Gefährlicher Sommer
Küche!«
Kurz darauf klingelte das Telefon. Es war Brigitte, die vom Flughafen aus anrief, um sich zu erkundigen, ob auch alles in Ordnung sei. Manuel erklärte, bis jetzt sei weder das Haus abgebrannt noch der Swimmingpool übergelaufen oder einer der Gäste ins Koma gefallen. Kaum hatte er aufgelegt, klingelt es erneut. Diesmal war es Tom. Er wollte Pat sprechen.
»Tom?« Sie schrie so laut in den Apparat, dass Tom am anderen Ende in Deutschland zusammenfuhr. »Wie geht es dir?«
»Gut! Ich bin so weit wieder gesund! Wie geht es euch?«
»Super! Du, Tom, ich glaube, wir sind schon wieder in ein Abenteuer hineingeraten ...«
»Ist nicht wahr!«
»Doch!« Mit sich überschlagender Stimme berichtete Pat von den Ereignissen. »Wir ziehen jetzt gleich los!«
»Seid vorsichtig! Wenn es stimmt, was du sagst, dann kann das eine gefährliche Geschichte werden, hörst du?«
»Klar sind wir vorsichtig! Tom, amüsierst du dich gut mit unserer lieben Kathrin?«
Von Tom kam ein lautes Stöhnen. »Sie raubt mir den letzten Nerv, Pat. Ich weiß wirklich nicht, womit ich das verdient habe. Ich wünschte so sehr, ich wäre bei euch!« Leiser fügte er hinzu: »Bei dir besonders!«
Diane trat heran und nahm Pat den Telefonhörer aus der Hand. »Tom? Hier ist Diane. Tom, ich mache mir ein bisschen Sorgen. Kein Mensch weiß, wohin wir da heute gehen, wenn etwas passiert, kann keiner uns suchen. Ich würde dir gern wenigstens beschreiben, wo der Hof liegt!«
»O Gott!«, schrie Angie. »Das gibt's doch nicht! Als ob Tom mitsamt seinem Scharlach von Norddeutschland her irgendetwas für uns tun könnte! Kind, wir befinden uns auf den Kanarischen Inseln!«
»Fang an, Diane«, sagte Tom ruhig.
Diane gab eine Beschreibung ab, so detailliert und präzise wie möglich. Tom konnte sich darunter natürlich überhaupt nichts vorstellen, aber er notierte ihre Angaben gewissenhaft.
»In Ordnung«, sagte er dann, »wenn ihr plötzlich wie vom Erdboden verschwunden seid, werde ich Himmel und Hölle in Bewegung setzen!«
Angie, die so dicht neben ihrer Schwester stand, dass sie mithören konnte, riss den Hörer an sich. »Aber überstürze nichts, Tom! Es kann spät werden. Du brauchst nicht sofort Interpol hinter uns her zu hetzen!«
Schon den ganzen Morgen über war es der Sonne nicht gelungen, durch die Wolkendecke zu brechen, und nun, als sich die Freunde auf halbem Weg befanden, fing es auch noch an zu regnen. Ein kühlerer Wind wehte von den Bergen hinunter ins Tal, und er war ihnen nicht einmal so unwillkommen. Die übliche Gluthitze des Mittags hätte das Fahrradfahren sehr anstrengend gemacht, und für Tobi wäre sie überhaupt ziemlich unerträglich gewesen. So schien er sich recht wohl zu fühlen. Er hechelte zwar etwas, aber manchmal lief er sogar in großen Sprüngen voraus. Pat hatte eine Feldflasche mit Wasser und eine kleine Plastikschüssel auf ihren Gepäckträger geschnallt, sodass sie immer wieder anhalten und dem Hund etwas zu trinken geben konnte.
Es war nicht schwierig gewesen, genügend Fahrräder zu organisieren: Manuel hatte sein eigenes, Chris und Angie die seiner Eltern, und für Pat und Diane hatten sie zwei Räder im Reitstall aufgetrieben. Dort hatten sie auch noch kurz mit dem Tierarzt gesprochen, der gekommen war, um sich Ninas Bein anzusehen.
»Ihr müsst euch keine Sorgen machen«, sagte er, »eine leichte Verstauchung. Das kommt ganz von selbst wieder in Ordnung. Lasst sie ein paar Tage stehen. Es war sehr gut, dass ihr die Schwellung gleich gekühlt habt.«
Die Freunde warfen sich vielsagende Blicke zu. Und wie gut das gewesen war! Sonst hätten sie nie den geheimnisvollen, einsamen Hof und die seltsamen Leute kennengelernt.
Und nun strampelten sie die schon bekannten Wege entlang. Es ging ständig leicht bergauf in Richtung Mercedes-Wald, und bald waren sie schon außer Atem.
»Heute Abend werde ich den größten Muskelkater aller Zeiten haben«, stöhnte Angie. »Meint ihr nicht, wir könnten eine kurze Pause einlegen und etwas essen?«
»Picknick im Regen?«
Aber der Regen war schon deutlich schwächer geworden, und schließlich versiegte auch das letzte Tröpfeln. Sie ließen die Fahrräder einfach fallen und sanken in die nasse Wiese. Mit Heißhunger machten sie sich über den Picknickkorb her: ein paar Brote, Tomaten, Bananen, Schokolade und Cola. Für Tobi förderte Pat zwei große Würste zu Tage. Er schluckte sie in zwei Bissen, stand dann schwanzwedelnd da und wollte mehr.
»Jetzt
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