Gefährlicher Fremder - Rice, L: Gefährlicher Fremder
empfindliche Haut. Sie möchten doch sicher nicht, dass sich eine Blase bildet.« Er streckte die andere Hand aus und holte einen Eiswürfel aus einem der Wassergläser. »Hier. Halten Sie das ein paar Minuten auf die Wunde.« Er hielt den Eiswürfel an ihren Finger und schloss seine Hand um ihre.
Allerdings trat er nicht zurück, wie sie es erwartet hätte, sondern beobachtete sie schweigend, ihre Hand in seiner haltend. Caroline war sich deutlich ihres Herzschlags bewusst – langsam und heftig – sowie der unglaublichen Wärme seiner Hand. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Natürlich hätte sie ihm ihre Hand entziehen können, aber irgendwie wollten ihre Muskeln ihr nicht gehorchen. Also stand sie einfach still da und beobachtete ihn. Seine Augen waren von einem dunklen, tiefen Braun, fast nicht von den Pupillen zu unterscheiden.
Ein Tropfen Schmelzwasser rann durch ihre geschlossene Faust und landete auf dem Marmorfußboden mit einem Plopp, das in der sie umgebenden Stille unnatürlich laut klang. Es war, als ob dieses kleine Geräusch sie aus einem tiefen Schlummer aufweckte. Sie holte tief Luft und bewegte ihre Finger in seiner Hand.
Sofort öffnete er die Hand, und sie blickte hinab. Das Eis hatte gewirkt, die Rötung war fast völlig verschwunden.
»Danke«, murmelte sie und trat zurück.
Sich von ihm zu lösen war schwieriger, als es hätte sein sollen. Dieser riesige Körper schien eine ganz eigene Anziehungskraft auszuüben – ein kleiner Planet aus Hitze und Knochen und Muskeln.
»Gern geschehen. Hier.« Er fasste in seine Jeanstasche und zog einen einfachen weißen Briefumschlag heraus. »Wir sollten das am besten gleich hinter uns bringen.«
Sie hielt den Umschlag fest und sah zu ihm auf. Auch wenn er keineswegs schön oder auch nur gut aussehend war, besaß er ein seltsam vornehmes Gesicht, lang und schmal, mit einer starken Knochenstruktur, die jetzt nicht länger von Bartstoppeln verborgen wurde. Tiefe Kerben umrahmten seinen Mund.
Das Papier in ihrer Hand raschelte. »Was ist das?«
»Die fünfhundert Dollar Miete für den ersten Monat plus eine Kaution von fünfhundert Dollar. Wenn Sie einverstanden sind, habe ich vor, eine ganze Weile hierzubleiben. Ich werde am vierundzwanzigsten jedes Monats bezahlen, wenn es Ihnen recht ist.«
Wow. Das war wunderbar. Die tausend Dollar würden gleich am Montagmorgen direkt auf ihr Konto wandern. Caroline zog eine Schublade des Sekretärs auf, in der sie ihre Kontoauszüge aufbewahrte, ließ den Umschlag hineinfallen und schloss sie mit einem kleinen Schubs ihrer Hüfte wieder.
Den ganzen Tag lang war sie unglaublich niedergeschlagen gewesen, ganz allein im Buchladen mit nichts als der Aussicht auf die Rückkehr in ein leeres Haus und ein langes, langes, einsames Weihnachtswochenende. Doch jetzt schien es so, als ob sich alles zum Guten wenden würde.
Sie lächelte auf dem Weg in die Küche. Mit diesem Abendessen hatte sie sich selbst übertroffen. Vielleicht, um zu feiern, dass sie nicht länger ganz allein war. Sicher, Jack Prescott war ein Untermieter, aber wie es schien, ein ganz besonderer. Möglicherweise …
»Caroline?« Seine tiefe Stimme war leise und klang fragend.
Sie wandte sich um. Aus der Küche kam der Klang einer Glocke. Der Braten war fertig.
»Ja?«
Er zeigte mit einem seiner langen Finger auf den Sekretär. »Wollen Sie es nicht zählen?«
Sie starrte ihn an. »Was zählen?«
»Das Geld. Ich möchte, dass Sie es zählen.«
Caroline sah zu ihm, dann zu der Schublade. Sie stieß ein halbherziges Lachen aus. »Aber … ich vertraue Ihnen.«
Er neigte bedächtig den Kopf. »Das freut mich zu hören. Und zu wissen. Aber Sie sollten trotzdem nachzählen.«
»Aber der Braten …«
»Wird in der einen Minute schon nicht verbrennen, die Sie brauchen, um zu überprüfen, dass das ganze Geld da ist. Tun Sie mir den Gefallen. Bitte.« Eine bittende Miene schien nicht zum Repertoire dieses harten Gesichts zu gehören. Das Wort hatte er durchaus mit sanfter Stimme gesprochen, aber etwas in seinem Gesicht verriet ihr, dass es kein Wort war, das er häufig benutzte. Und es war definitiv kein Gesicht, dem man etwas abschlug.
Na ja, jemand, der so groß und stark war wie er, noch dazu ein Exsoldat, musste vermutlich nicht sehr häufig bitte, bitte sagen. Höchstwahrscheinlich nahm er sich einfach, was er wollte.
So lief das nun mal in dieser Welt.
Immer wieder hatte Caroline versucht, es mit jemandem aufzunehmen, der mächtiger
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