Gefährliches Begehren
immer.
Eines Tages.
Aber jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt. Diese ausgelassene Orgie war nicht der Ort – Gott, nein! Nicht, wenn ein Verräter da draußen frei herumlief.
Mehr noch, die berüchtigt unmoralische Lady Alicia war ganz sicherlich nicht die richtige Frau.
14. Kapitel
N achdem Wyndham, halb abgewendet und mit dem Blick starr auf den Boden gerichtet, gewartet hatte, bis sie sich selbst und ihr Kleid wieder einigermaßen in Ordnung gebracht hatte, geleitete er sie zur ersten Stufe der großen, geschwungenen Treppe, die zu ihrem Schlafzimmer hinaufführte.
Er verbeugte sich knapp. »Meinen Dank, Mylady, für einen überaus angenehmen Abend.«
Sie zögerte, dann nickte sie. »Es war mir ein Vergnügen, Mylord. Sehe ich Euch morgen … äh, später am Tag?«
Er nahm sich einen Moment, um sein Halstuch zurechtzurücken. »Selbstverständlich«, sagte er, ohne sie anzusehen. »Wir werden zum Maskenball gehen.«
»Ach, ja«, sagte sie sanft. »Der Maskenball. Lord Cross ist sehr einfallsreich hinsichtlich der Vergnügungen. Ich treffe Euch dann.« Sie wandte sich um und ging die Treppe hinauf. Nach drei Stufen hielt sie inne und drehte sich noch einmal um. »Das war ein schrecklicher Fehler, nicht wahr?«
Stanton atmete tief ein, dann hob er den Blick und schaute ihr fest in die Augen. »In der Tat.«
Sie nickte langsam. »Meine besten Ideen sind das für gewöhnlich.« Sie runzelte die Stirn. »Ich habe keine Ahnung, was ich zu Euch sagen soll. Soll ich Euch jetzt versichern, dass Ihr Euch zu nichts verpflichtet fühlen müsst und diesen ganzen Mist?«
Seine Mundwinkel zuckten. Sie war unbezahlbar. »Ihr könnt mich für hinreichend versichert halten.«
Sie stieß den Atem aus. »Dann ist es ja gut. Habt einen angenehmen Morgen.« Sie drehte sich um und hob ihren Rocksaum an, um rasch die Treppe hinaufzuspringen.
Stanton beobachtete sie. Es war ein Riesenfehler gewesen, von Anfang an. Sie schien es gut zu verwinden – aber der Ausdruck ihrer hübschen Augen strafte ihre Gefasstheit Lügen.
Er fürchtete, dass dieses Aufblitzen von Traurigkeit in ihren Augen ihn eine Zeitlang verfolgen würde. Er hätte erkennen müssen, wie verletzlich sie hinter ihrer Fassade der Rebellin gegen alle Konvention war. Sie war kapriziös und ein Freigeist, aber sie war trotz ihres unbesonnenen Auftretens immer noch eine Dame – eine Dame, die Besseres von ihm verdiente, als in einem Flur genommen zu werden.
Alicia kehrte in ihr Schlafzimmer zurück. Der Raum war dunkel und fremd, tückisch durch die ungewohnten Möbelstücke. Geheimnisvolle Dinge dräuten im Schatten, und die Bettvorhänge schwangen bedrohlich, als sie sie aufzog, kreischten die Ringe schrill über die Stangen.
Sie tastete sich zum Kamin vor und zu dem Kästchen mit Kerzen, das auf dem Sims stand, machte sich aber nicht die Mühe, eine anzuzünden, als sie sie gefunden hatte. Sie wollte sich nicht Wyndhams Anwesenheit um sie herum bewusst werden, nicht seines Fehlens durch die Tatsache, dass seine Hornbürste neben ihrer silbernen auf dem Frisiertisch lag.
Sie schlang die Finger um die Kante des fein gehauenen Steins und legte die Stirn auf ihre Fingerknöchel.
Sie wäre beinahe sehr, sehr dumm gewesen.
Der Teppich unter ihren bloßen Füßen war weich und
warm, und auch das Glimmen der Kohlen wärmte sie durch den fein gewebten Stoff ihres Kleides hindurch. Es war zu warm. Die Hitze ihrer Körper mochte schon lange abgeklungen sein, aber es kam ihr so vor, als könnte sie das sengende Feuer ihrer plötzlich aufflammenden Leidenschaft noch immer spüren.
Ein Fehler, hatte sie ihm entschuldigend angeboten, und er hatte zugestimmt. Das hatte sie nicht gewollt. Sie hatte gehofft, er würde diese Möglichkeit abstreiten. Sie hatte gehofft, er würde sie zärtlich küssen und hinaufbegleiten und ihr helfen, die erregenden Schwingungen, die immer noch durch ihren Körper rollten, zu beruhigen. Stattdessen hatte er sich verneigt und war weggegangen, als hätten sie nicht mehr als einen nicht besonders angenehmen Walzer miteinander geteilt.
Glücklicherweise hatte sie nicht den Kopf verloren, sondern konnte unbeteiligt wirken. Ihr Herz gab sich keinen mädchenhaften Phantasien von ewiger Liebe mehr hin. Er hatte ihre Sinne und ihre animalischen Instinkte erregt – und tat es immer noch. Sie hatte sich selbst eingeredet, dass es eine gute Sache wäre, diesen Reizen nachzugeben.
»Es tut mir so leid«, flüsterte sie. »Mein
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