Gefährliches Doppel - Duisburg-Krimi
und gleichzeitig könnte er seine Neugier befriedigen. Immerhin wus ste er nun schon, dass Frau Gerhardt mit Vornamen Kathari na hieß, sofern das Namensschild an der Tür nicht log. Neugier war eben eine Art Berufskrankheit, was in diesem Fall jedoch nur die halbe Wahrheit ausmachte.
»Ich freue mich über Ihren Besuch«, begrüßte ihn Katharina Gerhardt, als sie ihm die Tür öffnete. Anschließend führte sie ihn durch eine Diele, in der es nach einer Mischung aus frischer Ta pete und Backwerk roch.
Pielkötter bemerkte sofort, dass Katharina noch attraktiver aussah als sonst. Jedenfalls hatte sie sich dezent geschminkt, was ihm bei den beiden ersten Begegnungen zumindest nicht aufgefallen war. Der beige Lidschatten betonte ihre ohnehin auffallenden meergrünen Augen. Ihre langen Beine steckten in einer schwarzen Bundfaltenhose, der grüne Kaschmirpullover schmiegte sich eng an ihren Körper, was sie sich bei ihrer Figur durchaus leisten konnte. Unwillkürlich zog Pielkötter seinen Bauch noch ein bisschen weiter ein.
»Nehmen Sie am Esstisch Platz«, forderte Katharina Gerhardt ihn auf, nachdem sie ein gemütliches kleines Wohnzimmer betreten hatten.
Der Tisch war bereits gedeckt. In der Mitte thronte ein Apfelkuchen. Geschickt balancierte Katharina Gerhardt ein übergroßes Kuchenstück auf seinen Teller und goss ihm eine Tasse Kaffee ein. Dass ich Kaffee trinke, weiß sie aus dem Besuch im Hafensturm , kombinierte Pielkötter.
»Ich bin sehr froh, dass Sie sich heute Zeit für mein Anliegen genommen haben«, eröffnete Katharina Gerhardt das Gespräch. »Sie können sich kaum vorstellen, in welcher Sorge ich um Vanessa bin. Erst die Kündigung und jetzt der Einbruch.«
Unwillkürlich runzelte Pielkötter die Stirn. »Ich verstehe den Zusammenhang nicht ganz«, sagte er ehrlich verwundert.
»Für mich ist das kein Zufall, da steckt was dahinter, das können Sie mir glauben. Das ist seine Strategie. Erst hat der Lump sie von allen Menschen, die ihr nah standen, isoliert und jetzt schreckt er auch vor einem Einbruch nicht zurück, um sie ganz zu verwirren. Ich habe solche Angst, was als Nächstes passiert.«
»Aber der Einbruch könnte doch einen ganz anderen Hintergrund haben«, erwiderte Pielkötter wenig überzeugt. »Immerhin lässt der Anblick der Villa sofort auf Wertgegenstände im Inne ren schließen. Soviel ich von einem Kollegen erfahren habe, wurde ein Bild halb aus dem Rahmen geschnitten. Zudem hat der Täter zwei Schubladen durchwühlt.«
Katharina Gerhardt winkte ab. »Der Lump hat eben einen Einbruch vorgetäuscht. Jedenfalls würde es mich kaum wundern, wenn er nichts mitgenommen hätte. Nicht einmal den antiken Leuchter auf dem Beistelltisch neben dem Sofa.«
»Vielleicht hatte der Täter keine Ahnung von dessen Wert«, entgegnete Pielkötter. »Offensichtlich war er aber an dem Gemälde links neben der Vitrine interessiert. Haben Sie eine Ahnung, was das Bild gekostet hat? Oder ob es versichert war?«
»Ich bin kein Experte, aber die wertvolleren Bilder hängen in einem Büro im ersten Stock.«
»Hm«, brummte Pielkötter.
»Vanessa hat mir erzählt, der Einbrecher sei vermummt gewe sen«, fuhr Katharina Gerhardt fort. »Alles andere hätte auch keinen Sinn ergeben, schließlich sollte sie ihren Mann nicht erkennen. Leider habe ich vergessen, Vanessa nach seiner Statur zu fragen. Ich tippe jedenfalls auf mittelgroß und schlank.«
»Diese Beschreibung wurde mir auch genannt, aber sie passt einfach auf zu viele Menschen. Zudem leuchtet mir immer noch nicht ein, warum ihr ehemaliger Arbeitgeber den Einbruch verübt haben soll.«
»Ich frage Sie: Gehen Einbrecher maskiert in die Häuser?«
»Nun, die wenigen, die wir auf frischer Tat erwischen konnten, haben sich diese Mühe nicht gemacht. Aber warum sollte jemand in seinem eigenen Haus einbrechen?«
»Um Vanessa zu verwirren, sie krankzumachen und so von der Firma fernzuhalten. Wahrscheinlich hat er Angst um seine Machtposition bekommen«, erklärte Frau Gerhardt. »An dem Morgen hat mir Vanessa noch versichert, sie wolle die Tabletten reduzieren. Zudem hat sie überlegt, mit dem Psychologen zu reden. Sie wollte raus aus ihrem Tief, wollte zurück ins Leben. Genau das wird ihrem Mann nicht gefallen haben. Sie war so stolz auf ihren Entschluss und hat es ihm direkt am Telefon erzählt. Damit hatte der Lump genug Zeit, den nächtlichen Einbruch vorzubereiten.«
Während Katharinas meergrüne Augen vor Aufregung blitzten, fühlte
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