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Gefaehrlicher Liebhaber - Jagd auf Jack the Ripper

Gefaehrlicher Liebhaber - Jagd auf Jack the Ripper

Titel: Gefaehrlicher Liebhaber - Jagd auf Jack the Ripper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Norton
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eine echte Augenweide, so wirkte es beinahe ärmlich gegen die Robe ihrer Mutter. Sie war aus cremefarbenem Seidenatlas mit üppigen Puffärmeln und zarten Volants aus Chiffon. Der leicht ausgestellte Rock war auf seiner Vorderseite mit den Strahlen einer großen Sonne bestickt, über der zahllose Wölkchen dahinzogen. Die Umrisse der Wolken und der Sonnenstrahlen waren mit Perlen und Pailletten eingefasst. Am Saum der Robe wechselten sich Sterne und Wölkchen ab, die nach hinten in eine ganz und gar schmucklose Schleppe ausliefen, was aber die Vorderseite des Kleides noch deutlicher prunken ließ. Dazu passend trug ihre Mutter eine Perlenkette, die sie mehrmals um ihren schmalen Hals geschlungen hatte und die fast bis zum Rocksaum hinabzufließen schien. Ihr üppiges Haar war in einer vollen Rolle nach oben gesteckt und seitlich mit Prince of Wales Federn fixiert, an deren Basis seidene Sterne funkelten.
    „Wo gehst du hin?“
    „In die Oper. Tristan und Isolde. Von diesem skandalösen deutschen Komponisten.“
    Elizabeths Augen funkelten. „Wagner!“, rief sie enthusiastisch aus. „Wundervoll.“
    „Dein Vater hasst es!“, bemerkte ihre Mutter mit einem kleinen Lächeln.
    „Dann nimm mich an seiner statt mit!“, bettelte sie wie ein Schulmädchen.
    „Ein andermal, meine Liebe. Heute Abend muss dein Vater sich in der Oper zeigen. Der Prince of Wales wird da sein und Gladstone.“
    Wie suchend blickte sie sich um, bis ihre Blicke an dem kleinen Tisch mit den schweren Karaffen hängen blieben.
    „Ach, mein Lieber … sei doch so gut und schenk mir einen ganz kleinen Sherry ein, bevor Vater herunterkommt. Ob George wohl auch kommen wird?“
    Versonnen beobachtete seine Mutter ihn beim Eingießen.
    „Welcher George?“, hakte Elizabeth ein, garantiert mehr um überhaupt etwas gesagt zu haben, als dass es sie wirklich interessiert hätte, um welchen George es sich handelte.
    „Ach, George Mont-Angus.“ Elizabeth warf ihm kecke Blicke zu.
    „George Mont-Angus? Kenne ich nicht.“
    „Na, Tante Margret – Rose’ Schwarm … Der Leibarzt seiner Königlichen Hoheit, des Prince of Wales.“
    „Elizabeth sei nicht so kess! Ich habe eben gerade an ihn denken müssen, weil …“
    „Weil?“ Es war nicht die Art seiner Schwester, locker zu lassen, wenn sie etwas wollte.
    „Na …“, ihre Mutter legte den Kopf ein wenig in den Nacken, „… weil alles hier nach ihm duftet.“
    Schlagartig änderten sich die Blicke, die Elizabeth und er sich zuwarfen.
    „Nach wem duftet es?“ St. John war dicht an seine Mutter herangetreten, als gelte es, sie an der Flucht zu hindern.
    „George Mont-Angus. Das ist sein Parfüm. Man meint gerade, er müsse hier irgendwo sein.“
    „Kannst du mich ihm vorstellen, Mamá?“
    Seine Mutter schien verwundert. „Warum willst du auf einmal jemandem vorgestellt werden, der gesellschaftlich mit uns nur weitläufig verkehrt?“
    „Denkst du, er wird in der Oper sein?“ St. John war bereits an der Tür.
    „Er hat wieder nicht zugehört …“, murrte ihre Ladyschaft.
    „Ich ziehe mich nur schnell um.“
    Eine gute Stunde später saß St. John mit seinen Eltern in deren Loge und folgte gebannt durch sein Opernglas schauend den Vorgängen in den anderen Logen. Um ihn herum glitzerte und funkelte es. War er schon so in seineArbeit bei der Polizei versunken, dass er den Prunk, das Gleißen der Juwelen und der zahllosen Kerzenleuchter nicht mehr gewöhnt war?
    Mit wippenden Füßen erwartete er die erste Pause. Musik und Darstellung auf der Bühne bemerkte er nicht einmal. Er würde ihm gegenüberstehen. Auge in Auge. Nur noch kurze Zeit und er würde wissen, wer der Ripper wahrhaft war.
    Die Szene schien kein Ende zu nehmen. Immer, wenn er dachte, der Vorhang müsse fallen, begann eine neue Arie.
    Und dann war da plötzlich diese Melodie. Sanft. Schwebend fast. Weniger eine Melodie als vielmehr ein Teil der Luft. Sie floss förmlich mit jedem Atemzug in ihn hinein.
    Der Sänger begann. Eine lange, schwebende Phrase, in die sich die Isolde einzufügen schien. Nein, er verstand nichts von Musik. Er konnte nur hören und empfinden. Dass da zwei Stimmen waren, die nicht zueinanderpassten. Zwei Melodien, die nicht passten. Und doch, wenn sie sich zu erheben begannen, wenn sie emporstiegen, zu einer kaum fassbaren Intensität, dann konnte es keinen Zweifel mehr geben: die gehörten nicht nur zusammen. Sie waren eins. Identisch.
    St. Johns schloss die Augen, ließ die Stimmen sich

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