Gefährliches Doppel - Duisburg-Krimi
Rampenlicht zu agieren, saß er jetzt in einem dunklen Büro in der Firma herum.
»Unsinn«, erklärte er. »Du brauchst keine Angst zu haben. Hier bricht niemand mehr ein. Ich habe alles verriegelt. Zudem wurden Bewegungsmelder installiert.«
Er beeilte sich hinauszukommen, ehe Vanessa etwas erwidern konnte. Die Tür fiel hinter ihm ins Schloss und keine halbe Stunde später betrat Alexander das Duisburger Spielcasino.
Früher war er immer bis nach Aachen gefahren, aber seit WestSpiel auch im City Palais vertreten war, gehörte dieser Aufwand endlich der Vergangenheit an. Zudem hatte man das Casino mo dern und aufwendig hergerichtet. Tausende Lichter funkelten an der Decke, Sterne schwebten über dem Black-Jack-Tisch. Leider hatten die ihm meist kein Glück gebracht, ebenso wie die vier Cash Game Pokertische. Inzwischen hatte er sich auch mehr auf das Roulette-Spiel verlegt. Er liebte geradezu das Studieren der Permanenzen. Auch heute hatte er sich wieder die aktuelle Liste aller gefallenen Zahlen genau angeschaut.
Ungeduldig tauschte er 5000 € gegen Jetons. Wenig später setz te er siegessicher auf die Sieben, zumindest die Hälfte. Während die Kugel rollte, schwitzte er trotz der Klimaanlage. Wie gebannt starrte er auf den sich drehenden Zahlenteller. Kurz bevor er zum Stehen kam, kniff er die Augen zu. Erst als der Croupier das Ergebnis verkündete, schlug er sie wieder auf. Vingt-huit, nur eine Zahl daneben. Nur jetzt nicht weich werden, dachte er und setzte die restlichen Jetons erneut auf die Sept. Bald würde das Knausern sowieso ein Ende haben, davon war er überzeugt.
Nachdem der Croupier Alexanders restliche Jetons vom Spielfeld geschoben hatte, stand er ärgerlich auf. Er wollte endlich mehr sein als ein Geschäftsführer mit relativ bescheidenen Kompetenzen, wollte endlich wieder das Ansehen besitzen, das er als aufstrebender Tennisstar einst genossen hatte.
21
Alexander stutzte. Die Wände der Dusche waren voll frischer Wassertropfen. Neugierig befühlte er die Armatur. Vanessa hat te geduscht, und zwar kalt! Deshalb also war sie noch wach. Er stellte sich ihr aufreizendes Nachthemd vor, bei dem dünne Spaghettiträger einen Hauch durchsichtiger Spitze zusammenhielten. Es beflügelte seine Phantasie. Von wegen, Angst vor Einbrechern.
»Alexander, wo bleibst du?«, rief Vanessa leise aus dem Schlafzimmer.
»Ich bin doch schon hier«, erwiderte er, als er wenig später im Türrahmen erschien.
Erstaunt blickte er zu ihr hinunter. Die Bettdecke war etwas nach unten gerutscht, so dass er ihr Dekolleté sehen konnte. Durch die hauchdünne Spitze zeichneten sich ihre aufgerichteten Brustwarzen ab. Offensichtlich fror sie. Oder aber ... Ach, sie hat te schon lange nicht mehr nach Sex verlangt. Dennoch – dieser Blick, den kannte er noch sehr gut von früher. Irritiert kroch er in sein Bett und löschte das Licht. Er wünschte Vanessa eine gute Nacht, hauchte ihr einen flüchtigen Kuss auf die Stirn und wollte sich umdrehen. Doch sie hielt ihn mit beiden Armen fest, drückte sich an ihn, ließ ihren Mund über seinen Nacken streifen.
Er hätte der Versuchung gern nachgegeben, aber er war nach diesem Abend nicht wirklich in der Stimmung dazu. Was war überhaupt in sie gefahren? Warum musste sie gerade jetzt die alten Zeiten in Erinnerung bringen? Sanft, aber bestimmt machte er sich von ihr frei. In der Dunkelheit konnte er nur ihre Umrisse erkennen. Anscheinend hatte sie sich enttäuscht zusammengerollt. Er hörte einen unterdrückten Laut. Weinte sie?
»Wir müssen reden«, erklärte sie nach einer Weile völlig unerwartet.
»Worüber?« Warum mussten Frauen immer reden?
»Über unsere Ehe«, antwortete sie. »Wenn es denn noch eine ist. Wann haben wir das letzte Mal miteinander geschlafen? Ich weiß, es ist vor allem meine Schuld. Ich habe mich zu sehr auf meinen Kummer konzentriert. Und deinen darüber vergessen. Aber ich verspreche dir, dass alles anders wird.«
»Lass uns morgen darüber reden. Ich bin einfach zu müde. Du sicher auch. Oder hast du deine Tabletten noch nicht genommen?«
»Heute Abend war ich standhaft«, verkündete sie stolz. »Dabei fällt mir das nach dem Einbruch doppelt schwer.«
»Aber du darfst die Tabletten nicht einfach absetzen«, erklärte er mit einer Stimme, die keinen Widerspruch duldete. »Wer weiß, wie dein Körper darauf reagiert?«
»Die Tabletten machen alles noch schlimmer. Sobald sie wirken, f ühle ich mich nur müde. In diesem Zustand kann ich
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