Gefährlicher Verführer
ich
dich höre? Warum solltest du mir sonst von all diesen wundervollen Tönen und
aufregenden Erinnerungen erzählen, wenn du nicht wolltest, dass ich davon erfahre?
Tempests Stimme klang sanft
und verführerisch, wie eine schläfrige Liebkosung. Klang sie immer so? Konnten
auch die anderen diesen erotischen Unterton darin wahrnehmen?
Und es erschreckt dich nicht,
auf diese Weise mit mir zu sprechen?, hakte er nach.
Ich träume. Es macht mir nichts aus, von dir zu träumen. Du liest meine
Gedanken, ich lese deine. Ich weiß, dass du mich nur vor Albträumen bewahren
willst.
Sollte es wirklich so
einfach sein? Glaubte sie tatsächlich, dass sie das alles nur träumte ? Darius
hob Tempests schmale Hand an seine Lippen. Sie lächelte, als er ihre
Fingerknöchel küsste. Noch immer zeichneten sich Blutergüsse auf ihrer Haut ab,
die sie sich im Kampf mit ihrem Angreifer zugezogen hatte. Ohne darüber
nachzudenken, ließ Darius seine Zungenspitze über die blau schillernde Stelle
gleiten. Schlaf, Baby. Schlaf tief und mach dir keine Sorgen mehr. Du musst gesund
werden.
Gute Nacht, Darius. Du
solltest dich nicht zu sehr um mich sorgen. Ich bin wie eine Katze, ich lande
immer auf meinen Füßen.
Kapitel
4
Tempest wachte nur langsam
auf, als müsste sie sich erst durch eine dichte Wolkenschicht kämpfen. Ihre
Muskeln schmerzten bei jeder Bewegung, doch nicht so sehr, wie sie es erwartet
hatte. Sie setzte sich auf und blickte sich wachsam um. Ihr Körper vibrierte
von den unterschiedlichsten Empfindungen, und ihre Haut schien viel sensibler
zu sein als sonst. Sie erinnerte sich an die schrecklichen Geschehnisse der vergangenen
Nacht wie an einen vagen Albtraum. Viel lebendiger dagegen war die Erinnerung
an Darius. Mit seiner Zungenspitze hatte er jede ihrer Verletzungen liebkost,
ihr den Schmerz und die Angst genommen und ihr stattdessen erotische Freuden
geschenkt. Sie wollte daran glauben, dass sie nur einen Albtraum und danach
einen romantischen Traum gehabt hatte, doch Tempest war daran gewöhnt, der Wahrheit
ins Auge zu blicken. Daran hatte sie sich immer gehalten, nur so war es ihr
gelungen zu überleben. Wenn es notwendig war, konnte sie einen anderen Menschen
belügen, aber niemals sich selbst. Die Dinge, die Darius in ihrem Traum mit ihr
getan hatte, waren nur allzu wirklich. Sie hatte sich in einer Art
Trancezustand befunden, irgendwo zwischen Wachen und Schlafen. Und sie hatten
miteinander gesprochen, ohne die Worte laut auszusprechen. So verständigte sich
Tempest auch mit den Tieren, nur hatte sie diesmal Worte, keine Bilder benutzt.
Telepathie.
Sie holte tief Atem. Außer
ihr befand sich niemand in dem luxuriösen Wohnmobil, bis auf die beiden
Leoparden, die ihr zwar schläfrige Blicke zuwarfen, jedoch keinerlei Anstalten
machten aufzustehen. Tempest fuhr sich durchs Haar. Sollte sie es noch einmal
auf eigene Faust versuchen oder hier bleiben und es mit der Kreatur aufnehmen,
der sie hier begegnet war?
Mit Menschen hatte Tempest
nie besonders viel Glück gehabt, daher war ihr die Gesellschaft von Tieren
stets lieber gewesen. In der vergangenen Nacht, als sich ihr Geist mit Darius'
Geist verbunden hatte, waren ihr seine Gedankenmuster mehr wie die eines Tieres
vorgekommen. Er verfügte über hoch entwickelte Instinkte und Sinne, beinahe wie
eine Raubkatze. Sie wusste, dass er ein ausgezeichneter Jäger war, konnte
jedoch keine Spur des Bösen in ihm entdecken.
Darius hätte sie jederzeit
töten können. Es wäre ihm ein Leichtes gewesen, sie als Nahrung zu verwenden,
falls das zu den Gewohnheiten von Vampiren zählte. Doch er hatte nichts
dergleichen versucht. Er war ihr zu Hilfe gekommen, als sie in Schwierigkeiten
geraten war. Er hatte sie sanft behandelt, voller Mitgefühl. Und er hatte sogar
versucht, ihren geschundenen Körper zu heilen und ihr die schlimmen
Erinnerungen zu nehmen. Es hatte ihn viel Kraft gekostet. Darius begehrte sie.
Tempest hatte sein brennendes Verlangen gespürt. Sie war ihm hilflos
ausgeliefert gewesen, doch er hatte der Versuchung widerstanden. Ihre Heilung
hatte ihn seiner Kräfte beraubt. Tempest hatte seinen quälenden, unstillbaren
Hunger gespürt, während sich sein Geist mit dem ihren verbunden hatte, bis sie
nicht mehr gewusst hatte, welche Gefühle zu ihr gehörten und welche zu Darius.
Seufzend strich sie sich die
Haarsträhnen aus dem Gesicht, die sich aus dem Zopf gelöst hatten, den Darius
geflochten haben musste. Niemand hatte sie je so behandelt wie er. Er
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