Gefährlicher Verführer
war
freundlich und rücksichtsvoll, ja sogar sanft, aber trotzdem war es nicht
gerade einfach, mit ihm auszukommen. Vor allem, weil Tempest so sehr daran
gewöhnt war, auf sich allein gestellt zu sein. Seine Arroganz und sein
unerschütterliches Selbstvertrauen ließen sie viel zu oft mit den Zähnen
knirschen. Offenbar war er daran gewöhnt, dass man seine Befehle ohne Protest
befolgte. Ihr dagegen war es zur Gewohnheit geworden, unabhängig zu sein.
Nachdenklich ließ Tempest ihre Zähne über die Unterlippe gleiten.
Doch Darius verlangte nicht
nur aus Überheblichkeit unbedingten Gehorsam von ihr. Es ging um weit mehr als
das. Wenn er sie ansah, verriet sein Blick die Intensität seiner Gefühle für
sie, das unbändige Verlangen, das nur sie stillen konnte. »Das kommt nicht
infrage, Rusti«, flüsterte sie sich selbst zu. »Dieser Wahnsinnige ist daran
gewöhnt, alle in seiner Umgebung zu beschützen und zu kontrollieren, also
musst du jetzt gefälligst deine Hormone zügeln. Und ein Vampir ist als Partner
sowieso völlig ausgeschlossen. Du hast dich schon geweigert, dich mit dem
Zuhälter aus der Nachbarschaft einzulassen. Und ich glaube nicht, dass dies
eine bessere Wahl ist. Du musst von hier verschwinden, jetzt gleich.«
Und doch wusste Tempest,
dass sie bleiben würde. Leise stöhnte sie auf und bedeckte das Gesicht mit den
Händen. Sie besaß kein Geld, hatte keine Familie, kein Zuhause. Wenn Darius
tagsüber schlief und sie dafür die ganze Nacht im Bett verbrachte, würden sie
ja vielleicht miteinander auskommen. Sie warf einen Blick durch ihre
gespreizten Finger. »Ja, als wäre das so wahrscheinlich! Dieser Mann möchte die
ganze Welt beherrschen. Sein eigenes kleines Königreich.« Sie rümpfte die Nase
und ahmte Darius' Stimme nach. »>Mein Reich, Tempest. Ich bin der
uneingeschränkte Herrschern«
Tempest warf einen Blick auf
die Uhr an der Wand. Es war drei Uhr nachmittags. Wenn sie sich noch um die anderen
Autos kümmern und ihren Lebensunterhalt verdienen wollte, musste sie sich
beeilen. Ihre Muskeln protestierten, als sie die Decke abstreifte und zum
Badezimmer ging. Doch die heiße Dusche tat ihrem geschundenen Körper gut und
half ihr außerdem dabei, einen klaren Kopf zu bekommen. Wie immer steckte sie
sich das Haar hoch, damit es ihr nicht im Weg war, und zog ein T-Shirt und
Jeans an. Dann schlüpfte sie in einen Overall, um ihre Kleidung bei der Arbeit
halbwegs sauber zu halten.
Zu ihrer Überraschung fand
sie den Kühlschrank üppig gefüllt mit frischem Gemüse und Obst. Außerdem
entdeckte sie verschiedene Brotsorten und Pasta. Irgendwie hatte sie das
Gefühl, dass Darius für diese Vorräte verantwortlich war.
Da sie schon früh gelernt
hatte, ihre Mahlzeiten zu improvisieren, bereitete Tempest schnell eine
Nudelsoße aus Artischocken und Pilzen zu. Zwar genoss sie die Mahlzeit, aß
jedoch nur wenig - ihr Magen schien noch immer von den Ereignissen des
gestrigen Tages in Aufruhr zu sein. Danach räumte sie auf und ging hinaus, um
einen Blick auf die Fahrzeuge der Gruppe zu werfen.
Die Nachmittagssonne sank
bereits, doch selbst im Schatten der Bäume war die Luft noch heiß und feucht.
Dennoch genoss Tempest die friedliche Stille. Als sie etwa eine Stunde lang gearbeitet
hatte, kam eine leichte Brise auf, die ihr gut tat. Die meiste Zeit über
konzentrierte sie sich so sehr auf ihre Arbeit, dass sie über nichts anderes
nachdachte. Um fünf Uhr schloss sie die Reparatur des Wohnmobils ab und legte
eine kleine Pause ein, um etwas Wasser zu trinken und nach den Leoparden zu
sehen.
Der rote Sportwagen brauchte
eigentlich nur eine kleine Überholung, und da die Gruppe ein komplettes
Ersatzteillager im Gepäck zu haben schien, fand Tempest alles, was sie für die
Reparatur brauchte. Es machte ihr Spaß, an dem kleinen Auto zu arbeiten, und
schon kurze Zeit später ließ sie den
Motor an und war überaus
zufrieden, als er schnurrte. Sie unternahm eine Probefahrt mit dem Sportwagen,
um die Gänge auszuprobieren. Einige Kilometer vom Lagerplatz entfernt, hielt
sie am Straßenrand an, um den Motor zu justieren.
Während sie noch damit
beschäftigt war, den Motorengeräuschen zu lauschen, wurde sie plötzlich
unruhig. Ohne den Kopf über die Motorhaube zu heben, blickte sich Tempest suchend
um. Jemand beobachtete sie. Sie wusste es genau. Zwar hatte sie keine Ahnung,
warum ihre Sinne plötzlich so geschärft waren, doch sie war sich ganz sicher,
dass sie Recht hatte.
Tempest? Wie immer
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