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Gefährlicher Sommer

Titel: Gefährlicher Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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du die Papageien gehört?«
    »Ja.«
    »Ja? Ist das alles, was du dazu sagst?«
    Manuel, der in Gedanken ohnehin bei Nina war und Diane im Stillen für ihre Ungeschicklichkeit verwünschte, sah Pat groß an. »Was soll ich denn dazu sagen?«
    »Mensch, geht dir denn immer noch kein Licht auf? Da haben mindestens drei Papageien geschrien! Denk doch mal nach! Der Überfall auf den Loro-Parque! Manuel, ich glaube, wir sind da einer ganz sauberen Bande auf die Spur gekommen! Wir müssen sofort ...«
    »Also, jetzt spinnst du aber hochgradig! Was meinst du wohl, wie viele Leute auf der Insel einen Papagei haben? Oder auch mehrere. Wenn du die alle verhaften lassen wolltest, würde halb Teneriffa im Gefängnis stecken.«
    »Manuel, ich spüre, dass da etwas nicht stimmt. Diese böse Frau. Der Mann! Hast du seinen brutalen Gesichtsausdruck bemerkt? Und dann das einsame Haus ...«
    »Pat!« Trotz aller Eile blieb Manuel einen Moment stehen und sah seine Cousine kopfschüttelnd an. »Ich fürchte, du hast eine etwas zu lebhafte Fantasie. Du kannst nicht jeden, der in einem einsamen Haus lebt, drei Papageien hat und zugegebenermaßen nicht besonders freundlich aussieht, verdächtigen, ein Verbrechen begangen zu haben!«
    »Aber es könnte doch sein! Gib zu, dass es sein könnte!«
    »Die Wahrscheinlichkeit ist ziemlich gering. Die Polizei würde dich jedenfalls ganz sicher auslachen.«
    Endlich langten sie bei den Pferden an. Chris und Diane warteten schon ungeduldig.
    »Endlich!«, sagte Chris. »Ich dachte schon, ihr kommt gar nicht mehr!«
    »Wir haben eine unglaubliche Entdeckung gemacht«, sprudelte Pat sofort los. »Stellt euch vor, wir ...« Und sie berichtete von ihren Erlebnissen.
    Chris und Diane waren beeindruckt. »Donnerwetter! Pat, das wäre ja ein Ding!«
    »Jetzt unterstützt sie doch nicht auch noch«, kam es ärgerlich von Manuel. Er hatte sich sofort um Nina gekümmert, ihr den nassen Lappen sorgfältig um die geschwollene Fessel gebunden. Tatsächlich schien das der Stute Linderung zu verschaffen. Vorsichtig setzte sie das verletzte Bein auf und belastete es sogar etwas.
    »So, und jetzt ganz langsam nach Hause. Spätestens jede Viertelstunde wechsle ich den Umschlag«, sagte Manuel. »Und kein Wort mehr über Papageien!«
    Aber natürlich flüsterten sie doch über das rätselhafte Haus und seine Bewohner, während sie langsam, ihre Pferde am Zügel, über die mondbeschienenen Wiesen nach Hause stapften.
 
    Christophos Moped hielt vor einem Haus in einer kleinen, stillen Seitenstraße, abseits des Trubels von Santa Cruz. Er stellte den Motor ab. »Mein ... Haus«, sagte er.
    Angie rutschte vom Rücksitz. Vor lauter Angst, ein zweites Mal zu spät zu kommen, hatte sie diesmal geradezu zum Aufbruch gedrängt. Und nun war es noch viel zu früh, und Christopho war deshalb bei sich daheim vorbeigefahren. Brigitte wäre das sicher nicht recht, dachte Angie unbehaglich, aber ich muss ja nicht mit hineingehen.
    Das Haus hing etwas baufällig und windschief eingeklemmt zwischen zwei anderen Häusern, war handtuchschmal und natürlich nicht verputzt. Das konnte man häufig auf Teneriffa sehen, und Angie konnte sich an diesen Anblick nicht recht gewöhnen. Immer dachte man, das sei eigentlich noch eine Baustelle, aber dann entdeckte man Gardinen hinter den Fenstern und Geranien auf dem Balkon und merkte, dass in dem seltsamen Gebäude schon längst eine Familie wohnte.
    Dieses Haus hier sah besonders ärmlich aus. Seit Jahren schon konnte niemand mehr die Fenster geputzt haben, die Haustür wirkte morsch, auf den Stufen, die zu ihr hinführten, lag Unrat; jemand musste hier einen Abfalleimer ausgeleert haben. Aber bis zum Dach hinauf wucherte leuchtend rosa- und lilafarbene Clematis, schlang sich um die Fenster, kletterte noch bis hinüber zum Nachbarhaus und gab dem schmuddeligen, verfallenen Gebäude einen romantischen Anstrich.
    Christopho nahm Angies Hand, zog die Freundin hinter sich her. Sie zögerte. »Christopho ... ich muss nach Hause ...«
    Natürlich verstand er sie nicht - oder er wollte nicht verstehen. Er öffnete die Tür, die nicht abgeschlossen war, und führte Angie in einen Flur, der muffig roch, nach abgestandenem Essen, Staub, nach Schweiß. Eine kahle Glühbirne hing von der Decke, ihr Licht war weiß und brutal. Er öffnete eine weitere Tür, und da erstarrte Angie.
    Es war ein kleiner Raum, in den sie traten, offenbar die Küche, denn es standen ein uralter Herd dort, ein leise surrender

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