Gefährlicher Verführer
Sicherheit war.
Seine Lippen bewegten sich
auf ihren, zuerst sanft und verlockend, doch dann voller Leidenschaft und
Verlangen. Tempest spürte die Flammen, die in ihrem Körper loderten. Darius
hatte sie entfacht, und nur er vermochte, sie zu löschen, sonst würde das Feuer
sie beide verschlingen. Doch es war Tempest gleichgültig. Ihr Herz klopfte vor
Angst und Erregung. Sie wusste, dass es geschehen würde. Sie würde Darius für
alle Zeit gehören. Er würde sie niemals mehr gehen lassen.
»Gleichgültig, was auch
geschieht, ich würde dich auf keinen Fall gehen lassen, Kleines«, flüsterte er
an ihrer Kehle. »Niemals.« Mühelos trug er sie den schmalen Pfad entlang, der
zum Wasserfall hinaufführte.
»Willst mich
hinunterwerfen?«, fragte Tempest. Sie war benommen von seinem
leidenschaftlichen Blick und von der Feuersbrunst, die in ihrem Innern tobte.
»Wenn ich auch nur über
einen Funken Verstand verfügte, würde ich es tun«, antwortete Darius grimmig.
Hinter dem Wasserfall lag
eine Höhle. Darius trug Tempest durch den Nebel und die Feuchtigkeit ins
Innere. Die Höhle führte durch einen langen, schmalen Gang tief in den Berg
hinein.
»Habe ich bereits erwähnt,
dass ich ein Problem mit engen Räumen habe?«, erkundigte sich Tempest und
bemühte sich, Darius' Hals nicht so fest zu umklammern.
»Habe ich bereits erwähnt,
dass ich ein Problem damit habe, wenn man meine Befehle nicht befolgt?«,
konterte er und blieb in dem schmalen Tunnel stehen, um Tempest wieder zu
küssen.
Vielleicht war es Darius'
Absicht gewesen, sie mit dem leidenschaftlichen Kuss zu strafen oder
abzulenken, doch in dem Augenblick, als seine Lippen ihre berührten, bebte die
Erde unter ihren Füßen, und die Welt schien um sie herum zu versinken. Als
Darius schließlich den Kopf hob, funkelten seine dunklen Augen. »Wenn ich dich
nicht bald haben kann, Kleines, wäre es möglich, dass ich die Welt tatsächlich
in Brand stecke.«
»Das ist nicht meine
Schuld«, verteidigte sich Tempest und legte zaghaft einen Finger auf ihre
Lippen. »Es liegt an dir. Du bist lebensgefährlich, Darius.«
Plötzlich musste Darius
lächeln. Obwohl ihn die Sehnsucht nach Tempest zu überwältigen drohte und er
noch immer mit der Furcht kämpfte, die ihre Flucht in ihm ausgelöst hatte,
vermochte sie dennoch, ihm ein Lächeln abzuringen. Es gelang ihr immer wieder,
sein Herz zu rühren. Er war der Anführer seiner Familie, ein uralter,
mächtiger Karpatianer, der über immenses Wissen verfügte. Sein Wort war Gesetz,
seine Befehle wurden befolgt, ohne dass man sie hinterfragte. Tempest dagegen
war eine zierliche, sterbliche Frau, und doch war er Wachs in ihren Händen.
Der Tunnel führte sie tief
unter die Erde. Die Luft war warm und feucht, und Wasser plätscherte von den
Höhlenwänden. Beunruhigt betrachtete Tempest ihre Umgebung. Es gefiel ihr
überhaupt nicht, dass sie sich in der Gegend eines Vulkans befanden. Die Höhle
war sehr warm. »Bist du schon einmal hier gewesen?«
Darius nahm die Nervosität
in ihrer Stimme wahr. »Natürlich, schon oft. Wir verbringen einen großen Teil
unserer Zeit unter der Erde. Sie flüstert uns ihre Geheimnisse zu und schenkt
uns ihre Heilkraft.«
»Und hat die Erde zufällig
auch erwähnt, dass wir uns hier in einem Vulkan befinden?«, fragte Tempest,
während sie sich besorgt nach Anzeichen von fließender Lava umsah. Sie roch
Schwefel.
»Du bist viel zu frech«,
bemerkte Darius und bog nach rechts in einen Tunnel ein, der noch tiefer in den
Berg hineinführte.
Bisher hatte das Licht, das
durch den Eingang in die Höhle fiel, die unheimliche Umgebung wenigstens ein
wenig beleuchtet, doch nun waren sie plötzlich von undurchdringlicher
Dunkelheit umgeben. »Ich dachte, das magst du«, gab Tempest zurück, während
sie sich verzweifelt bemühte, nicht hysterisch zu schreien, weil er sie in
dieses dunkle, schweflige Loch unter der Erde verschleppt hatte. »Falls du es
noch nicht bemerkt haben solltest, Darius, wir scheinen uns am Tor zur Hölle zu
befinden. Da ich sowieso schon auf die Idee gekommen bin, dass du vielleicht
der Teufel sein könntest, der mich in Versuchung führen will, ist dies keine
besonders kluge Wahl für eine Unterkunft.« Die Luftfeuchtigkeit nahm ihr den
Atem. Die undurchdringliche Dunkelheit schien immer schwerer auf ihr zu lasten.
»Es ist nur deine Angst, die
dir den Atem verschlägt«, erklärte Darius leise. »Es gibt genügend Sauerstoff
hier unten. Der Berg erdrückt
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