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Gefährliches Geheimnis

Gefährliches Geheimnis

Titel: Gefährliches Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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fragen, wie der seinen Tee wollte.
    »Und wenn sie es ihm vor kurzem doch erzählt hat, vielleicht bei einem Streit um Geld und dass sie alles ver- spielt hatte?«, sagte Runcorn und rührte Zucker in seinen Tee, klimperte mit dem Teelöffel an den Rand der Tasse.
    »Dann hat er noch mehr Grund gehabt, sie umzubringen.«
    »Das weiß die Staatsanwaltschaft nicht!«, sagte Monk heftig.
    Runcorn zog die Augenbrauen hoch. »Werden Sie nicht aussagen?«
    »Doch, aber das werde ich ihnen nicht erzählen. Es hat womöglich nichts damit zu tun. Es schürt nur Vorurteile gegen ihn.«
    Runcorn hob seine Teetasse hoch, stellte fest, dass der
    Tee noch zu heiß war, und stellte die Tasse wieder ab.
    »Weil er Jude ist?«
    »Nein! Um Gottes willen! Weil er es geleugnet hat, um sich die Dinge zu erleichtern. Es ist vollkommen in Ordnung, dass er Jude ist – aber es ist absolut nicht in Ordnung, ein Heuchler zu sein! Weder Christen noch Juden werden ihn dafür mögen.«
    »Sind Sie sicher, dass er es nicht wusste?«
    Darauf hatte Monk keine Antwort, aber während er dort saß und auf seinen Tee und die geschrubbte Platte des Küchentischs starrte, war die Möglichkeit unausweichlich, dass Elissa es Kristian erzählt hatte und dies der Tropfen war, der das Fass zum Überlaufen gebracht hatte und ihn die Selbstkontrolle verlieren ließ. Die Geschworenen
    würden dies viel schneller begreifen als er selbst. Sie würden nicht zögern, den Gedanken nicht verabscheuen, ihn nicht mit jedem Funken Willen und Phantasie wegschieben, nur damit er jedes Mal machtvoller zurückkehrte. Zudem war da auch noch der andere, unermesslich schlimmere Gedanke, dass er irgendwie von dem Verrat an Hanna Jakob erfahren hatte. Es würde niemandem schwer fallen zu glauben, dass er Elissa getötet hatte, um Rache zu üben. Und viele würden es glauben. Aber der Tod von Sarah Mackeson würde dafür sorgen, dass man ihm weder Mitleid entgegenbringen, noch mildernde Umstände gelten lassen würde.
    Runcorn trank seinen Tee. Monks Tee duftete köstlich, aber er ließ ihn stehen.
    »Wenn Sie an ihrer Stelle gewesen wären, verzweifelt auf der Suche nach Geld, um Ihre Schulden zu bezahlen, und voller Angst vor den Spielern«, sagte Runcorn grimmig, »und Sie hätten ihn in Wien gerettet, weil Sie über seine Familie Bescheid wussten – wären Sie nicht versucht gewesen, es ihm jetzt zu erzählen? Besonders wenn er wütend auf Sie gewesen wäre und sich womöglich herablassend über Ihre schlimme Sucht und die Verluste an den Spieltischen geäußert hätte.«
    »Ich weiß es nicht …« Monk machte Ausflüchte. Er trank einen Schluck Tee und war sich bewusst, dass Runcorn ihn anstarrte, Zweifel und Verachtung in seinen graugrünen Augen.
    Das Schweigen lastete immer schwerer auf ihnen. Monk war verdammt, wenn er sich ausgerechnet von Runcorn beeinflussen ließ! Runcorn, der ihn nicht leiden konnte, der sich jahrelang über ihn geärgert und stets versucht hatte, ihm ein Bein zu stellen. Runcorn, der einst sein Freund war, bevor Ehrgeiz und Neid die Freundschaft zerstört hatten. Das war eine schmerzliche Entdeckung
    gewesen, aber unleugbar. Vielleicht hatte er die größere Schuld daran. Er war der Stärkere. Runcorn war voller Vorurteile und versuchte stets, die Dinge zu tun, die andere gutheißen würden, und doch hatte er Mitleid für Sarah Mackeson gehabt. Halb hasste Runcorn Monk, halb sehnte er sich nach dessen Anerkennung … und erwartete von ihm, die Wahrheit über alles zu stellen, ganz egal, welche Schmerzen damit verbunden waren.
    »Wenn sie Dr. Beck für nicht schuldig befinden«, durchschnitt Runcorns Stimme das Schweigen, »müssen wir wieder von vorne anfangen. Irgendjemand hat diese beiden Frauen umgebracht, die erste vielleicht unbeabsichtigt, die zweite jedoch nicht. Sie wurde vorsätzlich ermordet.«
    »Ja, ich weiß«, stimmte Monk ihm zu. »Niemann wird jedenfalls aussagen, was immer es auch bringen wird. Er kann ihnen zumindest vor Augen führen, dass Kristian bei dem Aufstand ein Held war.«
    »Und sie eine Heldin«, fügte Runcorn unbarmherzig hinzu.
    »Und vielleicht, dass sie sich liebten. Das könnte helfen. Und dass sie sich nicht um ihre eigene Sicherheit kümmerte.«
    »Warum übte Gefahr eine derartige Anziehung auf sie aus?«, fragte Monk und sah nicht Runcorn an, sondern den schwarzen Küchenherd und den Schürhaken, der in dem halb leeren Kohlenkasten steckte. »Hat sie wirklich geglaubt, sie könnte immer gewinnen?«
    »Manche

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