Gefährliches Doppel - Duisburg-Krimi
Psychologe.«
»Ich möchte mich bei Ihnen entschuldigen«, erwiderte Vanessa ohne darauf einzugehen.
Diese Wendung hatte Frau Gerhardt nun wirklich nicht erwartet.
»Ich hätte zu Ihnen halten müssen, als Alexander Sie entlassen hat. Wie kann ich das nur wiedergutmachen?«
»Tun Sie mir einfach den Gefallen und nehmen Sie Kontakt zu Kommissar Pielkötters Bekannten, diesem Psychologen, auf. Ich glaube, er könnte Ihnen helfen.«
»Vielleicht sollte ich das wirklich tun«, antwortete Vanessa zu ihrem Erstaunen. »Und die Tabletten werde ich auch reduzieren. Und damit Sie sehen, wie ernst ich das meine, rufe ich gleich Alexander an, um ihm diesen Entschluss mitzuteilen.«
Frau Gerhardt jedoch plagten enorme Zweifel, ob ihrem Ehemann diese Entwicklung wirklich gelegen kam.
15
Im Schutz der Dunkelheit huschte die Gestalt an der Hecke des Grundstücks entlang, das Gesicht von einer Wollmütze mit zwei Sehschlitzen verdeckt. Der Körper steckte in einem schwarzen Trainingsanzug, die Hände in hauchdünnen, dunklen Hand schuhen. Nur die breiten Schultern und die eher schmalen Hüften ließen erahnen, dass ein Mann hinter der Vermummung steckte.
Mit wenigen lautlosen Schritten erreichte er die Terrassentür. Die schwarze Wollmütze verbarg ein diabolisches Lächeln. Zu seiner Freude war die Tür gekippt und schien ihn geradezu einzuladen. Zufrieden zog er den Rucksack von seinen Schultern und holte eine Brechstange heraus. Er bückte sich zur Unterkante der Tür. Anschließend schob er das abgewinkelte und wie ein Mei ßel keilförmig ausgeprägte Ende der Brechstange zwischen Tür und Rahmen. Innerhalb kürzester Zeit hatte er die Tür aufgehebelt. Nun verstaute er die Brechstange wieder in dem Rucksack und zog stattdessen eine kleine Taschenlampe hervor. Eilig huschte er ins Haus.
Innen knipste er die Taschenlampe an. Der Lichtkegel wanderte langsam durch den riesigen Raum und blieb schließlich an der Treppe hängen, die hinter einem kleinen Mauervorsprung nach oben führte. Während der Lichtkegel den Stufen in die erste Etage folgte, lauschte der Mann. Nachdem er eine Weile in dieser Stellung verharrt hatte, wandte er sich um. Er näherte sich einer Vitrine, öffnete zwei Schubladen und wühlte darin. Offensichtlich stellte der Inhalt ihn nicht zufrieden. Ohne die Schubladen wieder zu schließen, schlich er zu dem Gemälde links neben der Vitrine. Mit einem geübten Griff zog er ein Messer aus der Hosentasche und klappte es auf. Während der Einbrecher den Strahl der Taschenlampe in seiner Linken nun auf das Gemälde richtete, schnitt er mit dem Messer in seiner Rechten an dem Rahmen entlang.
Plötzlich hörte der Vermummte ein leises Knacken. Das Geräusch schien aus der ersten Etage zu kommen. Reflexartig knips te er die Taschenlampe aus und drehte sich um. Für einen Mo ment blieb alles still, dann jedoch vernahm er wieder dieses Knacken. Zudem beschlich ihn das Gefühl, in dem Raum nicht länger allein zu sein. Angespannt hielt er den Atem an und spähte durch die Dunkelheit nach oben. Sein Griff um das Klappmesser verstärkte sich. Nachdem es eine kleine Ewigkeit ruhig geblieben war, wollte er sich schon wieder dem Gemälde zuwenden, da durchflutete plötzlich Licht die erste Etage. Wie gebannt starrte er wieder nach oben.
Eine junge Frau tauchte am oberen Ende der Treppe auf. Er war nicht sicher, ob sie ihn schon gesehen hatte, doch dann öffnete sie den Mund und schrie. Während er sich mit gezücktem Messer langsam der Treppe näherte, verharrte sie regungslos, wie erstarrt. Doch bevor er sie erreichen konnte, rannte sie mit einem Mal los. Eine Tür fiel ins Schloss, ein weiteres Geräusch deutete darauf hin, dass sie sich eingeschlossen hatte. Der Mann dachte kurz nach, dann drehte er um und eilte in die Nacht hinaus.
16
Nachdem Pielkötter einige Zeit ziellos durch die Straßen gefahren war, hielt er an der nächsten Bude. Ein älterer Mann mit Bier flasche in der einen und Zigarette in der anderen Hand stand seit lich davor, den Rücken lässig gegen die Ablage gelehnt. Während Pielkötter sich näherte, zog Zigarettenrauch in seine Nase. Obwohl ihn der Geruch inzwischen eher abschreckte, hätte er sich zum ersten Mal seit Jahren gerne wieder eine Zigarette angesteckt. Als Alternative hätte er auch gerne einen doppelten Wodka getrunken. Aber der musste warten bis heute Abend.
»Nee, wat die wieder nen Scheiß mit uns veranstalten«, erklärte der alte Mann, ehe Pielkötter eine Rolle
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