Gefährliches Geheimnis
Monk schnell, der inzwischen einen Großteil der Unterredung sinngemäß verstand. »Spricht sie von Kristian?«
Aber wie es schien, war es Max, den sie schön fand.
»Nicht Kristian?«, hakte Monk nach.
Nach und nach entlockte Ferdi ihr ein Bild von Max, das ihn ruhiger als Kristian zeigte, mit einem verschrobenen Sinn für Humor und einem starken Sinn für Loyalität. Ja, natürlich war er in Elissa verliebt gewesen, das sah selbst ein Blinder! Aber sie verliebte sich in Kristian, und damit war die Angelegenheit geklärt.
Gab es Eifersucht? Die Frau zuckte die Schultern und sah mit einem kleinen, traurigen und wehmütigen Lachen zu Monk hinüber. Natürlich, aber nur ein Narr kämpft gegen das Unabänderliche. Kristian war der Anführer, der Mann mit den Träumen und dem Mut, Entscheidungen zu fällen und den Preis zu zahlen. Aber das war alles lange her. Sie war verheiratet und hatte vier Kinder. Kristian und Elissa waren nach England gegangen. Max ging es gut, er lebte irgendwo im Neubau-Bezirk, nahm sie an. Wollte Monk lange in Wien bleiben? Wusste er, dass Herr Strauss der Jüngere während des Aufstands zum Kapellmeister der Nationalgarde der Innenstadt ernannt worden war? Nicht? Doch, dem war so. Mr. Monk konnte unmöglich Wien besuchen, ohne sich ein Konzert von Strauss anzuhören.
Das wäre so, als sei man ein Fisch und würde nicht schwimmen. Es hieße, die Natur und den guten Gott verleugnen, der das Glück schuf.
Monk versprach, ihrem Rat zu folgen, dankte ihr für ihre
Gastfreundschaft und drängte Ferdi zum Aufbruch.
Sie trafen noch zwei weitere Menschen von Kristians Liste, und auch diese bestätigten alles, was Monk und Ferdi bis dahin erfahren hatten. Diesen beiden zufolge hatten die Revolutionäre weit gehend in großen Gruppen gearbeitet, und die Gruppe, die Kristian Beck geleitet hatte, hatte aus sieben oder acht Leuten bestanden. Max Niemann, Elissa und Hanna Jakob waren von Anfang an dabei gewesen. Rund ein weiteres halbes Dutzend war gekommen und gegangen. Vier waren umgekommen, zwei auf den Barrikaden, einer im Gefängnis, und Hanna Jakob war in einer Seitengasse gefoltert und erschossen worden, weil sie ihre Kameraden nicht verriet.
Der Himmel war klar, und es wehte ein eisiger Wind, der nach Schnee roch. Sie waren mit kalten Händen in die behagliche Pension zurückgekommen, wo Monk gezwun- gen war, dem schockierten Ferdi zuzuhören, wie er diese Geschichte mit kalkweißem Gesicht wiederholte. Monk war übel.
Sie saßen vor dem Feuer, Reste von Kuchen und Bier auf dem Tisch zwischen ihnen, während der letzte Schimmer des Sonnenlichts auf den oberen Rand der Fenster traf und die frühe Abenddämmerung hereinbrach. Monk versuchte sich vorzustellen, was in Kristian vorgegangen war, als er vor dreizehn Jahren von Hannas Tod erfahren hatte. Hanna war eine von ihnen gewesen, wenige Stunden zuvor hatte sie noch gelebt, und ihr Leben war kostbar wie ihrer aller Leben. Hatte er um diese Jahreszeit irgendwo in einem stillen Zimmer gesessen und an Hanna gedacht, die mitten unter Feinden in einer Gasse starb, schweigend, um die
Übrigen zu retten? Fühlte er sich schuldig, weil er lebte? Was hatten sie getan, um sie zu retten? Oder hatten sie nichts davon gewusst, bis es zu spät war?
»Dr. Beck scheint ein richtiger Aufwiegler gewesen zu sein«, sagte Ferdi, blinzelte heftig und schluckte. »Sie haben ihn wie verrückt respektiert, weil er nie anderen sagte, sie sollten Dinge tun, die er nicht auch selbst zu tun bereit war. Und er dachte stets mehrere Schritte voraus, was seine Entscheidungen nach sich ziehen würden, was sie kosten konnten.« Er senkte den Blick auf den Tisch und sprach leise weiter. »Einen Kommandanten einer Polizeidivision, Graf von Waldmüller, hasste er richtig. Es gab eine Art … Fehde zwischen ihnen. Dieser Graf von Waldmüller war ein großer Verfechter militärischer Disziplin und der Meinung, bestimmte Menschen seien zum Führen geboren und andere nicht. Er war ziemlich streng, und er und Dr. Beck gerieten aneinander, und jeder neue Zusammenstoß machte es nur schlimmer.«
»Was ist mit ihm passiert?«, fragte Monk.
»Er wurde bei den Kämpfen im Oktober angeschossen«, erwiderte Ferdi zufrieden. »Auf der Straße. Er führte die Armee gegen die Barrikaden, und Dr. Beck führte den Widerstand an.« Er machte ein reumütiges Gesicht. »Die Revolutionäre verloren natürlich, aber zumindest bekamen sie Graf von Waldmüller. Ich wäre gerne dabei gewesen, um
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