Gefährliches Doppel - Duisburg-Krimi
sich Pielkötter, wie so oft in ihrer Nähe, in eine Zeit vor über dreißig Jahren zurückversetzt. Zwar teilte er ihre Ansicht nicht, dennoch zog ihn ihr Eifer in gewisser Weise magisch an.
»Eine psychologische Behandlung ist wahrlich nicht in seinem Sinn«, fuhr Katharina Gerhardt wütend fort. »Der Lump redet Vanessa höchstens noch mehr Schuldgefühle ein. Will das Leben ohne seine Frau genießen. Aber natürlich mit ihrem Geld.«
»Schuldgefühle?«
Leider ging sie nicht darauf ein.
»Um noch einmal auf seine Machtposition zurückzukommen«, sagte Pielkötter. »Wenn ich mich recht an unser Gespräch im Hafensturm erinnere, ist sein Handlungsspielraum wegen des Erbvertrages doch sowieso begrenzt.«
Frau Gerhardt seufzte. »Schon. Allerdings kenne ich seine Kompetenzen in der Firma nicht. Aber als Geschäftsführer wird er sich doch einiges erlauben können, zumal wenn seine Frau gar keinen Einfluss mehr ausüben kann.«
»Hat er den Posten eigentlich erst nach dem Unfalltod von Vanessas Eltern eingenommen?«
»Nein, die alten Martinis haben es schon mit ihm als Geschäfts führer versucht. Dabei hat der sich eigentlich immer nur für Tennis interessiert. Soviel ich weiß, hat er seine Ausbildung als In dustriekaufmann schon sehr halbherzig und mit schlechtem Ergebnis abgeschlossen. Danach hat er sich erst einmal ganz dem Tennisspielen gewidmet.«
»Wahrscheinlich mit besserem Erfolg«, erwiderte Pielkötter.
»Stimmt. In dieser Beziehung war er äußerst ehrgeizig. Er hatte schon während seiner Ausbildung einige Turniersiege errungen und die Aussicht auf eine steile Karriere stand sehr gut. Das passte auch wirklich zu dem geltungssüchtigen Lump.«
Pielkötter wollte zunächst fragen, woran die Karriere letztendlich gescheitert war, aber dann erinnerte er sich an seine Begegnung mit Herrn Martini. Der Mann hatte leicht gehinkt.
Ohne zu fragen, schenkte Katharina Gerhardt Kaffee nach. Offensichtlich war sie zu sehr mit ihren Gedanken beschäftigt.
»Ich bin ziemlich sicher, dass er eine Geliebte hat«, erklärte sie plötzlich.
Moralisches Fehlverhalten, dachte Pielkötter, aber nicht gerade strafbar. Verdammt, warum hatte der Kerl nichts verbrochen, dann hätte er wenigstens eingreifen können. Wenige Tage ohne Ermittlungsarbeit und schon solche absurden Gedanken. Wie konnte ein Polizeibeamter sich denn ein Verbrechen herbeiwünschen? Es wurde Zeit, dass er sich endlich auf Auszeit programmierte.
»Jetzt nehmen Sie erst einmal ein zweites Stück Kuchen«, platzte Frau Gerhardt in diesen frommen Wunsch.
»Danke, ich nehme gerne noch eins. Ihr Kuchen schmeckt wirklich köstlich.«
»Ich backe furchtbar gerne, aber für mich alleine lohnt sich der Aufwand kaum. Deshalb schätze ich es doppelt, dass Sie mich heute besuchen. Nicht nur wegen des Kuchens. Ich meine ... na ja, es tut gut, sich alles von der Seele zu reden.«
Endlich weiß mich jemand zu schätzen, dachte Pielkötter, und sieht in meinem Engagement keinen Übereifer.
»Warum glauben Sie an ein Verhältnis?«, fragte er neugierig.
»Ach, da gibt es mehrere Gründe. Ich war zwar nur einmal fast verheiratet, aber man hat ja so gewisse Vorstellungen vom Ehele ben. Jedenfalls läuft da nicht mehr viel zwischen Vanessa und ihrem Mann, wenn Sie wissen, was ich meine. Dabei sind die beiden noch jung und selbst in unserem Alter hat man doch noch gewisse Bedürfnisse.«
Während sie den letzten Satz aussprach, errötete Katharina Ger hardt. Pielkötter musste innerlich schmunzeln. Recht hat sie, dachte er und zog unwillkürlich eine kurze, nicht gerade aufbauende Bilanz.
»Außerdem sollte ich einmal seinen Anzug zur Reinigung bringen«, fuhr sie schnell fort. »Wie der nach Parfüm gerochen hat. Und es war nicht Vanessas. In der letzten Zeit benutzt sie nicht einmal welches.«
Mit grübelnder Miene rührte Katharina Gerhardt in ihrer Kaffeetasse herum.
»Manchmal denke ich, diese Frau ist ein weiterer Grund, warum der Lump Vanessa unbedingt loswerden will. Und dabei schreckt der vor nichts zurück, das können Sie mir glauben.«
»Dabei denken Sie aber nicht etwa an Mord!«
Katharina erwiderte nichts, was Pielkötter allerdings genug zu denken gab.
»Einerseits kann ich Ihre Sorge ja verstehen«, erklärte er. »Anderer seits spricht der Ehevertrag genau dagegen. Nach Vanessas Tod würde ihr Mann doch leer ausgehen.« Trotz dieses triftigen Ar guments schien er Katharina Gerhardt von der Grundlosigkeit ihrer Sorge nicht gerade
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