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Gefährlicher Sommer

Titel: Gefährlicher Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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hört man doch überall Papageien! Das ist doch nichts Besonderes! Ich verstehe wirklich nicht, worauf Sie hinauswollen ...«
    Sie redete verzweifelt und dachte: Er wird es nicht riskieren. Er kann nicht sicher sein, ob wir wirklich etwas vermuten. Vielleicht sind wir wirklich nur ein paar besonders aufdringliche Jugendliche ...
    Aber da unterschätzte sie Carlo. Er hatte Erfahrung. Er witterte die Angst der jungen Leute - und ihr Misstrauen. Er glaubte ihnen ihre Arglosigkeit nicht.
    »Ihr werdet für eine Zeit hierbleiben«, sagte er, »für eine ganze Zeit, das kann ich euch versprechen.«
    »Aber das können Sie nicht tun!«, rief Angie. »Man wird nach uns suchen, wenn wir nicht nach Hause kommen!«
    »Sicher. Aber man wird euch nicht finden. Man wird euch vielleicht nie mehr finden!«
    Das klang hässlich und grausam. Auf einmal bekamen sie entsetzliche Angst. Wie brutal dieser Mann aussah. Was meinte er damit: Man wird euch vielleicht nie mehr finden?
    »Wenn Sie uns nicht gehen lassen«, sagte Pat, »jage ich meinen Hund auf Sie. Er würde sich jetzt schon am liebsten auf Sie stürzen. Ich muss ihn nur loslassen.«
    Einen Moment lang schien Carlo erschreckt. Tobi war riesig, und von seiner Gutmütigkeit war jetzt nichts mehr zu merken. Geduckt kauerte er neben Pat und fletschte die Zähne. Das Knurren aus seiner Kehle klang sehr bedrohlich.
    Aber Carlo hatte schon wilderen Tieren gegenübergestanden - angeschossenen Löwen und Tigern, denen das Blut über Schultern und Flanken lief und die außer sich waren in ihrer Todesangst. Er hatte immer nur ein kaltes Lächeln für sie übrig gehabt: Kommt nur her, stürzt euch in mein Gewehr, gegen meine Waffen habt ihr keine Chance!
    Diesmal hatte er kein Gewehr. Aber er schnappte sich blitzschnell ein großes Holzscheit und hielt es drohend in den Händen. »Ich warne dich! Ich schlage das verdammte Vieh tot!«
    Pat bekam Angst. Sie zweifelte nicht daran, dass dieser Mann eine Gefahr für Tobi darstellte. Verzweifelt hielt sie das Halsband des Hundes umklammert.
    Aber Tobi war nun erst recht fuchsteufelswild geworden. Er spürte die Bedrohung, die von dem fremden Mann ausging. Mit einem Ruck riss er sich los und sprang mit gefletschten Zähnen und einem furchtbaren Knurren auf Carlo zu.
    Pat schrie auf. »Tobi!«
    Das Holz, geschwungen von Carlos muskulösen Armen, krachte gegen den Hals des Hundes. Tobi kippte wie angeschossen zu Boden und blieb regungslos liegen.
    Pat sah aus, als werde sie jeden Moment ohnmächtig. »Was haben Sie getan? Um Gottes willen, was haben Sie getan?« Sie fiel neben Tobi auf die Knie. »Tobi! Tobi!«
    Der Hund rührte sich nicht. Die anderen waren zuerst wie erstarrt gewesen vor Schreck, nun kauerten sie sich alle nieder und berührten sacht den warmen, bunt gefleckten Körper. Tobis große weiße Pfoten zuckten.
    »Er atmet, Pat«, sagte Angie leise. »Er ist nicht tot.«
    Pat war kaum fähig, überhaupt etwas zu hören. Bleich wie ein Gespenst lag sie neben ihrem Hund. »Tobi«, flüsterte sie immer wieder. »Tobi, wach doch auf!«
    »Wir müssen ihn sofort zu einem Tierarzt bringen«, sagte Chris erregt zu den Männern. »Bitte, lassen Sie uns gehen. Bitte!«
    »Hör mal, Freundchen, du hältst mich wohl für den größten Idioten aller Zeiten, wie? Wegen dieses blöden Köters soll ich euch gehen lassen? Bin ich bescheuert? Wir lassen das Vieh hier liegen, entweder es berappelt sich oder es verreckt, mir ist das scheißegal, verstanden? Und jetzt kommt ihr mit uns!«
    Pat sah ihn an, ihre Augen schienen Blitze zu sprühen, sie war weiß wie eine Wand. »Ich gehe nicht mit Ihnen. Ich bleibe bei Tobi!«
    Er packte sie grob am Arm und zerrte sie hoch. »Ich bestimme hier, verstanden? Und ich warne euch: Macht mir keine Schwierigkeiten! Es wird sonst verdammt ungemütlich, das kann ich euch versprechen!«
    Hinter ihm tauchten zwei weitere Männer auf. Die Freunde erkannten sofort: Es hatte keinen Sinn, sich zu wehren oder wegzulaufen. Sie saßen in der Falle.
 

 
    »Ich dachte, wir könnten einen Spaziergang machen, Tom!«
    Kathrin stand in der Tür zu Toms Zimmer, angetan mit einem weißen Sommerkleid, eine große weiße Schleife im Haar. Sie hatte ein gewisses Talent, sich zu allen Gelegenheiten falsch anzuziehen. Tom musterte ihre Schuhe, feine, weiße Sandalen. Spaziergang! In den Dingern würde sie keine zehn Schritte weit kommen.
    »Jetzt nicht, Kathrin. Ich habe keine Lust!«
    »Was ist denn los mit dir? Ist irgendetwas

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