Gefährlicher Verführer
außer
ihren Herzschlägen zu hören. Tempest schien sich in einer Art Halbschlaf zu
befinden. Doch nach einiger Zeit bemerkte sie die unterschiedlichen Rhythmen
ihrer Herzschläge. Wenn sie so nahe beieinander waren, schlugen ihre Herzen für
gewöhnlich im selben Takt, doch jetzt schien Darius' Herz langsamer und
unregelmäßig zu schlagen. Tempest nahm alle Kraft zusammen und setzte sich auf.
Langsam wandte sie sich Darius zu. Entsetzt sah sie, dass er am Boden lag, an
einen Felsbrocken gelehnt. Sein Gesicht war bleich und von winzigen
Blutstropfen übersät.
Ängstlich kniete sich
Tempest neben ihn und streckte die Arme nach ihm aus. Sein Hemd und seine Hose
waren von Blut durchtränkt. »Mein Gott, Darius!«, flüsterte sie.
Er antwortete nicht. Sie
griff nach seinem Handgelenk und nach seinem Puls. Sein Herz schlug schwach und
unregelmäßig. Tempest wusste augenblicklich, dass er einmal mehr ihre
Bedürfnisse über die seinen gestellt hatte. Er war bewusstlos und hatte viel zu
viel Blut verloren. Tempest fürchtete, dass er nicht überleben würde. Sie saßen
tief in der Erde fest. Es würde ihr niemals gelingen, ihn aus der Höhle zu
schleppen und Hilfe zu holen.
Sie zwang sich dazu, nicht
in Panik zu geraten. Darius war kein Sterblicher. Was konnte sie tun, um ihm
hier zu helfen? Die anderen würde sie nicht erreichen. Die telepathische Verbindung
zwischen Darius und seiner Familie funktionierte nur für sie. Plötzlich
entdeckte Tempest die Erde in Darius' Wunden. Er hatte versucht, den
Blutverlust mit der Kraft der Erde einzudämmen. Schnell blickte sich Tempest
nach der Stelle um, an der das Erdreich nach Darius' Angaben besonders
reichhaltig sein sollte, und verteilte die neue Mischung auf seinen Wunden.
»Darius, sag mir, was ich
tun soll«, flehte sie. Tempest fühlte sich einsamer als je zuvor. Zärtlich
strich sie ihm das Haar aus der Stirn, während ihr Herz plötzlich schnell zu
klopfen begann. Sie hatte sich in ihn verliebt. Er war kein Mensch. Er war
aufdringlich und herrschsüchtig. Vermutlich hatten sie keine Chance, eine glückliche
Beziehung zu führen, doch Tempest würde ihn nicht im Stich lassen.
In der kurzen Zeit, in der
sie einander kannten, war Darius zu ihrer zweiten Hälfte geworden. Nun
bedeutete er ihr mehr als ihr eigenes Leben. Er hatte seine Welt, seine
Erinnerungen mit ihr geteilt. Er lachte mit ihr und kümmerte sich um ihre
Verletzungen, ehe er seine beachtete. Immer wieder zeigte er ihr, wie sehr er
sie liebte. Trotz seiner überheblichen Art sorgte er für sie, kochte für sie,
las ihr jeden Wunsch von den Augen ab. Sie spürte seine Liebe. Und durch die
telepathische Verbindung zu ihm kannte sie seine Gedanken und Erinnerungen,
wusste um seine innere Größe. Und sie zweifelte nicht daran, dass er
tatsächlich beabsichtigte, mit ihr alt zu werden und für sie zu sterben.
Doch das würde sie mit
Sicherheit nicht zulassen. Vorsichtig streckte Tempest ihn auf dem Boden der
Höhle aus, damit er es bequemer hatte. Es war niemand in der Nähe, der ihm
geben konnte, was er so nötig brauchte. Also streckte sie sich neben ihm aus
und schmiegte ihren Kopf an seine Schulter.
»Pass auf, mein Liebling«,
flüsterte sie. »Du wirst jetzt mein Blut trinken, damit deine Wunden ausheilen
können. Wenn es funktioniert, wirst du aufwachen und mir das Leben retten.
Hoffentlich werde ich nicht wahnsinnig.« Sie verzog das
Gesicht. »Es würde mir
wirklich nicht gefallen, wahnsinnig zu sein. Aber wir wollen jetzt nicht länger
darüber nachdenken. Okay? Das ist meine Entscheidung.« Sie schmiegte sich an
ihn und ließ ihre Lippen über seinen Hals streifen. Du verstehst mich doch,
Darius P Das ist meine Entscheidung, mein freier Wille. Ich will es für dich
tun. Nimm mein Blut. Ich gebe mein Leben für deines. Du bist ein großartiger
Mann, der jedes Opfer wert wäre.
Tempest zog ein
Taschenmesser aus ihrer Jeans, presste die Lippen fest zusammen und öffnete
ihre Pulsader. Sofort presste sie die Wunde auf Darius' Mund. Trink, mein Liebster.
Trink für uns beide. Entweder leben wir zusammen, oder wir sterben zusammen. Sie meinte jedes Wort
ernst. Tempest hegte keine Zweifel, bereute ihre Entscheidung nicht, aber es
tat verdammt weh.
Zuerst schien ihr Blut
einfach nur in seinen Mund zu fließen, doch dann regte sich Darius leicht, hob
die Hand, umfasste ihr Handgelenk und presste es fest an seine Lippen.
Instinktiv nahm er ihre kostbare Lebensessenz in sich auf.
Tempest schloss die
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