Gefährlicher Verführer
Augen
und ließ sich von der Dunkelheit davontragen.
Kapitel
17
Wasser tropfte von der Decke
der Höhle und rann an den Wänden hinunter. Es sammelte sich in Pfützen am Boden
und vermischte sich dort mit der gehaltvollen, roten Erde, sodass die Pfützen
wie Blutlachen aussahen. In der Ferne löste sich ein Stein, prallte auf andere
Felsbrocken. Dann war es wieder still.
Darius wurde bewusst, dass
er auf dem Boden lag. Seine Glieder fühlten sich bleischwer an. Hunger nagte an
seinen Eingeweiden. Und er spürte Schmerzen, schien in einem Meer aus Qual zu
treiben. Etwas hielt ihn am Boden fest. Doch er wusste nicht, was geschehen war
oder wo er sich befand. Langsam wandte er den Kopf und erschrak. Wie schwer
ihm jede Bewegung fiel! Auch sein Verstand schien sich getrübt zu haben. Er fühlte
sich schwerfällig und hatte Mühe, seine Umgebung zu erkennen. Als er
schließlich wieder klar sehen konnte, fiel die Hand, die eben noch seinen Mund
bedeckt hatte, schwer auf seine Brust.
Der Angstschrei schien aus
den Tiefen seiner Seele zu dringen. Er hallte von den Wänden der Höhle wider;
so qualvoll, dass er bis in den Himmel hinaufdrang. Darius umfasste Tempests
Handgelenk und verschloss hastig die klaffende Wunde. »Kleines, Kleines, was
hast du getan?« Er zog sie an sich und presste seine Handfläche auf ihren
flatternden Herzschlag. Tempest atmete schwer, und ihr Puls ging viel zu
unregelmäßig! Der Blutverlust war tödlich gewesen. Tempest lag im Sterben.
Ohne auch nur darüber
nachzudenken, öffnete Darius eine Stelle an seinem Handgelenk und presste die
Wunde an ihre
Lippen. Eine kleine Menge
seines Bluts würde sie am Leben erhalten, bis er die Gelegenheit zur Jagd
gehabt hatte und ihr mehr geben konnte. In Darius' Innern herrschte Leere, bis
auf ein flehendes Gebet. Sie durfte nicht sterben! Er würde sie niemals gehen
lassen. Sie durfte nicht sterben! Er schwor es sich selbst und Gott. Dann gab
er Tempest den Befehl, zu schlafen und am Leben zu bleiben. Immer wieder sandte
er ihr diesen einen Gedanken, unterstützt von seinem eisernen Willen. Er machte
Tempest klar, dass sie es nicht wagen durfte, ihm diesmal nicht zu gehorchen.
Sobald es ihm möglich war,
verließ er Tempest, schwang sich in die Lüfte und ging auf die Jagd. Es war ihm
gleichgültig, wo er Nahrung fand. Darius trank hastig und hungrig und ließ
dann seine Opfer einfach zu Boden sinken, ehe er ihnen zu viel Blut nahm. Er
war nur von dem Gedanken erfüllt, so schnell wie möglich zu Tempest zurückzukehren.
Es gab nur noch seine Gefährtin. Jede Faser seines Seins war darauf konzentriert,
sie am Leben zu erhalten.
Diesmal, mit frischen
Kräften, zog er Tempest in seine Arme, barg ihren Kopf an seiner Brust und
öffnete eine Stelle über seinem Herzen. Liebevoll gab er ihr Nahrung, vergewisserte
sich, dass sie genug Blut zu sich nahm, um zu überleben. Als ihr Körper auf die
Stärkung reagierte, versuchte sie, sich ihm zu entziehen. Doch Darius hielt sie
einfach fester umfangen. Sie würde ihm gehorchen. Es gab keine andere Möglichkeit.
Bislang hatte er ihr viel zu viele Freiheiten gelassen, mehr, als er je für
möglich gehalten hätte, obwohl er ihr jederzeit seinen Willen hätte aufzwingen
können. Doch jetzt blieb ihm keine Wahl. Es ging um Tempests Leben und seine
Seele. Wenn sie starb, würde er verdammt sein. Niemals würde es ihm gelingen,
still den Sonnenaufgang zu erwarten. Seine Rache an der ganzen Welt würde
fürchterlich sein. Er würde alle mit sich nehmen, die ihm Tempest geraubt hatten.
Als Darius sicher war, dass
sie genügend Blut aufgenommen hatte, schob er sie sanft von sich, schloss die
Wunde und bettete Tempest auf den Boden. Darius schloss die Augen und
versenkte sich in seinen Körper, um seine Verletzungen von innen heraus zu
heilen. Die Wunde an seiner Hüfte war unangenehm. Die Kugel hatte den Knochen
zersplittert und mehr Schaden angerichtet, als Darius lieb war. Die Schusswunde
in seinem Oberschenkel war leichter zu heilen. Ohne sonderliche Mühe gelang es
ihm, das Gewebe zu verschließen. Danach nahm er ein kurzes Bad in dem
dampfenden Teich, ehe er seine Wunden wieder mit Heilerde versorgte. Diesmal
gab er der Mischung verschiedene Kräuter bei.
Tempest regte sich. Sofort
war Darius an ihrer Seite, legte sich neben sie und zog sie in seine Arme,
sodass sie ihren Kopf an seine Brust schmiegen konnte. Ihre langen Wimpern flatterten,
sie bewegte sich ruhelos, doch sie öffnete die Augen nicht.
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