Gefährlicher Fremder - Rice, L: Gefährlicher Fremder
wieder. Nie wieder Befehle entgegennehmen und nichts anderes mehr tun als das, wozu er selbst Lust hatte.
Kein Dschungel mehr, keine Wüsten mehr. Nie wieder in einem primitiven Feldlager auf felsigem Boden übernachten.
Deaver hatte vor, für den Rest seines natürlichen Lebens in Saus und Braus zu leben, sich eine Villa zu kaufen, irgendwo, wo es nett war, sonnig, weit weg von den Vereinigten Staaten. Auf den Bahamas vielleicht. Oder Monte Carlo.
Warum nicht? Er würde sich ein riesiges Haus mit Pool zulegen und Angestellten und jeder Menge Weiber. Nicht, dass es allzu viele schöne Frauen gab, die einen Soldaten ficken wollten, aber um einen reichen Kerl zu ficken, würden sie mit Sicherheit Schlange stehen. Er konnte es schmecken, riechen, fühlen, dieses neue Leben.
Und nun war alles vorbei. Seine Träume für die Zukunft, eine Zukunft, für die er geschwitzt hatte, sich Kugeln eingefangen hatte – in einer Sekunde ausgelöscht von Jack Prescott.
Deavers Hände ballten sich zu Fäusten, als er sich in blinder Wut an jenen Moment erinnerte, in dem ihm seine Zukunft entrissen worden war. Seine Männer und er hatten das Feuer auf das Dorf eröffnet, um dessen Bewohner schon mal weichzukochen. Dann hatte er sein Messer gegen die Kehle der Tochter einer der Frauen gedrückt, und schon kannte er das Versteck der Diamanten. Er war in die Hütte gerannt, hatte den Beutel gefunden und lief gerade wieder zurück zu seinen Männern, die dabei waren, die Dorfbewohner zu eliminieren – schließlich hatte es keinen Sinn, Zeugen am Leben zu lassen –, als urplötzlich vier einzelne Schüsse fielen, gefolgt von plötzlicher Stille.
Ein Scharfschütze nahm sich seine Männer vor – einen nach dem anderen.
In seiner Hast, sich in Sicherheit zu bringen, glitt Deaver der Beutel aus den Fingern, als er auf die nächste Hütte zurannte und dabei über die Leichen auf dem Dorfplatz sprang. Er schlüpfte durch die Türöffnung, und als er sich mit dem geschulterten Gewehr umdrehte, sah er einen riesigen Mann mit seinen Diamanten im Dschungel verschwinden.
Er wusste, es war sinnlos, ihn zu verfolgen. Wenn Prescott nicht gefunden werden wollte, konnte er sich in Luft auflösen.
Die nächsten Stunden hatte Deaver damit verbracht, das ganze Dorf auf den Kopf zu stellen. Er drehte jede einzelne Leiche um, in der Hoffnung, auf ein weiteres Diamantenversteck zu stoßen, aber als er dann endlich zu der Überzeugung gelangt war, dass seine Suche vergebens war, hatten UN -Soldaten das Dorf umzingelt und ihn in Gewahrsam genommen.
Einen Moment lang ergriff ihn noch einmal dieselbe brennende Wut und löschte jeden anderen Gedanken aus – bis auf den, diesen Mistkerl Jack Prescott zu finden, sich seine Diamanten zurückzuholen und Prescott mit einem Messer umzubringen, wofür er sich ein paar Tage lang Zeit lassen würde.
Auf seinem Gesicht zeigte sich jedoch keinerlei Regung. Er beugte den Kopf vor und begann mit leiser Stimme zu sprechen. »Kommen Sie hier herein, Axel, und ich gebe Ihnen etwas, bei dem Maja vor Dankbarkeit auf die Knie fallen wird.«
»Okay, Vince.« Obwohl sich außer ihnen niemand sonst in der Hütte befand, senkte nun auch Axel die Stimme, als ob sie im Begriff wären, Geheimnisse auszutauschen.
Deaver stand auf und bewegte sich langsam rückwärts. »Kommen Sie rein.« Seine Stimme war nach wie vor leise. »Ich werde Ihnen zeigen, was ich für sie habe.«
Axel zögerte nicht eine Sekunde. Deaver wusste, dass Axel davon überzeugt war, seinesgleichen vor sich zu haben. Einen netten weißen Jungen, der irgendwie in den Wahnsinn, der sich Westafrika nannte, geraten war.
Axel schloss die Zelle auf und trat hinein. Er folgte Deaver, der inzwischen seine Pritsche erreicht hatte und etwas unter der harten Matratze hervorzog. Einen Stoffbeutel voller glatter, runder Gegenstände, die sich leise klappernd aneinanderrieben.
Axels aufgeregte Atmung war deutlich in dem dunklen Raum zu hören.
Deaver lächelte. »Maja wird die Dinger lieben. Kommen Sie her und werfen Sie mal einen Blick darauf.« Deaver streckte den Arm über die Pritsche hinweg aus und öffnete mit einem Ruck die Läden, sodass der Raum mit einem Mal von grellem Licht erfüllt war. Axel war vorübergehend geblendet, und das würde ungefähr anderthalb Minuten lang auch so bleiben. Mehr als genug Zeit.
Deaver hatte die Augen geschlossen und sich mit dem Rücken zum Fenster gedreht, sodass seine Sicht nach wie vor ausgezeichnet war.
Seine Hand
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