Gefährlicher Fremder - Rice, L: Gefährlicher Fremder
lag auf dem Beifahrersitz und half ihm dabei, Caroline Lakes Haus zu finden. Es lag im wohlhabenden Teil der Stadt, alte Villen aus Stein oder Ziegeln auf ausgedehnten Grundstücken.
Er fuhr langsam daran vorbei und musterte das Haus aufmerksam. Es war eins der schönsten in diesem Stadtteil – groß, aber zugleich auch elegant. Es gab keine Mauer, nur einen sanft abfallenden Hang, vermutlich Rasen, der jetzt allerdings mit Schnee bedeckt war und von einem Weg in zwei Hälften geteilt wurde. Jemand hatte den Weg und die Einfahrt vom Schnee befreit.
Zehn Minuten später fuhr er erneut vorbei. Er versuchte herauszufinden, ob es ein äußeres Sicherheitssystem gab, aber das Licht der Straßenlampen reichte nicht aus, um zu erkennen, ob die Fenster alarmgesichert waren oder was für eine Art Schloss die Eingangstür besaß. Dafür war eine genauere Überprüfung nötig, und er würde Spuren im Schnee hinterlassen. Wenn Prescott da drin war, würde er es sofort merken.
Das Einzige, was er mit Sicherheit sagen konnte, war, dass es keine Sicherheitskameras gab. Also war die schöne Miss Lake wohl eher ein gutgläubiger Mensch.
Ihm kam ein Gedanke. Jack Prescott war ein Mann mit nur wenigen Schwachstellen. Die vertrauensselige kleine Caroline Lake würde der Hammer sein, der ihm den Garaus machte.
Das war gut. Ein Plan begann sich herauszukristallisieren.
Zufrieden, dass er alles getan hatte, was er im Moment tun konnte, fuhr Deaver zu seinem Hotel.
Morgen würde die Endphase beginnen.
Am Montagmorgen spähte Caroline in den Himmel hinauf, um abzuschätzen, was auf sie zukommen würde. Im Augenblick schneite es nicht, aber der Himmel war von einem mürrischen Dunkelgrau, obwohl es acht Uhr morgens war.
Sollte es heute schneien? Sie hatten den Wetterbericht nicht hören können, weil sowohl der Fernseher als auch das Radio immer noch streikten. Sie hätte im Internet nachsehen können, aber ihr Computer war oben in ihrem Zimmer, und bis sie ihn hochgefahren und das Wetter gegoogelt hatte, würde sie zu spät dran sein.
Aber es entzog sich schließlich sowieso ihrer Kontrolle, ob es nun schneite oder nicht. Sie musste in jedem Fall zur Arbeit fahren, und damit hatte sich die Sache. Außerdem wollte Jack unbedingt irgendetwas erledigen, was er sich für heute vorgenommen hatte. Er stand bereits in seiner Jeansjacke da, bereit zu gehen.
Caroline setzte ein falsches Lächeln auf. Montage waren immer schwierig, aber dieser noch mehr als andere.
Wenn sie könnte, würde sie zurückspulen und den gestrigen Tag noch einmal von vorne erleben. Sie hatten den ganzen Tag über absolut nichts getan, außer zu essen und sich zu lieben. Na ja, sie hatte den ganzen Tag nichts getan, außer zu essen und mit ihm zu schlafen. Jack war es gelungen, ihre undichte Waschmaschine und die Regale in ihrem Schlafzimmer zu reparieren, außerdem hatte er die Angeln des Garagentors geölt und noch weitere unzählige Tonnen Schnee von der Einfahrt runtergeschaufelt. Und die ganze Zeit über hatte er darauf bestanden, dass sie mit einem Buch, einem Glas Wein und einer Decke vor dem Feuer saß.
Ein Nein überhörte er einfach. Das Einzige, was er Caroline tun ließ, war kochen, und dann schlang er gierig alles hinunter, was sie ihm vorsetzte. Sie hatten sich vor dem Kamin, unter der Dusche und ein paarmal in ihrem Bett geliebt, und danach hatte sie wie ein Murmeltier geschlafen.
Sie hatte das Gefühl, dass Jack und sie in einer wunderbaren kleinen Weihnachtskugel gelebt hatten, abgeschnitten von der Außenwelt und ihren Sorgen. Doch jetzt rückte die Realität drohend näher, und sie musste ihr ins Gesicht sehen, beginnend mit der Fahrt in die Stadt, über eisige Straßen mit abgefahrenen Reifen und ohne Ersatzreifen.
»Das Wetter sieht nicht gut aus.« Sie seufzte.
»Ja.« Er sah mit gerunzelter Stirn auf seine Armbanduhr. Es klingelte. »Das wurde aber auch Zeit«, murmelte Jack und ging zur Tür.
Davor stand jemand mit einem Formular und einem Schlüsselbund. Hinter ihm stand ein großer schwarzer Explorer auf der Straße. Jack unterschrieb das Formular und nahm die Schlüssel entgegen. Als sich die Tür hinter ihm schloss, ließ er die Schlüssel vor ihren Augen baumeln und sagte: »Ein fahrbarer Untersatz.« Er beugte sich vor und gab ihr einen flüchtigen Kuss.
»Was?«
Jack zeigte auf den Explorer vor dem Haus. »Den hab ich für die nächste Woche gemietet, bis ich einen Wagen zum Kaufen gefunden habe. Das ist wirklich nicht das
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