sein. Deaver legte den linken Arm um Axels Brust und stieß ihm mit der rechten Hand das Stiletto, das er stets so scharf wie ein Skalpell hielt, direkt in den Hirnstamm, sodass sämtliche Körperfunktionen auf der Stelle aussetzten. Axel verwandelte sich innerhalb einer Zehntelsekunde von einem fühlenden Lebewesen in einen Stein. Er war sofort tot und sackte in Deavers Armen zusammen.
Deaver arbeitete schnell.
Innerhalb von fünf Minuten hatte er Kleidung und Schuhe getauscht. Axel trug seinen Pass und sein Flugticket immer bei sich. Wie er Deaver erzählt hatte, lebte er in der ständigen Angst, das Reinigungspersonal könnte ihm die Dokumente entwenden. Die UN -Friedensmission war zu viel für ihn gewesen. Tja, und jetzt hatte der gute, alte Axel Afrika verlassen, sozusagen. Für immer.
Deaver hievte Axel auf seine Schulter und ging auf die Tür zu. Er öffnete sie einen Spalt und wartete einen Moment ab, in dem niemand zu sehen war. Es war 17:20 Uhr, kurz vor dem Abendessen, und das Lager wirkte verlassen. Als Deaver sicher war, dass ihn niemand sehen konnte, schlüpfte er aus der Tür und machte sich auf den Weg auf die Hinterseite des Gebäudes.
Die Arrestzelle grenzte direkt an den Dschungel. Deaver bahnte sich behutsam seinen Weg durch die feuchte Hitze und verschwand augenblicklich im dichten Blattwerk, nahezu ohne Spuren zu hinterlassen. Er hatte Glück. Wenn er den Mann durch die hochgelegenen Wüsten von Afghanistan hätte schleppen müssen, hätte der Sand seine Fußspuren wochenlang festgehalten. Im Urwald würden seine Spuren innerhalb der nächsten Stunde bereits verschwunden sein.
Er ging so lange, bis ihm sein Instinkt sagte, dass er sich außerhalb des Radius der Patrouille befand, und setzte Axel ab. Deaver betrachtete ihn, wie er auf dem Rücken ausgestreckt dalag. Er wirkte friedlich, als ob er bloß ein Nickerchen machte.
Du solltest mir danken, mein Freund , dachte Deaver. Ich habe dir soeben zu einem großen Tod verholfen. Dem besten.
Das war es, was Soldaten mehr fürchteten als alles andere: einen schlechten Tod. Lang andauernd, zögerlich, schmerzhaft. Die Rebellen der RA hatten sich darauf spezialisiert, Menschen in kleine Stücke zu hacken, wobei es durchaus eine Stunde lang dauern konnte, bis ein Mann endlich tot war, nachdem sie ihm die Hände, dann die Arme, dann die Füße und schließlich den Kopf abgehackt hatten. Manchmal brauchten die Kindersoldaten, die Äxte schwangen, die halb so groß waren wie sie selbst, zehn Anläufe, bis sie den Kopf vom Körper abgetrennt hatten.
Deaver hatte Männer gesehen, die mit einem Bauchschuss stundenlang im Todeskampf lagen oder denen eine Landmine den Leib aufgerissen hatte. Zwei Angestellte der ENP waren von einer zusammengewürfelten Schwadron von Verbrechern der RA zu Tode gehackt worden. Als er ihre Leichen betrachtet hatte, hatte Deaver sich geschworen, sich irgendwie eine Menge Geld zu beschaffen und diesen Job endlich an den Nagel zu hängen.
Und dann hatte er von den Diamanten gehört.
Axel wiederum hatte mit seinen eigenen Ängsten zu kämpfen gehabt. Vier Mitglieder der UN -Friedenstruppen – ein Norweger, ein Pakistani, ein Brasilianer und ein Brite – waren im letzten Monat tot aufgefunden worden. Sie waren zu Tode gefoltert worden, und ihre Leichen hatte man während der Nacht auf dem Gelände des UN -Lagers abgelegt, als Warnung, den Truppen der RA nicht in die Quere zu kommen.
Der Pathologe hatte berichtet, dass sie
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