Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gefährliches Geheimnis

Gefährliches Geheimnis

Titel: Gefährliches Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
Vom Netzwerk:
damit zu tun hatten oder wenn Imogen auf dem gleichen Weg der Zerstörung war wie Elissa Beck … Monk schob den Gedanken von sich. In Imogens fiebrigem Gesicht und ihren strahlenden Augen hatte er wahrhaftig Elissa gesehen. Er musste es Hester sagen. Es gab keine Alternative. Er musste ihr auch sagen, dass Kristian – ob zufällig oder absichtlich – in Bezug auf seinen Aufenthalt an dem betreffenden Abend nicht die Wahrheit gesagt hatte.
    Er ging die Treppe hinauf und schloss die Haustür auf. Die Gaslampe zischte schwach und warf ein warmes Licht auf die Umrisse, die ihm so vertraut waren, dass er sie ohne Zögern hätte zeichnen können – die Falten der Vorhänge, die genaue Form und Position der beiden Stühle, für die sie
    so sorgsam gespart hatten. Der runde Tisch war ein Geschenk von Callandra. Jetzt stand eine Schale mit bunten Blättern und Beeren darauf, die alle Farben des türkischen Teppichs widerspiegelten. Der Raum war ein bisschen kühl. Das Holz war vorbereitet, aber noch nicht angezündet. Hester wirtschaftete sparsam, bis er nach Hause kam. Sie hatte sich sicher ein Umhängetuch um die Schultern gelegt und vielleicht ein zweites über die Knie.
    Die Küchentür war offen. Sie stand vor dem kleinen Kochherd und rührte in einem Topf, einen Holzlöffel in der Hand, die Ärmel hochgerollt. In der Wärme des Zimmers und dem Dampf kringelten sich die Haare, die sich aus den Nadeln gelöst hatten, zu weichen Locken.
    Sie wandte sich um, als sie seine Schritte hörte und sein Schatten durch die Tür fiel. Sie lächelte ihn an. Und bevor er etwas verbergen konnte, sah sie den Ausdruck seiner Augen.
    »Was ist?«, fragte sie und nahm den Kochtopf von der Flamme, damit nichts anbrannte, während sie ihre Aufmerksamkeit ihm zuwandte.
    Er hatte nicht vorgehabt, es ihr gleich zu erzählen, aber je länger er damit wartete, desto sicherer würde sie sich sein, dass irgendetwas nicht stimmte. Es war entnervend, dass er so leicht zu durchschauen war. In eine solche Lage hatte er nie kommen wollen. Sie war der Preis für Intimität, vielleicht sogar für Freundschaft.
    »Was ist los?«, wiederholte sie. »Kristian?«
    »Ja …«
    Sie versteifte sich, die Farbe wich ihr aus dem Gesicht. Sie stellte den Topf weg, damit er ihr nicht aus der Hand fiel.
    »Ich habe seine Wege am Abend der Morde überprüft«, sagte Monk leise. »Er war nicht dort, wo er behauptet hat.
    Er hat die falschen Zeiten angegeben.«
    Ihre Nackenmuskeln spannten sich an, als erwartete sie einen Schlag.
    »Nicht unbedingt eine Lüge«, fuhr er fort. »Vielleicht hat er sich auch einfach vertan.«
    »Das ist nicht alles, nicht wahr?« Ihre Stimme klang scharf.
    »Nein.« Sollte er ihr jetzt von Charles und Imogen erzählen, alles in einem einzigen schrecklichen Hieb abhandeln? Vielleicht war Ehrlichkeit das Einzige, was noch heilsam war.
    »Was noch?«, fragte sie.
    Sie dachte, es gehe immer noch um Kristian, weshalb er zuerst darauf einging. Zudem führte der Bericht ganz natürlich zu der Frage, wo er Imogen gesehen hatte. »Ich war in der Swinton Street, in einer Spielhalle, ein Constable hat mir davon erzählt.«
    Er sah, dass sie ganz leicht zusammenzuckte. Er hatte keine Ahnung, dass sie Spielen so abstoßend fand. Verstand sie es überhaupt nicht? Sie besaß eine Spur Puritanismus, den er nur liebte, weil er ein Teil von ihr war. Er bewunderte ihn, und gleichzeitig machte er ihn rasend. Am Anfang ihrer Bekanntschaft hatte er diesen Puritanismus für Heuchelei gehalten und ihn verachtet. Später hatte er sich ermahnt, ihn zu tolerieren. Jetzt fand er ihn wieder merkwürdig engstirnig und erbarmungslos. Aber er wollte nicht streiten. Vielleicht schmerzte sie die Erinnerung an die Spekulationen und den Ruin ihres Vaters. Obwohl dieser nicht gespielt hatte; er hatte getan, was auch andere Geschäftsleute taten, und ein Großteil seines Verlustes war nicht vorhersehbar gewesen. Er war von einem durch und durch ehrlosen Mann betrogen worden.
    Hester wartete darauf, dass er fortfuhr, wollte ihn aber
    nicht drängen.
    »Elissa war ziemlich oft dort«, fuhr er fort. »Sie hat sehr viel verloren. Selbst wenn sie gewann, legte sie ihr Geld auf den Tisch zurück und spielte wieder darum.«
    Hester sah verwirrt aus und hatte ein leichtes Stirnrun- zeln im Gesicht. »Ich nehme an, das ist das, was Spieler tun. Wenn sie aufhören könnten, wenn sie gewinnen, wäre es kein Problem. Die arme Seele. Was für eine idiotische Art, sich – und die, die

Weitere Kostenlose Bücher