Gefährliches Doppel - Duisburg-Krimi
Wahrscheinlich schmeckte der zweite warme Wodka gar nicht mehr so schlecht. Doch ehe er sich entschieden hatte, klingelte das Telefon.
»Ich hoffe, ich störe Sie nicht gerade«, hörte er Frau Gerhardts Stimme.
»Nein, nein«, versicherte Pielkötter schnell.
Tatsächlich freute er sich über den Anruf, hatte ihn in gewisser Weise sogar herbeigesehnt.
»Gestern habe ich Vanessa besucht«, erklärte Frau Gerhardt. »Sie war in einem schrecklichen Zustand, und ich habe ihr ins Gewissen geredet. Dabei habe ich auch von Ihrem Bekannten, diesem Psychologen, erzählt. Sie will tatsächlich mit ihm reden. Nun möchte ich keine Zeit verlieren, ehe sie sich das wieder anders überlegt.«
»Ich werde so schnell wie möglich mit Milton Kontakt aufnehmen«, versprach Pielkötter. »Allerdings benötige ich noch einige Informationen, um ihm zu zeigen, wie dringend die Angelegenheit ist. Am besten schaue ich bei Ihnen vorbei, dann können wir alles in Ruhe besprechen.«
War ihm etwa dieser eine warme Wodka zu Kopf gestiegen? Wie kam er dazu, sich einfach bei Frau Gerhardt einzuladen?
»Sie könnten heute Nachmittag zum Kaffee kommen«, erwiderte sie jedoch zu seiner Freude.
»Gern.«
Nachdem sie ihm noch ihre Adresse genannt hatte, verabschiedete sie sich. Pielkötter starrte auf den Hörer in seiner Hand. Zum ersten Mal an diesem Tag zeigte sich ein kurzes Lächeln auf seinem Gesicht.
Nachdem er einfach eine Weile in seine Gedanken vertieft in sei nem Sessel gesessen hatte, stand er auf und lief ins Bad. Es konnte nicht schaden, sich vor dem Kaffee noch etwas frisch zu machen. Als er noch tropfnass unter der Dusche stand, schneite Marianne herein.
»Telefon für dich, Frau Gerhardt. Die Haushälterin der Martinis.«
Pielkötters Laune stürzte um einige Grade auf der Skala nach unten. Was konnte dieser erneute Anruf schon bedeuten? Sicher eine Absage. Nebenbei fiel ihm auf, dass er Marianne offensichtlich noch nichts von der Kündigung erzählt hatte. Kein Wunder, wo sie so wenig Zeit miteinander verbrachten.
»Ist Frau Gerhardt noch in der Leitung?«
»Ja, ich konnte ja nicht wissen, dass du unter der Dusche steckst.«
Hastig trocknete er sich ab, band sich das halb nasse Handtuch um die Hüften und eilte aus dem Bad.
»Pielkötter, hier«, bemerkte er sichtlich angespannt.
»Vanessa hat mich soeben angerufen«, erklärte ihm Frau Gerhardt aufgeregt. »Gestern Nacht ist in ihrer Villa eingebrochen worden. Die Ärmste war völlig durcheinander. Sie ist so labil. Ich habe übrigens einen Verdacht, wer hinter dem Einbruch steckt. Glauben Sie mir, Vanessa ist in Gefahr.«
Bisher hatte Pielkötter nicht gewagt, ihren Redefluss zu unter brechen, aber wenn er ihr wirklich helfen sollte, war er auf prä zi sere Angaben angewiesen. »Wann genau hat der Einbruch denn stattgefunden?«, fragte er, ehe Frau Gerhardt weiterreden konnte.
»Gegen Mitternacht, sofern ich Vanessa richtig verstanden habe. Dabei weiß ich nicht einmal, ob ich mich auf ihre Angaben verlassen kann. Wahrscheinlich hatte der Lump sie wieder total mit Medikamenten zugedröhnt. Ich habe wirklich schreckliche Angst, er tut ihr was an .«
»Aber bei dem Ehevertrag würde er sich damit finanziell doch sehr schaden«, versuchte Pielkötter sie zu beruhigen. »Trotzdem nehme ich Ihre Befürchtung natürlich sehr ernst. Deshalb schlage ich vor, ich informiere mich genau über den Einbruch. Anschließend schaue ich bei Ihnen vorbei, wie abgemacht.«
Nachdem sie aufgelegt hatte, eilte Pielkötter ins Bad zurück. Während er sich ankleidete, gestand er sich ein, dass eine Absage ihn weit mehr aufgewühlt hätte als diese Einbruchsgeschichte. Zumal er davon ausging, dass sich Frau Gerhardt unnötige Sor gen machte. Aber nun hatte er ihr versprochen, sich der Sache anzunehmen. Zuerst überlegte er, direkt im Einbruchsdezernat anzurufen, entschied sich dann aber doch dagegen. Eigentlich hatte er nichts gegen die Kollegen, aber zumindest Ferdinand Holthausen war eine männliche Klatschtante in Reinkultur. Sofern Holthausen von seinem Anruf Wind bekam, wusste bald das gan ze Präsidium, was ihn während seiner Dienstunfähigkeit beschäftigte. Auf diese Publicity konnte er nun wirklich verzichten.
Schließlich entschloss Pielkötter sich, statt des Einbruchsdezer nats Jochen Drenck von der Spurensicherung einzuschalten. Zu mindest traute er dem Mann vom Erkennungsdienst absolute Verschwiegenheit zu, sofern er ihn ausdrücklich darum bitten würde. Nach zwei
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