Gefährliches Doppel - Duisburg-Krimi
erfolglosen Anläufen hatte er Drenck endlich an der Strippe.
»Was war eigentlich gestern Nacht am Lohheider See los?«, fragte Pielkötter unvermittelt, nachdem er sich kurz gemeldet hatte.
»Ich denke, Sie sind dienstunfähig«, bemerkte Jochen Drenck verwundert.
Pielkötter räusperte sich. »Richtig, aber selbst als Privatmann ist man doch im Dienst. Zudem kenne ich die Leute persönlich. Wä re mir aber sehr lieb, wenn Sie meine Anfrage nicht gerade an die große Glocke hängen würden.«
»Auf meine Verschwiegenheit können Sie zählen«, bestätigte Drenck mit einem gewissen Stolz in der Stimme. »Also schießen Sie los. Was genau wollen Sie wissen?«
»Ich bin dankbar für jedes Detail.«
»Okay, kurz vor Mitternacht ging der Notruf ein. Als wir eintrafen, war der Täter natürlich längst über alle Berge. Offensichtlich ist er ins Haus gelangt, indem er die Terrassentür aufgehebelt hat. Die war anscheinend gekippt.«
»Seltsam«, entfuhr es Pielkötter.
»Ja, seltsam. Zudem sehr leichtsinnig«, bestätigte Jochen Drenck. »Soviel ich mitbekommen habe, war die Frau zum Zeitpunkt des Einbruchs allein in dem Haus. Erst als wir schon am Tatort wa ren, kehrte ihr Mann von einem Spaziergang zurück. Er wollte wegen Kopfschmerzen nur einen kurzen Spaziergang machen und hatte daher die Terrassentür nicht besonders sorgfältig geschlossen. Unterwegs hat er beim Laufen wohl Probleme bekommen und ist aus diesem Grund verspätet zurückgekehrt.«
»Merkwürdige Zufälle«, sagte Pielkötter mehr zu sich selbst.
»Zumindest hat der Mann wirklich eine leichte Behinderung am Bein.«
»Ja, ich weiß. – Was ist eigentlich gestohlen worden?«
»Wahrscheinlich nichts«, erwiderte Jochen Drenck. »Zumindest haben die Besitzer bislang nichts vermisst, auch wenn der Täter zwei Schubladen durchwühlt hat. Lediglich ein Gemälde hat er unvollständig aus dem Rahmen geschnitten. Nun ja, schließlich hat die Dame des Hauses ihn ja überrascht. Die Ärmste war völlig fertig mit den Nerven. So ein Einbruch ist ja immer ein Schock. Aber wenn man einer vermummten Gestalt auch noch hilflos gegenübersteht, trifft es einen besonders schlimm.«
»Ich hoffe, Sie hat wenigstens eine halbwegs brauchbare Täterbeschreibung geliefert?«
»Leider war der Einbrecher ja maskiert«, antwortete Jochen Drenck. »Falls ich mich recht erinnere, hat Frau Martini den Täter als mittelgroß und relativ schlank beschrieben. Aber das habe ich nur so nebenbei mitbekommen. Vielleicht fragen Sie doch noch einmal bei Robert Silbereisen nach. Der hat sie nämlich befragt.«
»Sie haben mir noch nichts über irgendwelche Spuren erzählt«, bemerkte Pielkötter.
Jochen Drenck lachte verhalten. »Leider gibt es da nicht viel zu erzählen. Wir haben weder brauchbare Fingerabdrücke noch sonst etwas gefunden, was nicht den Besitzern der Villa zugeordnet werden könnte.«
»Wie wertvoll war eigentlich das Gemälde?«
»Keine Ahnung. Da müssen Sie ebenfalls besser beim Einbruchsdezernat nachfragen. Die wissen das inzwischen bestimmt.«
»Vielleicht nicht so wichtig«, entgegnete Pielkötter. »Immerhin haben Sie mir schon eine Menge Details verraten. Erst einmal vielen Dank. Natürlich auch für Ihre Verschwiegenheit.«
Nachdem Pielkötter das Gespräch beendet hatte, lehnte er sich nachdenklich in seinem Schreibtischstuhl zurück. Wirklich seltsam, überlegte er. Kaum war der Hausherr eine Zeit lang abwesend, gelangte der Einbrecher ins Haus. Was hatte Frau Gerhardt damit gemeint, sie habe einen Verdacht, wer hinter dem Einbruch stecke? Wahrscheinlich der eigene Mann, vermutete er. Den hatte die ehemalige Haushälterin ja regelrecht auf dem Kieker. Ich ha be wirklich schreckliche Angst, er tut ihr was an, hatte sie gesagt. Nun, sympathisch hatte er ihn auch nicht gefunden. Dennoch konnte es sich bei der Straftat kaum um einen versuchten Mord an Vanessa Martini handeln. Ihr Mann würde sich angesichts des Ehevertrages wahrscheinlich in große finanzielle Schwierigkeiten bringen. Vielleicht ging es bei dem Einbruch eher um Versicherungsbetrug? Auf jeden Fall würde er Frau Gerhardt bei seinem Besuch nach dem Wert des halb aus dem Rahmen geschnittenen Gemäldes fragen.
18
Als Barnowski das letzte Mal privat in Walsum-Aldenrade war, hatte es auf dem Marktplatz von Menschen nur so gewimmelt. Dagegen wirkte der Platz jetzt fast leer. Falls heute Markttag war, hatten die Händler ihre Stände schon abgeräumt, ihre nicht verkauften Waren wieder
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