Gefährlicher Verführer
zu
finden. Aber ich weiß, dass sie ganz in der Nähe sind.«
»Und jetzt glauben Sie, dass
ich es Ihnen verrate, weil ich so ein netter Mensch bin?« Tempest lachte.
Selbst Kilometer entfernt,
tief in der Erde, erwachte Darius' Verlangen, als er ihr Lachen hörte. Manchmal
war sie wie ein unbeschwertes kleines Mädchen, das nur für den Augenblick
lebte und sich weder um die Vergangenheit noch um die Zukunft sorgte. Seine
animalischen Instinkte erwachten und verlangten nach ihr. Darius hatte schon
immer gewusst, dass er gefährlich war, doch jetzt, da sich Tempest mit einem
anderen Mann unterhielt, schien er sich überhaupt nicht mehr beherrschen zu
können. Sie war der einzige Sinn seines Lebens, und er würde sie niemals
aufgeben. Niemals.
»Dann vielleicht gegen Geld?«
Zwar lächelte der Reporter immer noch, doch in seine Augen war ein harter Glanz
getreten. Er hatte etwas Hinterlistiges an sich.
»Keine Chance«, entgegnete
Tempest sofort, obwohl sie durchaus etwas Geld brauchte. »Ich verrate
niemanden, weder für Geld noch für sonst etwas.«
»Ich habe einige seltsame
Gerüchte über die Gruppe gehört. Können Sie wenigstens einige davon bestätigen
oder dementieren?«
Tempest verstaute den
Werkzeugkasten in dem kleinen Sportwagen. »Warum sollte ich? Leute wie Sie
denken sich doch ohnehin immer neue Geschichten aus. Sie schreiben und drucken
sie, gleichgültig, wem Sie damit Schaden zufügen.«
»Nur ein paar Fragen, okay?
Stimmt es, dass die Bandmitglieder tagsüber schlafen und dafür die ganze Nacht
aufbleiben? Dass sie alle eine seltene Krankheit haben, die sie dazu zwingt,
die Sonne zu meiden?«
Tempest brach in schallendes
Gelächter aus. »Das ist doch typisch Reporter! Sie arbeiten bestimmt für eines
dieser widerlichen Enthüllungsmagazine. Woher nehmen Sie nur diese unsinnigen
Ideen? Sie müssen wirklich über viel Einbildungskraft verfügen. Ich kann zwar
nicht behaupten, dass es schön war, Sie kennen zu lernen, Mr. Brodrick, aber
ich muss jetzt los.«
»Warten Sie.« Brodrick hielt
die Wagentür fest, ehe Tempest sie schließen konnte. »Wenn ich falsch liege,
dann sagen Sie es doch einfach. Ich will keine Lügengeschichten schreiben.«
»Also, wenn ich Ihnen die
Wahrheit erzähle, werden Sie die Geschichte wirklich so abdrucken und keine
Lügen dazu erfinden, nur um die Auflage zu steigern?« Ihre grünen Augen
blitzten herausfordernd.
»Bestimmt nicht.«
»In diesem Augenblick
befinden sich die Mitglieder der Band mit ihrem Leibwächter auf einer
Wandertour. Seit ungefähr einer Stunde klettern sie in den Hügeln umher. Heute
Abend müssen wir uns auf den Weg machen, um rechtzeitig zu unserem nächsten
Konzert zu kommen, also gönnen sie sich eine letzte Pause. Dann werden wir zu
Abend essen und losfahren. Also, schreiben Sie das auf. Es ist vielleicht ein
wenig zu banal, aber aufregendere Geschichten gibt es eben nicht zu erzählen.
Sie sind wie alle anderen Leute auch.« Rusti verfügte über einen ausgeprägten
Sinn für Loyalität, und Darius und seine Familie hatten sie von Anfang an
unterstützt. Wenn ein Sensationsreporter wie dieser hier vermutete, dass etwas
Ungewöhnliches mit ihnen vorging, zögerte sie nicht, ihm Lügen aufzutischen, um
die Dark Troubadours zu schützen, obwohl sie auch ihr selbst nicht ganz geheuer
waren.
»Sie haben sie vor einer
Stunde gesehen?«, vergewisserte sich Brodrick.
Rusti warf demonstrativ
einen Blick auf ihre Uhr. »Vor fast zwei Stunden. Ich erwarte sie jeden Moment
zurück. Und sie erwarten, dass die Autos repariert sind, damit wir uns auf den
Weg machen können. Ich glaube nicht, dass einer von ihnen einen Sonnenbrand
davongetragen hat, denn sie benutzen grundsätzlich Sonnencreme, aber wenn es
doch passieren sollte, rufe ich Sie an. Wie wäre das?« Sie schlug die Tür heftiger
zu, als es nötig gewesen wäre. »Falls es Sie interessiert, Desari neigt zu
Mückenstichen. Also verwendet sie neben der Sonnencreme auch noch ein
Insektenschutzmittel. Soll ich Ihnen die Marke verraten?«
Großartig, kommentierte Darius, der
sehr stolz auf Tempest war.
»Kommen Sie schon«,
protestierte Brodrick, »seien Sie doch nicht so unfreundlich. Ich mache ja auch
nur meinen Job. Sie wissen ja, dass Desari immer für eine Geschichte gut ist.
Mein Gott, sie hat die Stimme eines Engels! Jede große Plattenfirma fleht sie
an, einen Vertrag abzuschließen, aber Desari spielt noch immer in den kleinen Clubs.
Sie könnte Millionen verdienen.«
Rusti
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