Gefährliches Doppel - Duisburg-Krimi
Pfefferminz bestellen konnte.
»Wer?«, fragte er aus einer Laune heraus, obwohl ihn das herz lich wenig interessierte. Wahrscheinlich meinte der Mann sowieso den MSV oder irgendeinen anderen Fußballverein.
»Na, die Regierung.«
Verständnislos runzelte Pielkötter die Stirn.
»Dieses ganze Hin und Her mit die Steuern«, erklärte der Mann. »Aber egal, wat die mit uns veranstalten, besser wird sowieso nix.«
Pielkötter schüttelte den Kopf, zahlte und stieg wieder in seinen Wagen. Immerhin hatte er nun genug davon, sinnlos in der Gegend herumzufahren und die Regierung mit seinem Benzinverbrauch finanziell zu unterstützen. Er wollte nur noch auf dem schnellsten Weg ins Präsidium.
Unschlüssig stand Pielkötter wenig später vor seinem Büro: Sollte er zuerst einen Blick hineinwerfen oder doch lieber unangemeldet bei Barnowski reinschneien? Wenn er es sich so recht überlegte, war er eher in der Stimmung für eine wenig nette Über raschung. Barnowski hatte es wahrlich verdient. Schließlich hat te er sich nicht einmal gemeldet, um ihn über den neusten Stand der Ermittlungen aufzuklären.
Barnowskis Büro befand sich auf demselben Gang drei Türen weiter. Während Pielkötter mit Wucht die Klinke hinunterdrückte , schien sich sein Puls zu beschleunigen. Kein gutes Zeichen für sein inneres Gleichgewicht, jedoch war Dampf ablassen jetzt vielleicht genau das Richtige. Enttäuscht starrte Pielkötter in den menschenleeren Raum. Zum Donnerwetter, hatte sich denn heute alles gegen ihn verschworen? Zuerst wollte er das Büro sofort wieder verlassen, aber dann gewann doch die Neugierde, und er trat ein, um einen kurzen Blick auf Barnowskis Schreibtisch zu werfen. Leider war der so gut wie leer. Ein Zettel mit der Adresse von Heitkämpers Bruder lag obenauf, ein Blatt mit handschriftlichen Aufzeichnungen, die er nicht entziffern konnte, und ein Reiseprospekt. Pielkötters Puls beschleunigte sich ein weiteres Mal. Am liebsten hätte er die Schubfächer kontrolliert, aber so weit wollte er dann doch nicht gehen. Aufgebracht rauschte er aus Barnowskis Büro und lief direkt dem leitenden Polizeidirektor über den Weg.
»Hauptkommissar Pielkötter?«, fragte Theodor Kraschnitz , genannt, die Krake, verwundert. »Wie ich hörte, sind Sie krankgemeldet.«
»Mir geht es schon wieder besser«, antwortete Pielkötter. »Eigent lich könnte ich …«
»Sind Sie noch krankgemeldet oder nicht?«, schnitt Kraschnitz ihm das Wort ab.
»Das schon, aber …«
»Also kommen Ermittlungen nicht in Frage. Sie kennen doch die Rechtslage. Wenn Ihnen im Dienst etwas zustößt, haben wir ein Problem. Und ich habe wahrlich genug davon.«
»Wollte nur kurz im Präsidium vorbeischauen«, verteidigte sich Pielkötter.
»Dann lassen Sie das nicht zur Gewohnheit werden«, entgegnete die Krake und ließ ihn stehen.
Ärgerlich schaute Pielkötter ihm nach. Was hatte der alte Mann an der Bude noch gleich gesagt? Jedenfalls irgendwas mit »Scheiß«. Genau das trifft den Kern der Sache, dachte er und setzte sich missmutig in Bewegung.
17
Vorwurfsvoll sah Marianne ihm entgegen, als Pielkötter nach Hause kam. Offensichtlich hatte sie das Mittagessen schon abgeräumt. Zwar gab sie keinen Laut von sich, aber er las Anklagen in ihren Gesichtszügen, die er in diesem Moment kaum ertragen konnte.
Ich hätte niemals auf diesen Doktor Düllenhofer hören sollen, dachte er wütend. Dieser ganze Stress hier zu Hause macht mich doch erst richtig krank. Am liebsten hätte er gleich morgen früh die Arbeit wieder aufgenommen, aber nach seiner Begegnung mit Kraschnitz kam das wohl nur nach Rücksprache mit dem Arzt in Frage. Und der würde seine Zustimmung nicht geben, auch wenn Pielkötter keinen neuen Schwächeanfall erlitten und das Langzeit – EKG keinen besorgniserregenden Befund ergeben hatte. Den zu hohen Blutdruck bekam er sicher auch noch in den Griff.
Verärgert lief er zum Wohnzimmerschrank und holte eine Fla sche Wodka hervor. Die Flasche war lauwarm. Warum war der Wodk a nie kalt, wenn man ihn am nötigsten brauchte? Damit sollte ich für Kühlschränke werben, dachte Pielkötter und gab einen Laut von sich, der einem Grunzen ziemlich nahekam und entfernt an ein missglücktes Lachen erinnerte. Obwohl er keinen lauwarmen Wodka mochte, schenkte er sich ein Schnapsgläschen ein.
Nachdem Marianne ins Zimmer gerauscht war und ihn mit einem weiteren anklagenden Blick bedacht hatte, geriet er in Versuchung, die Prozedur zu wiederholen.
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