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Gefährlicher Verführer

Gefährlicher Verführer

Titel: Gefährlicher Verführer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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bestimmt nicht so schnell vergessen lassen. Tempest beschloss,
dem Fluss zu folgen. Er endete am Wasserfall und würde sie zu der Stelle führen,
an der sie gewartet hatte. Wenn sie die Wasserfälle erreichte, könnte sie
einfach zu dem Feldvorsprung hinunterklettern. Ein vernünftiger Plan.
    Aufatmend ging Tempest am
Flussufer entlang. Doch gleich darauf erkannte sie ihr Problem. An mehreren
Stellen wechselte der Fluss die Richtung und schien im dichtesten Unterholz des
Waldes zu verlaufen. Dornen zerrten an ihrer Jeans, und die Pflanzen um sie
herum schienen sich zu einem wall ren Urwald auszuwachsen.
    Doch tapfer bahnte sich
Tempest ihren Weg, während die Klagelaute immer lauter durch ihre Gedanken
hallten.
    Ein verletztes Tier.
Plötzlich spürte Tempest es in aller Deutlichkeit. Ein großes Tier, das
schreckliche Qualen erleiden musste. Es hatte sich verletzt, und die Wunde war
entzündet. Nun schmerzte die Pfote bei jedem Schritt. Das Leid des Tieres
schien in der kühle Nachtluft zu vibrieren, und Tempest empfing den Hilferuf.
    In Wahrheit gab das Tier
kein Geräusch von sich, doch Tempest war schon immer in der Lage gewesen, mit
Tieren zu kommunizieren, und hörte den stummen Schmerzensschrei in ihren
Gedanken. Zwar wollte sie ihn ignorieren, ging sogar noch ein Stück weiter am
Fluss entlang, brachte es jedoch dann nicht fertig, die Qualen des Tieres zu
übersehen. »Ich kann das arme Ding nicht einfach im Stich lassen«, sagte sie
laut. »Schließlich könnte es in einer Falle gefangen sein. In einem dieser
schrecklichen Folterwerkzeuge aus Stahl, die das Bein eines gefangenen Tieres
zertrümmern und es qualvoll verenden lassen. Ich würde mich ebenso schuldig
machen wie derjenige, der die Falle aufgestellt hat.« Schon wandte sie sich um
und bahnte sich den Weg zurück durchs Dickicht, immer den telepathischen
Signalen folgend.
    Tempest wusste nicht, dass
sie schon ganz in der Nähe war, bis sie schließlich die Zweige einiger Büsche
zur Seite bog und einen großen Berglöwen auf einem Felsvorsprung liegen sah.
Mit seinen gelben Augen blickte das Tier sie gereizt an. Der Körper der
Raubkatze war muskulös, wenn auch ein wenig dünn, und Tempest empfing nicht nur
den Eindruck von Schmerz, sondern auch von großem Hunger. Warum war ihr das
nicht vorher aufgefallen?
    Nervös biss sich Tempest auf
die Unterlippe. Okay, das war’s dann. Der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen
bringen würde. Wenn Darius von dieser Eskapade erfuhr, würde sie großen Ärger
mit ihm bekommen. Regungslos lag der Berglöwe da und starrte Tempest an. Nur
seine Schwanzspitze zuckte hin und her. Tempest dachte darüber nach, die Flucht
zu ergreifen, wusste jedoch, dass der Löwe sie auf jeden Fall angreifen würde,
wenn sie so dumm war. Wachsam versuchte sie, die Gedanken der Raubkatze zu
erreichen.
    Hunger. Wut. Der Berglöwe
hatte große Schmerzen. Etwas steckte in seiner Pfote und quälte ihn jedes Mal,
wenn er auf die Jagd gehen wollte. Zwar hatte er versucht, den Fremdkörper aus
seiner Pfote zu beißen, doch es war ihm nicht gelungen. Schon seit einigen
Tagen hatte die Raubkatze nichts mehr gegessen, und der Hunger war inzwischen
übermächtig geworden. Und nun hatte er eine leichte Beute vor sich.
    Tempest versuchte, den
Berglöwen zu beruhigen und ihm deutlich zu machen, dass sie ihm helfen würde.
Sie konnte den Dorn aus seiner Pfote entfernen und ihn dann mit frischem
Fleisch versorgen. Noch immer starrte die Katze sie mit ihren gelben Augen
bedrohlich an. Aber Tempest verdrängte den Gedanken an einen möglichen Angriff
und sandte dem Berglöwen weiterhin Eindrücke, dass sie ihm helfen würde. Um
die angriffslustige Katze nicht noch zu ermutigen, achtete sie sorgfältig
darauf, ihre Furcht zu verbergen.
    Verwirrt schüttelte der
Berglöwe den Kopf. Zwar hatte er großen Hunger, empfand sie jedoch auch als
sonderbar und verblüffend. Doch zunächst musste Tempest dem Tier den Dom aus
der Pfote ziehen. Nur darauf konzentrierte sie sich und sandte dem Löwen
Eindrücke seiner geheilten, schmerzfreien Pfote. Wenn sie dem Tier nicht half,
würde es nicht mehr in der Lage sein, auf die Jagd zu gehen, und schließlich
verenden. Es handelte sich um ein junges Weibchen. Tempest wusste, dass die
Löwin sehr gefährlich war. Hunger und Schmerz konnten jedes Tier dazu bringen,
in seiner Verzweiflung anzugreifen. Und doch konnte sie sich einfach nicht
abwenden, ohne dem Tier zu helfen. Es war ihr bereits gelungen, große Hunde

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