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Gefährlicher Sommer

Titel: Gefährlicher Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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aufzupassen!«
    Damit irrte er sich allerdings. Manuel und seine Freunde waren zu diesem Zeitpunkt keineswegs mehr imstande, auf sich selber aufzupassen.
 
    Sie saßen in einem fensterlosen Hinterzimmer. Eine kleine Lampe brannte, aber sie gab nur wenig Licht. In dem Raum standen zwei schmale Liegen, ein Sessel, zwei Hocker. An den holzverkleideten Wänden verliefen Regale, auf denen ein paar Wolldecken lagen. Alles in allem war dies ein äußerst ungemütlicher Ort, und sie schauderten, wenn sie daran dachten, hier die Nacht verbringen zu müssen.
    »Was können die mit uns vorhaben?«, fragte Diane mit zittriger Stimme. Sie war totenblass.
    Angie drückte mitfühlend ihre Hand. »Keine Angst, Diane. Sie werden uns nichts tun. Sie wollen nur verhindern, dass wir zur Polizei gehen. Sie lassen uns bestimmt frei, sowie sie mitsamt ihren Papageien von der Insel verschwinden.«
    Angie war in Wahrheit keineswegs überzeugt von dem, was sie sagte. Und außerdem hatte sie ein schlechtes Gewissen. Diane hatte von Anfang an nicht mitgehen wollen, hatte sich gefürchtet und geängstigt, und sie hatte sie einfach ausgelacht und verspottet, als sie Tom durch das Telefon so genaue Anweisungen gab, wo im Zweifelsfall nach ihnen zu suchen wäre. Jetzt dachte sie, dass Diane wahrscheinlich als Einzige von ihnen etwas halbwegs Vernünftiges getan hatte. Die Frage blieb allerdings, ob es etwas nützen würde. Was sollte Tom für sie tun?
    Pat ging es am schlechtesten. Sie weinte immer wieder, wobei ihr das eigene Schicksal anscheinend völlig gleichgültig war, aber der Gedanke an Tobi, der da draußen bewusstlos lag und von dem sie nicht wusste, wie schwer verletzt er sein mochte, stürzte sie in Panik und Verzweiflung. Es machte sie krank, dass sie nicht zu ihm konnte. Starr und teilnahmslos saß sie auf einem der Stühle und starrte an die Wand. Von den anderen wagte es im Moment keiner, sie anzusprechen.
    Chris hatte Tür und Wände abgesucht, unterstützt von Manuel, der erstaunlich ruhig blieb. Beide Jungen stellten fest, dass es keine Möglichkeit gab zu entkommen.
    »Es hilft nichts«, sagte Chris resigniert. »Von alleine kommen wir hier nicht raus.«
    Am Abend erschien wieder die elegante, junge Frau und brachte etwas zu essen: ein paar Scheiben Brot, etwas Butter und Marmelade, für jeden eine Banane und eine Tomate. Dazu einen Krug mit Wasser. Für die fünf jungen Leute wäre es ein Leichtes gewesen, sie zu überwältigen, aber ihnen war klar, dass sie spätestens an ihren Komplizen scheitern würden.
    Trotz des Schreckens hatten sie Hunger, außer Pat, die keinen Bissen anrührte, sondern nur einen Schluck Wasser trank. Sie dachten an ihr Picknick vom Nachmittag und mussten sich zusammenreißen, um nicht zu weinen. Wie einfach und ungefährlich war ihnen da noch alles erschienen!
    »Das Schlimme ist, niemand wird uns vermissen«, sagte Manuel bedrückt, während sie alle im Kreis saßen und das kärgliche Mahl verschlangen. »Wer sollte merken, dass wir verschwunden sind?«
    »Christopho«, sagte Angie.
    »Christopho?«
    »Ja. Wir sind für heute Abend verabredet. Er wird sich wundern, dass ich nicht komme. Spätestens morgen kreuzt er mit Sicherheit in La Laguna auf, und es wird ihm bestimmt irgendwann komisch vorkommen, dass sich im Haus kein Mensch blicken lässt.«
    »Ja, und dann?«, fragte Manuel müde. »Wo soll er suchen? Er hat nicht den geringsten Anhaltspunkt.«
    »Tom weiß, wo wir sind«, erinnerte Diane.
    »Das nützt uns nicht viel«, meinte Chris. »Tom sitzt in der Eulenburg. Er kann nichts machen.«
    »Tom wird aber merken, dass wir nicht da sind«, sagte Angie. »Er war ein bisschen nervös heute Mittag wegen unseres Vorhabens, deshalb bin ich ganz sicher, er ruft heute Abend wieder an, um sich zu vergewissern, dass wir zurück sind.«
    »Und was soll er tun, wenn er dann also merkt, wir sind nicht da?«
    Alle schwiegen. Ja, was sollte Tom tun?
    »Er müsste irgendwie mit Brigitte Kontakt aufnehmen«, meinte Diane. »Ihr könnte er erklären, wo man nach uns suchen muss.«
    »Aber Brigitte ist in Madrid!« Angie seufzte. »Die Situation ist absolut bescheuert. Tom hat davon ja auch keine Ahnung.«
    »Meine Mutter wird natürlich auch merken, dass wir nicht da sind«, warf Manuel ein. »Ich wette, die telefoniert sich heute den Abend über die Finger wund. Aber sie wiederum weiß nicht, dass Tom alles weiß. Ich meine, ich weiß nicht einmal, ob sie weiß, dass es Tom überhaupt gibt!«
    »O Gott«,

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