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Gefährlicher Fremder - Rice, L: Gefährlicher Fremder

Gefährlicher Fremder - Rice, L: Gefährlicher Fremder

Titel: Gefährlicher Fremder - Rice, L: Gefährlicher Fremder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Marie Rice
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ihrer Stimme – wie Kreide auf einer Schultafel – die Zähne zusammen und ging ins Schlafzimmer. Er klappte sein Handy auf, hob es an sein Ohr und lauschte der Stille.
    »Mh-mhh«, sagte er mit gerunzelter Stirn. »Wann? … Weiß Bowers schon Bescheid? … Mh-mhh … Ich schätze, schon … Wir haben Weihnachten, nur für den Fall, dass Ihnen das entgangen ist … mh-mhh … Na gut.« Die letzte Bemerkung brachte er in verärgertem Tonfall vor. Er klappte das Handy zu und hob ihre Klamotten vom Boden auf.
    »Tut mir leid, Schatz«, sagte er zu der schmollenden Frau auf seinem Bett. »Ein geschäftlicher Notfall. In einer halben Stunde kommen ein paar Leute her, und dann müssen wir nach Los Angeles fliegen.« Ihr BH und ihr Slip waren aus roter Seide. Sie wirkten leicht verdreckt. Er warf sie ihr zu. »Beeil dich! Ich ruf dir ein Taxi.«
    Er freute sich tatsächlich schon auf Montag.
    Es war an der Zeit.
    New York
Waldorf Astoria
    Deaver ließ sich vom Zimmerservice ein Weihnachtsfestmahl aus dem Peacock Alley bringen: Hummersalat, ein erstklassiges gegrilltes Rinderfilet – achtundzwanzig Tage lang abgehangen – mit einer Beilage aus wilden Pilzen und eine Vierzig-Dollar-Flasche Valpolicella, die auf einem Sideboard atmete. Einhundertfünfzig Mäuse, inklusive Trinkgeld, und jeden einzelnen Cent wert.
    Axel zeigte sich weiterhin sehr spendabel, und Deaver hob ihm zu Ehren sein Kristallglas.
    Nachdem die Kellner ihm die Mahlzeit auf dem riesigen antiken Eichentisch angerichtet und sich mit zahlreichen Verbeugungen aus dem Zimmer entfernt hatten, atmete Deaver tief ein und genoss den Moment.
    Es war alles perfekt: das Tischtuch und die Servietten aus Leinen, das feine Porzellan, das schwere Silberbesteck, die Kristallgläser; die köstlichen Düfte einer ausgezeichneten Mahlzeit und der sauberen Tischwäsche.
    Deaver war in einer Wohnwagensiedlung außerhalb von Midland, Texas, aufgewachsen. Seine ganze Kindheit lang hatte er den größten Teil seiner Mahlzeiten kalt, direkt aus der Dose, zu sich genommen und sich dabei noch mit den Kakerlaken darum prügeln müssen. Er war achtzehn und in der Army, als er lernte, dass es Gabeln in verschiedenen Größen gab.
    Aber das war schon lange her, und seitdem hatte er herausgefunden, dass es ihm gefiel, auf großem Fuß zu leben. So und nicht anders sollte sein Leben sein.
    Eine Stunde später wischte sich Deaver den Mund mit der großen pfirsichfarbenen Leinenserviette ab und stieß einen kleinen Rülpser aus. Perfekt. Perfektes Essen. Das erste von vielen.
    Der Rest seines Lebens würde so sein. Genau so – luxuriöse Umgebung, hervorragendes Essen, hervorragende Weine –, nur dass er dann auch noch Frauen um sich herum haben würde. Jede Menge Frauen.
    Jetzt allerdings nicht. Jetzt war Zeit für die Jagd.
    Eingewickelt in den dicken Frotteebademantel des Hotels öffnete er den Laptop, den er von Drake gekauft hatte. Es stellte sich wieder mal heraus, dass Drake ausschließlich Spitzenqualität lieferte. Offensichtlich war der Laptop alt und viel benutzt, aber die Festplatte war gesäubert worden, und er lief bestens. Deaver stellte eine Verbindung zum Hochgeschwindigkeits-Internetzugang her, rief Google auf und lehnte sich dann zurück, um nachzudenken, während er auf den hell leuchtenden Bildschirm starrte.
    Der Colonel hatte Prescott im Januar 1996 gefunden, abgemagert, halb tot und halb erfroren, hinter einem Müllcontainer. Deaver hatte sich in jenem Winter meistens außerhalb der Vereinigten Staaten aufgehalten und sich den Hintern in Bosnien abgefroren. Als er wieder zum Stützpunkt zurückkehrte, war die Sache mit Prescott schon gelaufen. Der Colonel hatte ihn adoptiert, er hatte vierzig Pfund an Muskelmasse zugelegt, lernte eifrig für seinen Schulabschluss und war fest entschlossen, zur Army zu gehen.
    Deaver hatte ihn von Anfang an gehasst. Der Colonel hielt ihn für eines der Weltwunder. Na ja, das war ja auch zu verstehen, wenn man bedachte, dass sein eigener Sohn, der andere Jack, ein jämmerlicher Versager gewesen war, der mit fünfzehn angefangen hatte zu trinken, im Alter von zwanzig ein Auto zu Schrott gefahren hatte, das er für eine Spritztour geklaut hatte, und dabei sich selbst und eine vierköpfige Familie umgebracht hatte, bevor seine neueste Sucht – Kokain – das später erledigen konnte.
    Eins musste man Jack ja lassen: Er war der bravste Junge auf der ganzen Welt, und der Colonel glaubte, durch ihn eine zweite Chance zu bekommen.
    Als

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