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Gefährliches Geheimnis

Gefährliches Geheimnis

Titel: Gefährliches Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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das zu sehen! Ein Leutnant des Grafen fand heraus, wo die Gruppe sich aufhielt, und führte die Truppen zu ihnen.« Er zitterte und griff nach einem neuen Stück Kuchen. »Allerdings zu spät. Elissa von Leibnitz hatte eine Nachricht zu einer der anderen Gruppen gebracht, die zur Verstärkung herbeieilte. Dr. Beck führte sie im Kampf an, und sie waren so tapfer und verhielten sich, als wüssten sie, dass sie siegen würden, und dieser Graf von Waldmüller wich zurück und wurde angeschossen. Verlor,
    wie es scheint, ein Bein.« Ferdi grinste plötzlich. »Hat jetzt eins aus Holz. Sie sagten, es sei Dr. Beck gewesen, der auf ihn geschossen hat! Ich weiß, wo Max Niemann wohnt! Sollen wir ihn morgen besuchen?«
    »Noch nicht«, sagte Monk nachdenklich. Er war sich be- wusst, dass Ferdi zutiefst enttäuscht war, und wunderte sich, dass Ferdis Vater seinem Sohn erlaubte, einem Mann, den sie nicht persönlich kannten, unbeschränkt zu helfen. Hatten Pendreighs und Callandras Briefe tatsächlich solches Gewicht, dass sie jegliche Besorgnis beschwichtigten?
    »Aber Sie wissen alles über ihn!«, drängte Ferdi, beugte sich vor und forderte Monks Aufmerksamkeit. »Was soll ich denn noch herausfinden? Dr. Beck lebt jetzt in England. Er und Elissa von Leibnitz verliebten sich ineinander und heirateten.« Einen Augenblick war seine Miene düster. »Die anderen sind tot. Was stimmt nicht, Mr. Monk? Ist es nicht das, was Sie brauchen?«
    »Ich weiß nicht. Es ist ganz sicher nicht das, was ich erwartet habe.« Er hatte nichts erfahren, was darauf hingewiesen hätte, dass Max Niemann nach London gefahren war, um eine alte Liebesaffäre wiederzubeleben, und, als er zurückgewiesen worden war, die Selbstkon- trolle verloren und zwei Frauen umgebracht hatte. Alle Geschichten, die Ferdi ihm erzählt hatte, hatten nur die Bande der Loyalität zwischen den dreien bestätigt, und es schien klar zu sein, das Elissa sich von Anfang an für Kristian entschieden und ihn geheiratet hatte, bevor sie Wien verließen. Wenn Niemann geglaubt hatte, Elissa habe sich anders entschieden, würde Monk unwiderleg- bare Beweise dafür finden müssen, damit es Pendreigh vor Gericht von Nutzen war.
    »Was ist mit Becks Freunden, die keine Revolutionäre waren?«, fragte er. »Er muss auch noch andere Menschen gekannt haben. Was ist mit seiner Familie?«
    Ferdi setzte sich auf. »Ich finde sie! Das dürfte nicht schwer sein. Ich weiß, wo ich fragen muss. Der Bruder meiner Mutter kennt jeden, und wenn nicht, kann er’s rausfinden. Er ist in der Regierung.«
    Monk zuckte zusammen, aber er war bereits über eine Woche von London weg. Er konnte es sich nicht leisten, allzu vorsichtig zu sein. Also erklärte er sich einverstanden.
    Sie brauchten weitere strapaziöse, kostbare zwei Tage, um ein Treffen mit Kristians Familie in die Wege zu leiten, und da sie – sehr zu Ferdis Verdruss – ausgezeichnet Englisch sprach, wurde er nicht gebraucht. Monk versprach, ihm alles Interessante zu erzählen, formulierte es sorgfältig, um sein eigenes Urteil herauszuhalten. Er sah Ferdis Gesicht aufleuchten und fühlte sich ganz unerwartet schuldig. Ferdi lauschte nicht seinen sorgfältig gewählten Worten, sondern der ehrlichen Absicht, an die er glaubte. Monk erkannte überrascht, dass er Ferdis Erwartung erfüllen würde. Ferdis Meinung lag ihm sehr am Herzen, und es war ihm egal, wenn er den Fall darstellen musste und Mühe hatte, alles zu erklären … was ihm bei Hester nichts ausmachte. Sie hatte dieses Recht verdient, und zudem war es bequem und oft sehr fruchtbar, seine Gedanken mit ihr zu teilen, selbst wenn sie nur halb oder missverständlich formuliert waren. Es half ihm, eine Sache zu klären, und oft konnte sie einen interessanten Beitrag leisten. Plötzlich wurde ihm jämmerlich klar, wie sehr er sie vermisste.
    Der fünfzehnjährige Ferdi, der ihn kaum kannte, war ganz anders. Trotzdem würde er es tun.
    Kristians älterer Bruder und dessen Frau lebten in Margareten, einer diskreten, aber offensichtlich wohlhabenden Wohngegend im Süden der Stadt. Monk
    hatte die Adresse und hatte inzwischen von Ferdi genug Deutsch aufgeschnappt, um eine Kutsche anzuhalten und dort wie verabredet an einem dämmrigen Nachmittag um fünf Uhr anzukommen.
    Er wurde, ähnlich wie in England, von einem Diener hereingebeten und in einen schönen, ziemlich überladenen Salon geführt. Der Raum war viel zu formell, um einem das Gefühl zu geben, dass man sich nach dem Essen um der

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