Gefährlicher Verführer
obwohl Darius versuchte, ihre Qualen zu lindern.
Als sich die Krämpfe langsam
abschwächten, war Tempest eine kurze Ruhepause vergönnt. Ihre Nägel gruben sich
tief in seinen Arm. »Kannst du nicht dafür sorgen, dass es aufhört, Darius?«,
flehte sie ihn an, obwohl sie sich fest vorgenommen hatte, ihn nicht zu fragen.
Sie wusste, er würde ihrem Leiden ein Ende setzen, falls er dazu in der Lage
war. »Es tut mir Leid. Ich hätte das nicht sagen sollen«, murmelte sie und
strich mit bebenden Fingerspitzen über seine perfekt geformten Lippen. »Ich
kann es schaffen. Das weiß ich genau.« Doch dann wurde ihr Körper abermals von
so schrecklichen, brennenden Schmerzen erfasst, dass es sie beinahe um den
Verstand brachte.
Selbst jetzt versuchte sie
noch, ihn zu trösten! Darius konnte es kaum glauben. Er konnte nichts anderes
tun, als sie hilflos in seinen Armen zu halten. Tränen schimmerten in seinen
Augen, und er flehte um Gnade für Tempest, während er seinen Geist so
vollkommen wie nur möglich mit ihrem vereinte.
Tempest wollte schreien, nur
schreien, brachte jedoch keinen Laut heraus. Sie musste sich übergeben und
versuchte, sich trotz aller Schmerzen von Darius abzuwenden. Doch er war so eng
mit ihr verbunden, dass er all ihre Bedürfnisse kannte. Ihr Körper versuchte,
sich von Giftstoffen zu befreien, von den Resten menschlichen Blutes. Darius
hielt sie in seinen Armen, während ihm heiße Tränen über die Wangen liefen.
Das hatte er nicht gewollt.
Niemals hätte sie die Qualen der
Umwandlung durchleiden
sollen. In seinen Armen wirkte Tempest zierlicher und zerbrechlicher denn je.
Bleib bei mir, meine Liebste.
In ein paar Minuten kann ich dich in einen tiefen Schlaf versetzen, damit du
die Schmerzen nicht mehr spürst. Bitte, bleib bei mir!
Obwohl ihr Körper von
lodernden Flammen und schrecklichen Krämpfen gepeinigt wurde, versuchte
Tempest, Darius zu beruhigen. Mit letzter Kraft hob sie die Hand und strich ihm
zärtlich mit den Fingerspitzen über den Hals. Darius weinte haltlos. Er meinte,
sein Herz würde entzwei gerissen.
Als endlich nicht mehr die
Gefahr bestand, dass Tempest an ihrem eigenen Blut erstickte, versetzte Darius
sie in einen tiefen Schlaf, damit ihr Körper die Verwandlung vollenden konnte.
Er hielt sie fest in seinen Armen, noch immer mit ihren Gedanken verbunden, um
sich zu vergewissern, dass sie nicht mehr in Gefahr schwebte. Erst als die
Verwandlung endgültig abgeschlossen war, zog er Tempest die schmutzigen
Kleider aus und wusch sie behutsam.
Lange saß er bei ihr,
erschöpft von ihren Qualen. In seinem sonst so klaren Verstand herrschte Chaos.
Niemals hätte er es für möglich gehalten, dass eine Frau ihn so sehr liebte,
dass sie für ihn buchstäblich durch die Hölle ging. Voller Demut dachte Darius
über ihr Opfer nach. Schließlich gab er Tempest einen zärtlichen, beinah
andächtigen Kuss, ehe er die Erde öffnete. Dann versetzte er sie in den Schlaf
der Karpatianer und schloss das Erdreich über ihr, damit es seine Heilkräfte
entfalten konnte.
Als sich die Erde über
Tempest schloss, wandte sich Darius langsam dem Tunnel zu, der aus der Höhle
hinausführte. Seine dunklen Augen blickten kalt und gnadenlos. Er spürte, wie
das Raubtier in feinem Innern erwachte, und hielt es nicht zurück. Als die -
Vampirjäger seine Schwester vor einigen
Monaten angegriffen hatten,
war er ihnen nicht gefolgt, um sie unschädlich zu machen. Schon damals hatten ihm
seine Instinkte geboten, die Verbrecher zu vernichten, doch die Karpatianer
versuchten immer, sich der Welt der Sterblichen anzupassen und keinerlei
Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Jetzt kannte Darius kein Zögern mehr. Er war
nicht länger aufzuhalten.
Er sicherte die Höhle mit
dem stärksten Schutzzauber, den er je benutzt hatte, fest entschlossen, weder
Karpatianer noch Sterbliche in Tempests Nähe zu lassen, während sie schlief.
Niemand würde es überleben, in die Höhle einzudringen. Dann schoss er
blitzschnell durch den Tunnel und warf sich in die klare Nachtluft. Sein Geist
war nur noch von einem blutroten Nebel der Rache erfüllt.
Das Konzert war beendet.
Desari und Syndil warteten in einem streng bewachten Raum, Cullen war bei
ihnen. Plötzlich schwiegen sie und warfen einander eindringliche Blicke zu.
Julian wandte sein Gesicht zum Himmel. »Er ist erwacht. Es wird nicht möglich
sein, ihn zu beruhigen. Er wird alles daransetzen, die Männer zu vernichten,
die Tempest entführt haben.« Julians
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