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Gefährlicher Verführer

Gefährlicher Verführer

Titel: Gefährlicher Verführer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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Schnittwunden,
die sie sich zugezogen hatte. Er schien tief in ihrem Fuß zu beginnen, und
Tempest wusste, dass es nicht ihr eigener Schmerz war, sondern das Echo der
Verletzung eines anderen Lebewesens. Der Wald und die Tiere schienen plötzlich
zu verstummen. Tempest hörte das Rauschen von Flügelschlägen und glaubte, die
Ursache der plötzlichen Stille zu kennen. Eine Eule musste sich auf der Jagd
befinden, und die Mäuse und anderen kleinen Tiere hatten sich in ihre Verstecke
geflüchtet. Doch die Fledermäuse waren noch immer mit der Insektenjagd
beschäftigt. Nachdenklich zog sich Tempest den Schuh wieder an und richtete
sich auf.
    Ein schmaler Pfad führte in
den dichten Wald hinein. Tempest ging darauf zu, als folgte sie einem Ruf. Sie
wollte nicht weit gehen, sondern nur herausfinden, was die perfekte Schönheit
der Natur störte. Der Pfad führte sie durch das
    Unterholz an Dornenbüsehen
vorbei. Sie nahm die Hasen wahr, die sich im Dickicht der Dornen versteckten.
    Abermals wurden ihre Sinne
von den intensiven Farben und Gerüchen der Natur überflutet, die sie beinahe
den klagenden Laut vergessen ließen, den sie in ihren Gedanken hörte. Immer
wieder betrachtete sie den sternklaren Himmel und blieb oft stehen, um ihre
Umgebung zu bewundern. Die Farne wuchsen höher, als Tempest tiefer in den Wald
hineinging. Die Baumstämme waren von Moos bedeckt. Sie berührte die Rinde
eines Baumes und erkundete fasziniert deren Struktur.
    Plötzlich fiel Tempest auf,
dass ihre Sinne so geschärft waren wie nie zuvor. Keine Droge hätte auch nur
annähernd die gleiche Wirkung haben können. Sie wich von dem schmalen Pfad ab,
um eine ungewöhnliche Felsformation näher zu betrachten. Die Steine waren von
Flechten bedeckt und bildeten den Lebensraum für unzählige winzige Insekten,
die sich dort ihre eigene Welt geschaffen hatten. Wieder blickte Tempest zum
Himmel auf, verwundert darüber, dass sie selbst im tiefen Schatten der Bäume so
klar sehen konnte.
    Tempest ging tiefer in den
Wald hinein, sodass die Schatten der Bäume immer dunkler wurden. Tatsächlich
schienen ihre Augen plötzlich so scharf zu sein wie ihr Gehör. Sie konzentrierte
sich mit dieser neu gewonnenen Sensibilität auf sich selbst. Sie schien eine
kleine Magenverstimmung zu haben. Der Gedanke an Nahrung verursachte ihr
leichte Übelkeit, doch sie war durstig. Gleich darauf nahm sie das Geräusch von
plätscherndem Wasser wahr. In der Nähe des Wasserfalls verlief ein Fluss.
Tempest bahnte sich einen Weg durchs Unterholz auf das Wasser zu.
    Als sie am Ufer des Flusses
kniete, wurde sie einmal mehr auf den eigenartigen Misston aufmerksam. Er
schien jetzt aus nächster Nähe zu kommen und verursachte ihr Kopfschmerzen.
Irgendwo in der Nähe litt ein Lebewesen schreckliche Schmerzen. Sie tauchte die
Hand in das fließende Wasser und hob sie an die trockenen Lippen. In Gedanken
suchte sie unwillkürlich die Verbindung zu Darius. Sie brauchte den Kontakt
zu ihm. Tempest konnte es sich selbst nicht erklären, doch wenn sie Darius
nicht wenigstens einen Augenblick lang spürte, würde sie sich ängstigen. Sie
brauchte ihn.
    Der Gedanke beunruhigte sie,
dennoch war sie erleichtert, als sie die Verbindung zu ihm fand. Sie war nicht
mehr als ein Schatten in seinen Gedanken und wollte sich nur vergewissern, dass
es ihm gut ging, dass er seinen quälenden Hunger stillte. Tempests Herz klopfte
schneller. Sofort zog sie sich aus Darius' Gedanken zurück und ärgerte sich
über sich selbst. Plötzlich konnte sie nur noch daran denken, ob er seinen
Hunger wohl an einer Frau stillte. Sie hätte sich um sein Opfer sorgen müssen,
empfand stattdessen jedoch nichts als Eifersucht.
    Tempest blinzelte und
konzentrierte sich wieder auf ihre Umgebung. Wo war sie? Wie war sie
hergekommen? Nichts kam ihr vertraut vor. Und wo war der schmale Trampelpfad?
Sie würde ihn finden und zu dem Felsen zurückgehen, auf dem sie warten sollte.
»Jetzt hast du dich schon wieder in Schwierigkeiten gebracht, Rusti«, schalt
sie sich selbst. Sie fürchtete, Darius könnte die telepathische Verbindung zu
ihr aufnehmen und ihre Verwirrung spüren. Langsam richtete sie sich auf und
blickte sich sorgsam um.
    Sie konnte den Pfad nicht
entdecken. »Warum hast du nur keine Spur von Orientierungssinn?«, murmelte sie,
um zu verhindern, dass Darius ihre unausgesprochenen Gedanken las. Wenn sie
nicht zu dem Felsen zurückfand, ehe er von der Jagd zurückkehrte, würde er sie
diese Geschichte

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