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Gefährliches Geheimnis

Gefährliches Geheimnis

Titel: Gefährliches Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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von Aufregung, Gefahr und Opfern geprägt war, sondern auf behaglichem, starr errichtetem Wohlstand und Gesetzen aufbaute wie vor dieser Zeit, mit den alten Regeln und den alten Vorurteilen. Die Mächtigen waren immer noch mächtig, und die Armen waren immer noch stumm.
    Obwohl die Revolution gescheitert war, beneidete Monk Kristian und Max um ihre Vergangenheit. Er hatte keine Ahnung, ob ihm eine Sache je so leidenschaftlich am Herzen gelegen hatte, dass er dafür gekämpft hätte, gestorben wäre, etwas, was ihn in Freundschaft mit anderen verbunden hätte, die tiefstes Vertrauen bedeutete und Leben und Tod überdauerte und stärker war als gemeinsame Herkunft oder Erziehung und einen zum Teil eines Ganzen macht.
    Das Einzige, was er je in dieser Richtung erlebt hatte, war, für die Gerechtigkeit zu kämpfen, mit Hester und dann mit Oliver Rathbone und Callandra. Das war das gleiche Gefühl – der Wille, zu siegen –, weil es über indi- viduellen Schmerz, Erschöpfung oder Stolz hinaus eine Rolle spielte. Es war eine Art Liebe, die sie alle erhöhte.
    Monk schob seine leere Tasse weg und stand auf.
    »Morgen müssen wir Menschen suchen, die im Mai und im Oktober gekämpft haben«, sagte er, als auch Ferdi sich erhob. »Die auf meiner Liste. Ich kann nicht länger warten. Fangen Sie an, herumzufragen. Erzählen Sie, es sei für irgendwas, aber finden Sie sie.«
    Das erste erfolgreiche Gespräch war recht schwierig, weil es von Ferdi mit großer Begeisterung gedolmetscht wurde,
    aber notwendigerweise sehr viel langsamer hin und her ging, als wenn Monk nur ein Wort Deutsch verstanden hätte.
    »Was für Tage!«, sagte der alte Mann und nippte anerkennend an dem Wein, den Monk bestellt hatte. Sehr zu Ferdis Verdruss hatte er allerdings darauf bestanden, dass dieser Wasser bekam. »Ja, natürlich erinnere ich mich daran. Ist gar nicht so lange her, obwohl einem das jetzt so vorkommt. Abgesehen von den Toten, hat man das Gefühl, es hätte diese Zeit nie gegeben!«
    »Kannten Sie viele der Leute?«, fragte Ferdi begierig. Er brauchte keine Begeisterung zu heucheln, sie strahlte aus seinen Augen und zitterte in seiner Stimme.
    »Natürlich! Viele von ihnen. Sah die Besten – die, die es überlebten, und die, die es nicht überlebten.« Er rasselte ein halbes Dutzend Namen herunter. »Max Niemann, Kristian Beck, Hanna Jakob, Ernst Stifter, Elissa von Leibnitz. Habe sie nie vergessen. Schönste Frau in ganz Wien, das war sie. Wie ein Traum, eine Flamme in der Dunkelheit jener Tage. So viel Mut wie ein Mann … mehr noch!«
    Ferdis Augen strahlten. Er beugte sich mit offenem
    Mund vor.
    Monk versuchte, misstrauisch zu schauen, aber er hatte Allardyces Bild von Elissa gesehen und wusste, was der alte Mann meinte. Es war nicht die Perfektion des Körpers und auch nicht die Zartheit der Züge, es war die Leidenschaft in ihr, die Kraft ihrer Vision, die sie einzigartig machte. Sie hatte die Macht besessen, andere in ihre Träume hineinzuziehen.
    Der alte Mann sah ihn stirnrunzelnd an. Er sprach mit Ferdi, und Ferdi lächelte Monk an. »Er meint, ich soll Ihnen sagen, wenn Sie ihm nicht glauben, sollten Sie andere fragen. Soll ich ihm sagen, dass Sie das gerne tun würden?«
    »Ja«, sagte Monk schnell. »Fragen Sie ihn nach Niemann und Beck, aber machen Sie keinen zu eifrigen Eindruck.« Er musste etwas finden, was mit persönlichen Leidenschaften und Neid zu tun hatte, und weniger mit Geschichtslektionen, so feurig diese auch waren.
    Ferdi ignorierte seine Ermahnung mit großer Würde. Er wandte sich an den alten Mann, und Monk war genötigt, eine Viertelstunde ihrer angeregten Unterhaltung zuzu- hören, die größtenteils der alte Mann bestritt, bei der Ferdi aber immer aufgeregtere Fragen stellte. Ferdi warf Monk hin und wieder einen kurzen Blick zu, was bedeuten sollte, er solle ihn nicht unterbrechen.
    Sobald sie wieder draußen im Regen und den flackernden Lichtern der Gaslaternen waren, wo ihnen der Wind eisig entgegenschlug, erstattete Ferdi Bericht. »Max Niemann war einer der Helden«, sagte er aufgeregt. »Er setzte sich gleich von Anfang an für Reformen ein. nicht wie einige andere, die erst mal die Erfolgschancen einschätzten oder abwarteten, was ihre Freunde und Familie über sie dachten!«
    Sie kamen an eine Straßenecke, und eine Kutsche fuhr vorbei und spritzte Schlamm und Wasser auf. Monk machte einen Satz nach hinten, aber Ferdi war zu sehr in seine Geschichte vertieft, um es zu bemerken. Er war nass bis

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