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Gefährlicher Fremder - Rice, L: Gefährlicher Fremder

Gefährlicher Fremder - Rice, L: Gefährlicher Fremder

Titel: Gefährlicher Fremder - Rice, L: Gefährlicher Fremder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Marie Rice
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und gar harmlos.
    Nach dem hellen tropischen Licht draußen gewöhnten sich Axels Augen nur langsam an die dunkle Baracke. Deavers Körper war eine unbewegte Statue, deren Umrisse langsam feste Gestalt annahmen, wie bei einem Film im Entwicklerbad.
    »Frohe Weihnachten, Vince. Ich wollte mich verabschieden.« Axel ging auf Deaver zu und legte die Hände um die Gitterstäbe.
    Deaver stieß einen deutlich vernehmbaren Seufzer aus. Er hob den Kopf. Inzwischen sollte Axel imstande sein, seine Bewegungen wahrzunehmen. »Oh Mann. Ich werde Sie vermissen. Unsere Unterhaltungen. Ich bin nur froh, dass Sie endlich aus diesem Scheißloch rauskommen und wieder mit Maja zusammen sein können.«
    »Oh ja.« Wie vorhergesehen, verzog sich Axels Gesicht bei der Erwähnung seiner Freundin zu einem Lächeln. Es war geplant, dass Axel noch am selben Nachmittag das Lager verließ, um die nächsten beiden Monate in Finnland zu verbringen. Er hatte nicht einmal versucht zu verbergen, wie froh er war, Afrika endlich den Rücken kehren zu können und zu seinem Computer, dem Schnee und zu Maja – vermutlich in genau dieser Reihenfolge – zurückzukehren.
    Axel zog einen Hocker heran und holte ein kleines, magnetisches Reiseschachspiel hervor. Sie hatten die letzten drei Tage damit verbracht, durch die Gitter hindurch Schach zu spielen. Deaver hatte ihn zwei von drei Spielen gewinnen lassen.
    »Hey«, sagte Deaver mit verlegener Miene. »Sie waren echt nett zu mir, die letzten paar Tage.« Er bemühte sich, seine Stimme kumpelhaft klingen zu lassen. Sie waren nur zwei Kerle, die an einem langweiligen Nachmittag ein bisschen quatschten. »Und da dachte ich, wo Sie doch jetzt für eine Weile nach Hause gehen und so, da würde ich Ihnen gerne was schenken. Ich bin Ihnen echt was schuldig, Mann. Ich hab etwas für Sie, das Sie Maja schenken können. Sie wissen schon, als Weihnachtsgeschenk. Ich wette, Sie haben noch nichts für sie.«
    Bingo. Axel ließ den Kopf hängen. Im Umkreis von hundert Meilen gab es nichts als Dschungel. Dschungel und Soldaten und Blut und Elend. Nichts, was sich eine finnische Frau wünschte.
    Deaver stand auf und ging zum Gitter herüber. Er krümmte den Finger, damit Axel noch ein Stückchen näher kam. Neugierig lehnte sich Axel gegen die Stäbe. Obwohl das Gitter sie trennte, waren sie einander nahe genug, um den Atem des anderen zu spüren.
    »Ich habe etwas ganz Besonderes für Maja. Es wird ihr gefallen. Wirklich gefallen.« Er gestattete sich ein Lächeln. »Etwas Glitzerndes. Etwas, das alle Frauen mögen.« Er zuckte mit den Achseln und zwinkerte – von Mann zu Mann. »Hier drinnen hab ich nichts davon. Da kann ich es auch genauso gut Ihnen geben, damit Sie ein bisschen davon profitieren, wenn Sie wissen, was ich meine.«
    Axel nickte eifrig.
    Deaver wusste, dass jeder hier im Lager davon ausging, dass er die Diamanten besaß. Oder dass er zumindest wusste, wo sie waren, schließlich war er gefilzt worden.
    Schön wär’s. Die verdammten Dinger waren ein Vermögen wert. Genug, damit er für den Rest seines Lebens glücklich und zufrieden sein könnte, wo auch immer er sich am Ende niederließe.
    Weit weg von Afrika, weg von Afghanistan, Usbekistan und Kasachstan und den ganzen anderen verdammten Stans. Weg vom Irak, weg von all den beschissenen Orten, an denen sich halbe Kinder selbst in die Luft sprengten, nur um dir damit die Eingeweide aus dem Leib zu reißen, und wo Frauen Granaten unter ihren Burkas verbargen und Männer bereit waren, dich zu erschießen, nur wegen der Goldfüllungen in deinen Zähnen.
    Nie wieder.
    Nie wieder Zwölfjährige, die sich mit Ganja oder Palmwein zudröhnten und Kalaschnikows mit sich herumschleppten, die sie kaum heben konnten, die uneingeschränkten Zugang zu Munition hatten und heiß darauf waren, einen Weißen umzulegen. Nie wieder Spreng- oder Brandladungen am Straßenrand, nie wieder Blutegel oder Skorpione oder Läuse, nie wieder diese erbärmlichen Rationen essen und unter freiem Himmel campieren müssen.
    Er hatte sich dieses Geld verdient . Es gehörte ihm, verdammt noch mal! Seit Jahren träumte er schon von einem großen Coup, und als ihm Gerüchte über ein Dorf zu Ohren gekommen waren, dessen Männer alle in den Krieg gezogen waren und in dem Konfliktdiamanten im Wert von einigen Millionen Dollar in der Erde vergraben lagen, hatte er sofort gewusst: Das war sie. Seine große Chance.
    Er würde nie wieder Soldat spielen oder überhaupt arbeiten müssen. Nie

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