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Gefährliches Doppel - Duisburg-Krimi

Gefährliches Doppel - Duisburg-Krimi

Titel: Gefährliches Doppel - Duisburg-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prolibris Verlag Rolf Wagner
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Vanessa könnte etwas Schreckliches zustoßen«, sagte sie mehr zu sich selbst.
    B ewundernswert, dachte Pielkötter, anscheinend fühlt die Frau so mit Vanessa, dass sie ihren eigenen Kummer vollkommen vergessen hat. Und er begann sich langsam für diese Familie zu interessieren.
    »Wieso erbt sie erst später?«
    »Damit der Nichtsnutz nicht schon jetzt das Geld verpulvern kann«, erklärte Frau Gerhardt nun sichtlich erregt. »Ich glaube Vanessas Eltern haben darauf gehofft, dass ihre Tochter im Laufe der Zeit seinen wahren Charakter erkennt und sich scheiden lässt. «
    Den wahren Charakter eines Menschen erfassen, dachte Pielkötter, darum ging es in seiner Arbeit auch immer wieder. Und er wusste genau, wie schwierig das war. Wie oft hatte er erlebt, dass auch die nächsten Angehörigen völlig ahnungslos waren.
    »Was glauben Sie, welchen Ärger es nach dem Tod von Vanessas Eltern gegeben hat? Vorher wusste der Lump offensichtlich nichts von dem Erbvertrag. Das Theater hätten Sie mal erleben sollen. Wieso hast du mir diesen Vertrag verheimlicht?, hat er Vanessa angeschrien. Hast du nicht das geringste Vertrauen zu mir? Dabei hätte ich viel mehr Grund, dir zu misstrauen. Schließlich hast du mir sogar meine Karriere ruiniert. – Meiner Meinung nach hat diese Reaktion Vanessa den Rest gegeben. Ihre Eltern waren doch erst gerade unter der Erde. Aber anstatt ihr beizustehen, hat der Lump ihr nur die Hölle heiß gemacht. Kein Wunder, dass sie seitdem Beruhigungsmittel schluckt.«
    »Womit hat sie denn seine Karriere ruiniert?«, frage Pielkötter interessiert.
    »Darüber möchte ich nicht reden«, erwiderte Frau Gerhardt und schaute gedankenverloren an ihm vorbei.
    »Wer beerbt eigentlich Vanessa, wenn sie keine Kinder hinterlassen sollte?«, lenkte Pielkötter das Gespräch wieder auf das vorherige Thema.
    »Dann fallen Firma und Vermögen an eine Stiftung, die behinderten Menschen in Indien zugute kommt.«
    »Ehevertrag plus Erbvertrag«, sinnierte Pielkötter. »Da haben sich Frau Martinis Eltern aber ganz gehörig abgesichert.«
    »Die hatten einfach Angst um Vanessa. Dem Lump haben sie doch alles zugetraut.«
    »Alles?«, fragte Pielkötter hellhörig.
    Unwillkürlich erinnerte er sich an die schlimmsten Verbrechen, die er im Laufe seines Berufslebens erlebt hatte. »Und Sie? Was trauen Sie ihm alles zu?«
    Auch wenn Frau Gerhardt zunächst schwieg, las er die beunruhigende Antwort in ihren meergrünen Augen.
    »Ich durchschaue ihn ebenfalls«, antwortete sie nach einer Weile mit seltsamer Stimme. »Deshalb möchte er mich auch so schnell wie möglich loswerden. Wie oft wäre ich tatsächlich am liebsten gegangen. Aber dann hätte ich das Gefühl, Vanessa schutzlos zurückzulassen. Das hätte auch ihren Eltern nicht gefallen.«
    Erregt stürzte sie den Rest des Cognacs hinunter und sah Pielkötter traurig an. »Vanessa lässt sich einfach zu viel von ihrem Mann gefallen«, fuhr sie fort. »Ich habe versucht, das auszugleichen, ihr den Rücken zu stärken.«
    Aha, dachte Pielkötter, kein Wunder, dass Vanessas Ehemann das nicht gefiel. In gewisser Weise konnte er Herrn Martini sogar verstehen. Er konnte nicht davon ausgehen, dass Frau Gerhardt die Zustände im Haus ihrer Arbeitgeber automatisch richtig beurteilte, nur weil sie ihn an Inken erinnerte. Vielleicht hatte sie sich einfach in die Idee verrannt, in Herrn Martini nichts als den berechnenden, zu allem fähigen Fiesling zu sehen. Dennoch fiel es Pielkötter ungewöhnlich schwer, Frau Gerhardt gegenüber objektiv zu bleiben.
    »Meiner Meinung nach benötigt Vanessa dringend psychologische Hilfe«, erklärte sie, während sie den leeren Cognacschwenker zwischen Zeigefinger und Daumen drehte. »Besonders jetzt, wo ich ihr nicht mehr beistehen kann. Die vielen Beruhigungs tabletten sind jedenfalls keine Lösung.«
    Sofort musste Pielkötter an den Psychologen Mark Milton den ken. Seit dem ersten gemeinsamen Köpi hatten sie sich einige Male im Finkenkrug und im Webster getroffen. Milton hatte ihm den falschen Verdacht nicht nachgetragen und sein eigenes Verhalten schonungslos beleuchtet. Pielkötter kannte nicht gerade viele Menschen, die derart selbstkritisch mit sich selbst umgingen. Irgendwie imponierte ihm das, obwohl es nicht gerade zu seinen Eigenschaften zählte, sich schnell beeindrucken zu lassen. Während er nun überlegte, ob er Frau Gerhardt seinen guten Bekannten Milton empfehlen sollte, schaute sie zwei Containerschiffen hinterher, die

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